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Die Drachenjägerin 3 - Winter, M: Drachenjägerin 3

Die Drachenjägerin 3 - Winter, M: Drachenjägerin 3

Titel: Die Drachenjägerin 3 - Winter, M: Drachenjägerin 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maja Winter
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sie war.
    Es zählte nicht, ob er ein ValaNaik war und nahezu göttlich. Es ging auch nicht um Hass und Rache oder um die Rettung all dessen, was sie kannte und liebte. Eigentlich zählten nur zwei Tatsachen:
    Er war ein Drache.
    Und sie eine Drachenjägerin.
    Die säuselnde, zischende Stimme hatte ihren Zauber verloren. Linn trat vor, setzte einen Fuß vor den anderen und lenkte seine Aufmerksamkeit von Pivellius ab, auf sich.
    » Die Statuen!«, rief sie. » Jetzt erkenne ich sie!«
    Verwundert betrachtete Scharech-Par sie. War er überrascht, weil sie noch lebte oder weil sie es wagte, ihn anzusprechen?
    » Ihr wart es«, sagte sie. » Die ValaNaiks. Wie waren ihre Namen? Belian Ran ValaNaik. Ich habe ihn unten in Steinhag gesehen. Und Biniras Ran ValaNaik, seinen Bruder. Und TaRan. Sie alle stehen in der Halle der Statuen – und im Schlosshof von Lanhannat. Wir alle kennen ihre Namen. Belim und Bellius heißen sie jetzt, nicht wahr? Treas und Trinias. Die VeaNaik-Königinnen dagegen sind so schrecklich alt, dass ihre Namen in Vergessenheit geraten sind. Deshalb haben wir keine Göttinnen mehr.«
    » Was?« Auch Pivellius erwachte aus seiner Erstarrung. » Was haben die Drachen mit unseren Göttern zu tun? Nichts! Gar nichts!«
    Der perlmuttfarbene Drache lachte. Sein Gelächter war wie Feuer, wärmend, wie ein Sonnenaufgang über den Bergen, aber obwohl sie seinen Zauber immer noch wahrnahm, erlag sie ihm nicht länger.
    » Wie oft kamen sie her, um die Welt der Menschen mit ihrer Anwesenheit zu beehren?« Sie schob Pivellius zur Seite. » Geht«, flüsterte sie. » Langsam. Nicht, als wenn Ihr fliehen würdet. Wendet ihm nicht den Rücken zu.«
    Der König starrte sie einen Moment an, dann wich der glasige Ausdruck aus seinen Augen. So viele Dinge nahm sie gleichzeitig wahr. Wie Nival die Arme ausstreckte, bereit, den alten Mann in Sicherheit zu bringen. Auch er war ganz bei sich. Auf den Stufen rappelte sich Rinek auf. Er zog den Saum seines Mantels hoch und betrachtete sein Holzbein, das keine Ähnlichkeit mehr mit der seltsamen Wurzel hatte, die sie hin und wieder erspäht hatte. Jetzt war es nur noch ein dicker Stumpen aus Holz. Rinek seufzte. Neben ihm auf den Stufen saß Wea und wirkte auf einmal klein und schwach. Vor ihr lagen ein paar Stofffetzen. Scharech-Par musste sie verloren haben, als er sich verwandelte.
    Linn suchte unauffällig den Boden ab. Es musste hier irgendwo sein …
    » Ja«, sagte Scharech-Par. » Wir sind eure Götter. Wir, die ValaNaiks. Wir sind es immer noch. Nichts kommt uns gleich. Wir entscheiden über Leben und Tod, über Wohl und Wehe. Wir schicken die Menschen, wohin es uns beliebt. Die letzten Generationen von ValaNaiks haben euch in Ruhe gelassen, sie lebten zurückgezogen in Steinhag. Dairan. Sein Vater Kian. Drachenkönige, die sich damit begnügten, über Steinhag zu herrschen, sich im Labyrinth zu verkriechen. Ihr Reich war unter der Erde, verborgen vor dem Licht des Himmels. Versteckt vor den Menschen. Unterirdisch. Sie haben darauf verzichtet, eure Götter zu sein, sie sind euch fremd geworden. Aber ich kenne die Menschen, vielleicht sogar besser, als sie sich selbst kennen.« Er breitete die Flügel aus. » Ich habe nicht vor, diesen Anspruch aufzugeben. Von nun an werden die Drachen wieder über der Erde herrschen.«
    Nichts konnte so schön sein. Nichts so groß und so schrecklich. Das letzte Sonnenlicht fing sich in seinen Schuppen, und etwas auf dem Hofpflaster blitzte auf.
    Linn bückte sich danach. Es war das goldene Schwert.
    » Was willst du damit?«, fragte Scharech-Par amüsiert. » Willst du es vor mir niederlegen, um mir ewige Treue zu schwören?«
    Linn lächelte. Natürlich hatte sie keine Chance, dieses riesige Untier mit dem absurd kleinen Schwert zu besiegen. Sie hielt die Klinge vor sich. Die Bedeutung der Worte kribbelte auf ihrer Zunge. Kein Drachenzauber. Nur ihr Name und der ihres Vaters.
    » Ich bin Linnia Adora Merina Harlon«, sagte sie. » Aus Brina in der Provinz Nelcken. Ich fordere dich heraus.« Der einzige Kampf, bei dem er sie nicht töten durfte: das Hohe Spiel.
    Er lachte immer noch.
    » Nenn deinen Namen, Scharech-Par.«
    » Meinen Namen?« Seine Stimme wurde lauter. » Dies ist mein Name, jetzt und für immer: Rean Tar Ran ValaNaik, König der Drachen.«
    Dann öffnete er das Maul und tauchte sie in Feuer.
    Es war die Flamme eines ValaNaik. Licht flutete um sie. Süß und scharf zugleich wie der Tod, ein Lied voller dunkler Worte.

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