Die Drachenjägerin 3 - Winter, M: Drachenjägerin 3
es mir durchaus recht, wenn du zaubern könntest.« Und nicht ich. Der Zusatz, den er nicht aussprach, hing in der Luft, ein vages Eingeständnis, das noch nicht den Weg über seine Lippen fand.
Du bist schuld daran, hätte sie ihm nur zu gerne an den Kopf geworfen, aber sie begnügte sich damit, seine Frage zu ignorieren.
» Natürlich werden sie kommen und uns suchen, und vielleicht gehen sie sogar davon aus, dass wir diesen Ort hier finden«, meinte Nival. » Wir sollten Wachen aufstellen und einen Fluchtweg auskundschaften. Aber ich meine nicht Scharech-Par, sondern denjenigen, der dieses Essen bereitgestellt hat und dann verschwunden ist. Womöglich wird er hier gleich hereinschneien und sich erkundigen, warum wir ihm nichts übriggelassen haben.«
Das wohlige Gefühl wich allmählich. Widerstrebend ließ Linn sich von der Gefahr in die Wirklichkeit zurückrufen. » Er könnte höchst ungehalten sein, dass wir hier so einfach eingedrungen sind. Da wir etwas von ihm wollen, war es vielleicht nicht klug, dass wir uns so unverschämt bedient haben.«
» Diese Räume haben etwas Besonderes an sich«, sagte Nival leise. » Ich will nicht behaupten, etwas Heiliges. Aber ich gehe davon aus, dass niemand außer uns sich je hier heruntergewagt hat. Die Felsleute wachen über die Eingänge. Die Berge und der Sumpf sind so gut wie unüberwindlich. Höchstens ein Drache hätte einen Menschen herbringen und ihm helfen können, hier hereinzukommen – wie Gah Ran es wollte, aber leider nicht kann. Und höchstens ein Drache, der es vermag, Menschengestalt anzunehmen, kann die Eingänge passieren.«
» Dann muss es noch mehr ValaNaiks geben.« Linns Herz schlug unwillkürlich schneller. » Die hier unten leben – einer, zwei, vielleicht noch mehr?« Sie lauschte unwillkürlich. Gleich würden sie Schritte hören, gleich würde ein Fremder vor ihnen stehen, ein Mann mit markantem Kinn und arrogantem Lächeln.
Der Moment verging.
» Vielleicht ist er unsichtbar?«, meinte Nival zweifelnd.
Eben noch war Linn müde gewesen, jetzt wusste sie, dass sie selbst auf den weichen Kissen keinen Schlaf finden würde. » Willst du mir Angst machen? Bei der Vorstellung, dass hier unsichtbare ValaNaiks leben könnten, wird mir nicht gerade wohler.«
» Ich hasse Zauberei«, knurrte Arian.
» Ist das ein Witz?«, fragte Nival heiter.
Der Prinz seufzte. » Wir sollten schlafen, solange wir können, um uns für die nächste Auseinandersetzung mit Scharech-Par zu rüsten. Wer übernimmt die erste Wache?«
» Ich«, sagte Nival und starrte den Prinzen, der sich auf einer Decke ausstreckte, herausfordernd an.
» Was denn?«
» Es gibt hier noch mehr solche Schlafräume. Nebenan sind mindestens ebenso hübsche Kissen wie hier.«
Arian rollte mit den Augen und erhob sich träge. » Es ist ja eigentlich sicherer, wenn wir zusammenbleiben. Aber wie es dir beliebt, Herr Sammler-großer-Weisheiten.«
Nival blieb am Eingang der Grotte stehen, bis der Prinz verschwunden war.
» Musst du ihn immer so ärgern?«, fragte sie leise.
» Ja«, gab er zu, » das muss ich, und du weißt das sehr gut. Es fällt mir schwer, es zuzugeben, aber eigentlich ist er kein schlechter Kerl – auf seine eigene, fiese Art. Schlaf ein wenig, meine Liebe, ich werde dich später wecken.«
Linn gähnte unwillkürlich. Vielleicht würde sie doch schlafen können, unsichtbare Drachenkönige hin oder her.
Die nächsten Tage verbrachten sie damit, diesen Teil des unterirdischen Reichs auszukundschaften. Kein Raum glich dem anderen. Vergoldete Festsäle wechselten sich mit bizarren Tropfsteinhöhlen ab, heiße, sprudelnde Quellen mit klaren Rinnsalen, die von der Decke tropften, Grotten aus lavendelfarbigem Gestein mit schwarzem Fels, durch den sich goldene Adern zogen. Sie entfernten sich nicht allzu weit von der Sternenkuppel, wo sie den ValaNaik zu treffen hofften, doch weder dort noch woanders fanden sie einen Hinweis auf weitere Besucher.
» Hier steht schon wieder eine neue Mahlzeit«, stellte Arian am dritten Tag fest. » Diesmal hat sich der Koch wieder selbst übertroffen. Diesen, äh, etwas streng riechenden Käse halten vermutlich alle außer mir für eine außergewöhnliche Delikatesse. Wenn ich ehrlich sein soll, wäre mir eine schlichte Pastete, wie es sie bei uns zu Hause gab, viel lieber.«
Es schmerzte wie am ersten Tag, als Linn an Mora dachte. Auch Nival zuckte kaum merklich zusammen.
Selbst Arian spürte die plötzlich angespannte
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