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Die Drachenjägerin 3 - Winter, M: Drachenjägerin 3

Die Drachenjägerin 3 - Winter, M: Drachenjägerin 3

Titel: Die Drachenjägerin 3 - Winter, M: Drachenjägerin 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maja Winter
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er und Sion beim letzten Mal benutzt hatten, wurde er langsamer. Sein Gefühl warnte ihn, dass etwas nicht stimmte. Je öfter er Magie benutzte, umso zuverlässiger wurde es. Vorsichtig schlich er näher.
    Der Drache war im Dunkeln kaum zu erkennen. Er hätte genauso gut ein dunkler Felsen sein können, der im Schnee hockte; nur weil Rinek diese Stelle kannte, merkte er, dass etwas anders war als beim letzten Mal. Der Drache verhielt sich völlig still, und Rinek hielt den Atem an und hoffte, dass das Untier ihn nicht bemerkt hatte.
    » Du.« Das Flüstern einer Stimme, die nicht menschlich war, sondern magisch. Wie das Knirschen von Schnee unter behutsamen Schritten, das Knistern brechenden Eises an überfrorenen Ästen. Eine Stimme wie ein vereister See. » Rinek Lester. Komm näher, wenn du dich traust.«
    Sich zu ducken nützte nichts. Er versuchte auch nicht zu fliehen. Sein Herz schlug schneller, während er in seiner Tasche nach einer unbenutzten Drachenschuppe tastete.
    Augen, in deren Tiefe man versinken wollte, Augen wie Teiche oder wie das Meer, das Rinek nur aus Erzählungen kannte und das er sich vorstellte wie den Himmel, weit und bewegt.
    Nie zuvor war er einem Drachen begegnet, dessen Magie so stark zu spüren war, dass es fast schmerzte.
    » Du bist aber kein ValaNaik, oder?«, fragte er vorsichtig.
    Das Untier lachte, und selbst in seinem höhnischen Gelächter vibrierte der Zauber, so überwältigend, dass sich die Welt um Rinek herum zu drehen schien. Vielleicht hätte ein gewöhnlicher Mensch bloß das Ungeheuer gesehen. Nur jemand, der nicht blind war, konnte geblendet werden.
    » Nein«, zischte der Drache.
    Solange sie sich unterhielten, würde er hoffentlich nicht angreifen. Rineks Finger erforschten unablässig seine Tasche, dabei hätte er sich längst eingestehen können, dass es keinen Zweck hatte. Keine Schuppe mehr. Das hieß, er war unbewaffnet.
    » Ein … Ran, oder? Einer der besonderen Familien?«
    » Du kommst der Sache schon näher.« Der Drache untermalte seine Worte, indem er sich dichter an Rinek heranschob. Seine Stimme bebte vor schlecht verhohlenem Zorn.
    » Scharech-Par lässt nach mir suchen, vermute ich.« Leider klang Rineks Stimme nicht annähernd so lässig, wie er sich gewünscht hätte. » Hast du vor, mich mitzunehmen, oder willst du mich an Ort und Stelle braten? Dann könntest du vielleicht Schwierigkeiten haben, meinen Tod zu beweisen und deine Belohnung einzufordern.«
    » Du überschätzt dich, Rinek Lester«, sagte der Drache. » Auf deinen Kopf ist kein Preis ausgesetzt. Dein Tod ist viel zu selbstverständlich, um dir mehr Aufmerksamkeit zu schenken als nötig.«
    Falls das so war, warum lebte er dann noch? Fast hätte Rinek diese Frage gestellt, doch möglicherweise stimmte der Drache ihm darin sofort zu. Hoffnungslosigkeit überfiel ihn bei dem Gedanken, der gleich danach in seinem umnebelten Hirn eintraf: Was war mit den anderen? Dass der Feind ihn hier abfing, konnte nur bedeuten, dass der Zufluchtsort der Rebellen entdeckt worden war. Wenn er tot war, kamen dann die anderen an die Reihe? Würde Scharech-Par seine Soldaten in das unterirdische Schloss schicken?
    » Warum bist du allein?«, fragte er. Wenn dieses Ungeheuer das einzige war, das von ihm wusste, durfte er es nicht zurückkehren lassen – wie, das wollte ihm leider nicht auf die Schnelle einfallen. » Warum hast du keine Armee bei dir? Hat dir dein Herr keine mitgegeben? Oder haben die anderen Drachen dir nicht geglaubt, und du bist deshalb ganz allein gekommen? Helfen sie dir nicht, wenn er es ihnen nicht befiehlt? Ein Einzelgänger, wie traurig! Freust du dich schon auf die Rückkehr deines Befehlshabers?«
    » Er ist zurück«, sagte der Drache. Seine Wut war wie ein Feuerwerk. Seine Emotionen mischten sich in die Magie, die er ausstrahlte, ein Geflecht aus Zorn und Hass, das die Welt in Stücke sprengen würde, wenn nur ein einziger Funken dazukam. Seine Pranke schoss vor und warf Rinek rücklings in den Schnee. Die Krallen bohrten sich durch seinen Mantel. Es fühlte sich an, als wäre ein Baumstamm auf ihn gefallen. Er ächzte, während die Luft aus seinen Lungen entwich und ein stechender Schmerz durch seine Rippen fuhr. Das war es dann also, dachte er verwundert. Nicht im Kampf und nicht auf der Flucht. Zu viel geredet, wieder mal.
    » Weg von ihm!« Die Luke flog auf, und aus der Öffnung stürzte Sion. Rinek sah sie aus dem Tunnel springen, sie streckte die Arme vor, gleich würde

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