Die Drachenjägerin 3 - Winter, M: Drachenjägerin 3
Wärme umgab sie.
Linn stand immer noch aufrecht. Es war nicht zu fassen, dass er das getan hatte, gegen alle Regeln. Zugleich wunderte sie sich, dass das Drachenblut auf ihrer Haut sie sogar gegen einen ValaNaik schützte. Es hätte nicht möglich sein dürfen. Scharech-Par wusste das ebenfalls. Er schrie vor Wut und hob die Pranke, um sie fortzuschleudern. Da warf sie sich nach vorne, tauchte unter ihm hindurch und schlug mit der goldenen Klinge gegen sein ausgestrecktes Bein.
Blut spritzte über sie hinweg. In diesem Moment merkte er, dass es ernst war. Er schrie wieder.
» Wie geht das?«, brüllte er. » Nichts kann mich verletzen!«
» Alle Zauber sind aufgehoben«, sagte Linn. Aus den Augenwinkeln bemerkte sie eine Reihe von Gestalten, die aus dem Portal herausstürmten. Okanion. Gunya. Soldaten. War nicht sogar Agga dabei? Nein, sie durfte sich nicht ablenken lassen.
» Was hat denn Zauber damit zu tun? Diesen Panzer kann nichts durchdringen!«, schrie er. » Nichts!«
Sie sprang wieder vor, wich seinem Hieb aus und führte einen Streich gegen seine Flanke. Erneut drang die Klinge glatt durch die Schuppen. Scharech-Par brüllte vor Schmerz. Etwas veränderte sich. Sein Zorn durchdrang die Luft wie mit stechenden Nebelschwaden. War es der Abend, die Dämmerung, die über die Stadt fiel wie ein Schleier, oder die Wut des Drachenkönigs? Alles wurde dunkel. Doch das goldene Schwert blitzte und funkelte. Es durchschnitt die Nacht. Es tanzte. Es stach ihn mit tausend Nadelstichen. Aber so schnell sie auch war, Scharech-Par war schneller. Er fuhr herum, ging auf sie los, hielt inne. Erst jetzt merkte Linn, dass sie Hilfe hatte. Gunya, an eine Dornlanze geklammert, hing an seiner Seite. Okanion kämpfte mit einem schweren Langschwert, das er mit beiden Händen halten musste und mit voller Kraft gegen den Schuppenpanzer krachen ließ.
Nichts davon hätte einem ValaNaik schaden dürfen. Selbst die Schuppe eines lebenden Drachen hätte die Macht der Waffen nicht verstärken können, jetzt, da ihre Magie zu den Drachen zurückgekehrt war – und gegen einen Drachenkönig wäre auch das sinnlos gewesen. Nur ein anderer lebender ValaNaik konnte stark genug sein.
» Tanz!«, jubelte die Stimme hinter ihren Augen. » Tanz mit ihm! O tanz, Drachenmaid, tanz mit dem kleinen Bruder!«
Linn gab ihr Bestes. Sie tauchte unter dem nächsten Schlag hindurch, sprang durch die Flammen und führte einen weiteren Streich. Sie glitt in seinem Blut aus, rollte sich herum und tänzelte erneut vor. Wieder rutschte sie aus, und diesmal erwischte die Pranke sie. Sie flog mehrere Gildreks weit, überschlug sich und blieb einen Moment benommen auf dem Pflaster liegen, so erschöpft, dass sie glaubte, nie wieder aufstehen zu können. Die Schmerzen zwangen sie zu Boden, als sie sich auf die Knie rollte. Sie konnte diesen Drachen verletzen, und sie hatte Helfer, aber letztendlich nützte das alles nichts. Es reichte nicht, um ihn zu besiegen. Sie hatte ihn schon einmal ins Herz getroffen, als er ein Mensch gewesen war, ein zweites Mal würde ihr das nicht gelingen.
Der Drachenkönig hatte ihre Schwäche bemerkt und wandte sich ihr zu wie eine Eidechse, die eine vielversprechende Beute entdeckt hat.
Steine flogen durch die Luft. Es war Nival, der Scharech-Par ablenkte, indem er ihn mit Bruchstücken aus der Mauer bewarf. Die Trümmer musste der Drache bei seinen wütenden Bewegungen selbst aus den reparierten Stufen herausgerissen haben. Nival warf die Arme in die Höhe und machte einen Salto, dann schlitterte er über das blutige Pflaster und blieb vor dem Drachen stehen. Sie erwartete, dass er etwas rief, ihn neckte oder provozierte, aber Nival lachte nur laut.
» Wer bist du eigentlich?«, fauchte Scharech-Par. » Ständig tauchst du auf. Was hast du hier zu suchen? Geh mir aus dem Weg, du Narr.«
Er hob die Pranke. Das genügte Linn, um zu sich zurückzufinden. Sie vergaß alle Schmerzen, und mit einem Aufschrei kehrte sie zum Kampfplatz zurück und schlug dem Drachen mit aller Kraft eine Kralle ab. Sein Wutgebrüll ließ das Schloss erbeben. Er fuhr herum, sein Schweif schleuderte Gunya gegen das Portal. Andere Kämpfer traten an ihre Stelle. Jemand warf ein Seil und fing ein zackiges Gelenk seines Flügels ein. Kreischend flatterte Scharech-Par, richtete sich auf und ließ sich auf den Rücken fallen. Linn konnte nur hoffen, dass ihre mutigen Helfer rechtzeitig zur Seite gesprungen waren. Einen Moment lang lag der Drache
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