Die Drachenjägerin 3 - Winter, M: Drachenjägerin 3
Scharech-Par doch selbst erlebt!«
Arian seufzte. » Ich weiß nicht mehr so recht, was ich glauben soll. Brahan, mein Held, mein Vorfahr – sich ihn in diesem Palast vorzustellen ist etwas ganz anderes, als das, was ich von den Bildern im Schloss her kenne. Dort ist eine Grube noch … eine Grube. Ein Loch mit Feuer und scheußlichen Gestalten, und es ist ein ungeheures Wagnis, dort einzudringen.«
Unzufrieden blickte er sich um, und sie verstand, was er meinte. Die Schönheit dieses Ortes war betörend. Es war keine Grube. Wäre es nicht unterirdisch gewesen, hätte man es nahezu himmlisch nennen können.
» Dein komischer Freund hat gefragt, ob ich an Geschichten glaube«, sagte Arian. » Vielleicht wäre es weniger schlimm festzustellen, dass sie nicht wahr sind, als zu erkennen, dass ihre Wahrheit eine andere ist als gedacht.«
» Ich glaube, es war nicht weniger gefährlich herzukommen. Dieser Ort ist voller Zauber. Sieh nur, alles ist vollständig erhalten.«
Linn betrat das mit üppigen Kissen ausgestattete Felsgemach. Im Gegensatz zu den Räumen in der Nähe des Eingangs fand sie es bemerkenswert schlicht. Keine goldenen oder mosaikverzierten Wände, keine Schriftzeichen oder Gemälde, sondern nur der nackte, grob behauene Fels. Als sie die Kissen berührte, hätte es sie nicht gewundert, wenn diese zu Staub zerfallen wären, doch die Seide war weich und vollkommen wie jenes Tuch, das Arian ihr einmal geschenkt hatte.
Leider konnte sie nicht darauf hoffen, dass es hier Nahrungsmittel gab, die die Zeit ebenso unbeschadet überstanden hatten. Das nagende Gefühl in ihrem Magen ließ sich von Wasser nicht auf Dauer besänftigen.
» Tijoanische Seide«, stellte Arian fest, der sich neben ihr auf den Kissen niederließ und prüfend daraufklopfte. » Allein das Zeug in diesem Raum ist ein Vermögen wert. Sieh dir nur mal diesen Teppich an. Der dort ist aus Seide, aber dieser hier, aus welcher Wolle ist er wohl gewebt? Wir sollten mitnehmen, so viel wir tragen können, und dann den Schacht suchen, durch den das Sternenlicht auf den See fällt. Wenn wir irgendwie hochklettern können, kommen wir zwischen den Bergen heraus, fern vom Dorf der Felsleute.«
» Hat jemand Hunger?« Nivals Gesicht leuchtete, er sah aus wie ein kleiner Junge, der zum Laranstag ein besonders großes Geschenk bekommen hat. » Lust auf«, er schnupperte an einem großen Beutel, » Beerenbrot, Kaninchenbraten oder lieber knusprige Vogelbeine? Oder doch eher Eierspeise?«
Linn und Arian sprangen auf.
» Woher …? Du scherzt!«, rief sie, aber der Duft all der aufgezählten Gerichte stieg ihr in die Nase, und wenn das Magie sein sollte, war es die echteste, unglaublichste, die ihr je begegnet war.
» Oder möchte jemand zuerst den anderen Raum besichtigen, den ich gefunden habe – mit einem interessanten steinernen Sitz, unter dem Wasser fließt?«
» Barbaren sind sie nicht«, murmelte der Prinz neidisch.
» Jetzt zeig schon!«, rief Linn.
Nival breitete das Essen auf einem der edlen Teppiche aus und benutzte dabei den großen Stoffbeutel als Tischdecke.
» Das habe ich gefunden«, sagte er stolz. » In einem der Nebenräume, der offenbar als Esszimmer dient. Es lag dort in einer Vertiefung in der Wand. Ist es zu fassen? Ich sage euch, diese Höhlen werden benutzt, und erst kürzlich muss jemand hier gewesen sein!«
» Scharech-Par«, nannte Linn den einzigen Namen, der ihr einfiel.
» Wie das? Er ist erst nach uns im Tal der Felsleute eingetroffen. Er kann unmöglich hier unten gewesen sein. Alles ist ganz frisch, diese Keulchen sind sogar noch warm! Von seinem letzten Besuch kann er die Sachen nicht übriggelassen haben.«
Während sie aß, war Linn völlig egal, woher das Essen stammte. Sie musste sich dazu zwingen, langsam zu kauen und sich den köstlichen Geschmack zu vergegenwärtigen, statt alles hinunterzuschlingen. Schließlich leckte sie ihre Finger ab und ließ sich wieder rücklings auf die Kissen fallen.
» Ah! Hier lässt es sich leben!«
» Beunruhigt dich nicht, dass hier außer uns noch jemand sein könnte?«, fragte Nival, aber erst, nachdem er die letzten Krümel verputzt hatte.
» Unser tijoanischer Freund?«, warf Arian ein. » Er wird nicht lockerlassen. Das nächste Mal wird seine Zauberin besser gewappnet sein. Ich verstehe übrigens immer noch nicht, warum du ihr nicht Paroli bieten kannst, Linnia. Hast du nicht sogar Drachen mit deiner Magie besiegt? Ich gebe es ungern zu, aber im Moment wäre
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