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Die Drachenkämpferin 01 - Im Land des Windes

Titel: Die Drachenkämpferin 01 - Im Land des Windes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Licia Troisi
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sollte sie tun? Ohne dieses Ziel würde sie wie ein leerer Sack sein. Dennoch ...
    Dennoch weckte der Umgang mit Ido immer mehr Zweifel. Wie schaffte es ihr Lehrer, zu kämpfen, ohne zu hassen? Von woher bezog er seine Kraft?
    Aus der Schönheit des Lebens, sagte er.
    Ja, es hatte eine Zeit gegeben, in der auch Nihal das Leben schön vorgekommen war. Doch diese Zeiten waren vorbei. Nun war ihr Dasein gekennzeichnet von den harten Übungsstunden am Tag und den bedrückenden Albträumen in der Nacht.
    Zuweilen dachte sie daran zurück, was sie in der Nacht vor ihrer ersten Schlacht gefühlt hatte, an die Bilder eines anderen Lebens, die sie damals vor sich sah. War dies das Leben, das alle liebten? Schon möglich, aber ihr kam es so fern vor wie ein unerreichbarer Traum.
    Im Hauptlager war Nihal natürlich vielen aufgefallen, und so kam es, dass ihr Training zunehmend von einer kleinen Menge Knappen und Soldaten verfolgt wurde. Sie mit Ido kämpfen zu sehen, dessen Fertigkeiten allen bekannt waren, war ein Schauspiel, das man nicht versäumen wollte. Weil Nihal so geschickt war, so gut und vor allem so schön.
    Dabei hätte man nicht behaupten können, dass sie einem klassischen Schönheitsideal entsprach, doch von ihrer ganzen Gestalt ging eine besondere Faszination aus. Der stolze Blick ihrer violetten Augen unter den langen Wimpern. Ihre gertenschlanke Figur mit den doch sehr weiblichen Rundungen. Wie sie sich im Kampf bewegte, verzauberte jeden Betrachter. Und zudem war sie, abgesehen vom Umgang mit ihrem Lehrer - dem Einzigen, an den sie das Wort richtete -, so kalt wie Eis.
    Und so kam es, dass sie für die Soldaten mehr und mehr zum Objekt der Begierde wurde. Ja, man schloss sogar Wetten darauf ab, wem es als Erstem gelingen würde, sie zu umgarnen. Doch Nihal marschierte weiter mit martialischem Schritt durchs Lager und ignorierte die Blicke, die sich von allen Seiten auf sie richteten. Es ging ihr auf die Nerven, wenn man sie aus allzu lasziven Augen anstarrte. Mit Fens Tod hatte sie aufgehört, sich als Frau zu betrachten. Nun war sie nur noch eine Kriegerin, mehr nicht. Hin und wieder suchte auch jemand ohne Hintergedanken Kontakt zu ihr, aber auch dann gab Nihal ihre distanzierte Haltung nicht auf.
    Selbst ihr Verhältnis zu den anderen Frauen im Lager wurde mit der Zeit nicht enger: Diese neideten ihr den Erfolg bei den Männern und lehnten sie gleichzeitig ab, weil sie so stark war und wie ein Mann kämpfte. Sicher gab es auch Ausnahmen. So hatten einige Mädchen versucht, sich mir ihr anzufreunden, doch Nihal sah kaum Gemeinsamkeiten mit diesen jungen Damen, die den ganzen Tag zu Hause waren, ihren Müttern halfen und nur darauf warteten, alt genug zu sein, um in den Hafen der Ehe einlaufen zu können.
    Sie war allein. Und das einzige Wesen, um dessen Aufmerksamkeit sie sich bemühte, war kein Mensch, sondern ein Drache.
    Nihal war buchstäblich in ihn verliebt.
    Sie spürte, sollte es ihr tatsächlich einmal gelingen, auf einem Drachen zu reiten, dann nur auf diesem launischen Tier und sonst keinem.
    Nach den ersten fehlgeschlagenen Annäherungsversuchen hatte Ido ihr freie Hand gelassen.
    »Ich habe dir erklärt, wie sich ein Drache verhält und wie man sich ihm gegenüber verhalten muss. Nun ist es an dir, herauszufinden, wie du es schaffen kannst, dass er dich akzeptiert. Wenn du ihn besteigen kannst, fangen wir ernsthaft mit der Arbeit an.« So blieb es Nihal überlassen zu entscheiden, wann und wie sie ihm näher kam. Mit dem Wärter der Stallungen hatte sie vereinbart, dass der Drache jeden Tag gleich nach dem Mittagessen für das Training bereitstehen sollte.
    Beim ersten Mal begann Oarf, der wieder angekettet am hinteren Ende der Arena lag, sofort zu fauchen, als er sie sah.
    Reglos, die Fäuste geballt, blieb Nihal am anderen Ende der Kampfbahn stehen. Sie spürte den Hass des Drachen, doch sie wich nicht zurück. Er forderte sie heraus, und sie musste ihm beweisen, dass sie stärker war als er, dass sie nicht nachgeben würde. Lange stand sie so da und übte sich darin, diesem Blick voller Verachtung aus den feuerroten Augen standzuhalten.
    Einige Tage lang blieb der Wärter noch eine Weile, um Nihal zuzuschauen, doch es war immer wieder das gleiche Ritual: Nihal und Oarf starrten sich den ganzen Nachmittag nur feindselig an. Ein Schauspiel von tödlicher Langeweile.
    Fragte ihn jemand nach seinen Eindrücken, so antwortete er nur: »Also für mich ist die übergeschnappt. Die steht nur wie

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