Die Drachenjägerin 3 - Winter, M: Drachenjägerin 3
Dann stürzten sie sich alle gleichzeitig auf ihn.
Der Drachenkönig spie Feuer, aber es verbrannte die anderen nicht. Er kämpfte, aber nur sein Blut floss. Sie zerfetzten ihm die Flügel, und verzweifelt klammerte er sich an die, die ihm am nächsten waren, aber seine blutgetränkten Krallen glitten ab. Linn sah ihn fallen, kreiselnd wie ein welkes, vom Baum gerissenes, weiß vom Frost überfrorenes Blatt. Er schrie, doch die Drachen schrien noch lauter, sie übertönten seine Stimme, sie hörten nicht auf zu brüllen, und Linn wusste, dass sie diesen Laut niemals vergessen würde. Selbst die Götter mussten es hören und sich über den Rand des Himmels beugen, um nachzusehen. Dann fiel ihr ein, dass die Götter gar nicht dort wohnten, dass sie gestorben und verbrannt worden waren. ValaNaiks.
» Oh, du irrst dich, kleine Drachenmaid«, kicherte die Stimme. » Die ValaNaiks sind nichts als meine glänzenden Zehennägel, nichts als die Würfel im Becher, als der letzte Schluck des besten Tranks aller Zeiten. Ein Strahl des Mondes und eine Welle im Meer und ein Blatt im Wind. Ich bin das Zentrum. Ich bin, was zählt.«
» Hay Ran Birayik«, flüsterte sie.
» Na, geht doch«, lachte er. » Haben wir es nicht gut gespielt, dieses Spiel? Die Würfel sind gefallen. Die Kugeln sind gerollt. Wessen Hand war schnell genug, wessen Finger sind am geschicktesten? Wessen, wenn nicht meine?«
Gah Ran landete im Hof. Linn stolperte aus seiner Pranke auf das Pflaster und fiel in Rineks Arme.
» Da bist du ja wieder«, sagte er. » Nicht so schnell, wie ich dachte, glücklicherweise.«
» Was … was ist da oben eigentlich geschehen?«, fragte jemand, und zu ihrem Erstaunen erkannte sie Arian.
» Du lebst? Ich dachte, du seist tot!« Sie schnappte nach Luft. » O Arajas! Dann hätte ich das Hohe Spiel gar nicht mit Scharech-Par spielen dürfen! Dann habe ich ja selbst die Regeln gebrochen!«
Hay Ran Birayik lachte vergnügt. » Du wusstest es nicht, deshalb sei es dir verziehen.«
» Du wolltest, dass ich das Hohe Spiel spiele? Damit er die Regeln bricht?«
» Mit wem sprichst du?«, fragte Arian. » Wie wäre es, wenn jemand mir meine Frage beantwortet?«
Ein Fremder trat aus den Schatten, gehüllt in den Überwurf eines tijoanischen Soldaten. Seine nackten Arme ragten daraus hervor, und er trug keine Schuhe.
» Sie spricht mit dem Gott der Drachen«, erklärte er. » Mit dem Gott des Spiels. Wir haben ihm heute gehuldigt. Unser Leben gehört unserem König, doch wenn er gegen das Hohe Spiel verstößt, kann er nicht länger über uns herrschen.« Der Fremde lächelte grimmig. » Wenn er ein wahrer Drache gewesen wäre, hätte er das gewusst. Nur ein Mensch kann glauben, damit durchzukommen.«
» Ojia Ban?«, fragte Linn ungläubig.
Er sah viel jünger aus, als sie erwartet hatte, wie ein Mann von Ende zwanzig. Obwohl es im Schlosshof fast dunkel war, erkannte sie das leuchtende Himmelblau seiner Augen.
» Und wo …« Sie drehte sich suchend um. » Wo ist Gah Ran?«
» Vermutlich sucht er sich was zum Anziehen«, meinte Ojia Ban und grinste. » Unsere Gewänder sind fertig, soviel ich weiß, aber wir müssen sie erst aus Quint holen. Bis dahin müssen wir nach jeder Verwandlung improvisieren.«
Sie starrte ihn an.
» Was?«, fragte er.
» Ich habe nicht erwartet, dass ich dich mögen könnte«, musste sie zugeben. » Immerhin …«
» Ich weiß, was ich getan habe«, sagte er so leise, dass die anderen ihn nicht hören konnten. » Ich weiß es. Wir alle tun, was wir tun müssen. Außer Gah Ran natürlich.«
Auch Rinek hatte sich davongestohlen, und Linn vermisste noch jemanden. Einige holten Fackeln. In ihrem Licht erkannte sie erst, wie viele Tote es gegeben hatte. Okanion lag lang ausgestreckt über den Stufen, ein schiefes Lächeln auf dem zerstörten Gesicht. Neben ihm ruhte Wea, von einem Trümmerteil getroffen. Keine Schutzzauber hatten sie vor ihrem Schicksal bewahren können, als die Magie zu den Drachen zurückkehrte. Gunya lebte noch, aber sie konnte sich nicht bewegen.
» Es hat sich gelohnt«, flüsterte sie und drückte Linns Hand.
» Jemand muss sie heilen«, forderte König Pivellius. Er strahlte über das ganze Gesicht, nichts von dem ganzen Leid um ihn her konnte ihn berühren. » Vielleicht kann ich es? Ich habe gezaubert«, ließ er jeden wissen, der in seine Nähe kam. » Ich kann Caness. Caness hebt alle Zauber auf! Ich habe mich selbst wieder sichtbar gemacht. Ich allein!«
» Heile
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