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Die Drachenkämpferin 01 - Im Land des Windes

Titel: Die Drachenkämpferin 01 - Im Land des Windes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Licia Troisi
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sie zu ihren Füßen von Kobolden umringt war. Ein jeder von ihnen erstrahlte in einem zarten farbigen Licht. In ihrer Mitte Phos, der auf dem Bauch, das Kinn in die Hände gestützt, im Gras lag und sie lächelnd anblickte.
    »Wie war die Reise?«
    »Wunderbar«, antwortete Nihal, in den Augen und im Herzen noch all die Bilder, die sie gesehen hatte.
    Um das Abendessen hatte sich diesmal Phos gekümmert.
    »Bleib du nur sitzen. Wir suchen etwas, mit dem wir uns stärken können«, hatte er gesagt und war rasch mit einigen seiner Gefährten im Dickicht verschwunden. Als sie wieder auftauchten, brachten sie in einem Tuch, das vier Kobolde geöffnet an den Zipfeln trugen, einen ganzen Berg der leckersten Herbstfrüchte herbei. Nachdem sie sich an dem Obst gesättigt hatten, reichte Phos Nihal eine Schale, die mit einer durchsichtigen, zähen Flüssigkeit gefüllt war. »Probier mal.«
    Ein wenig misstrauisch schnupperte Nihal daran.
    »Koste nur, es schmeckt herrlich, und außerdem wird es dir helfen, nach den großen Anstrengungen wieder zu Kräften zu kommen.«
    Nihal führte ein wenig davon zum Mund: Es schmeckte tatsächlich köstlich. »Das ist Ambrosia, Harz vom Vater des Waldes, des mächtigsten Baumes in diesem Wald. Nicht schlecht, oder?«
    Nihal trank, bis sie genug hatte, während Phos und die anderen Kobolde munter weiter plauderten. Als sie sich schließlich im Gras ausstreckte, um hinauf zum Sternenhimmel zu blicken, fielen ihr augenblicklich die Augen zu.
    In jener Nacht schlief sie vollkommen traumlos.
    Sehr erholt wachte sie am nächsten Morgen auf. Phos war bei ihr, allein. »Gehst du heute wieder fort?«
    Nihal rieb sich die Augen. »Ich denke schon. Soana wird mich abholen kommen.« »Wir sind jetzt Freunde, nicht wahr?« »Gewiss sind wir das!«
    »Ich habe hier etwas für dich. Ein Pfand unserer Freundschaft.«
    Der Kobold reichte ihr einen Edelstein: Er war weiß, doch in seinem Innern glitzerten Tausende von Splittern in allen Farben des Regenbogens. Nihal drehte ihn in den Händen hin und her und betrachtete ihn bewundernd.
    »Dies ist eine Träne«, erklärte Phos. »Man findet sie zu Füßen des Vaters des Waldes: Wenn das Ambrosia hart wird, bilden sich solche Steine. Sie wirken wie eine Art natürliche Verstärker, die die Kraft eines Zaubers steigern und verlängern. Ich dachte, das sei das passende Geschenk für dich, wenn du mal Zauberin bist. Zudem dienen sie uns als Erkennungszeichen: Diese Bäume finden sich auch in anderen Wäldern, und so haben wir ihre Tränen zum Symbol unseres Volkes auserkoren. Wohin du auch gehst, werden dich die Kobolde an diesem Stein als Freundin erkennen.«
    »Vielen Dank, Phos, er ... er ist wirklich wunderschön.«
    Nihal war gerührt. Wie gern hätte sie sich mit einer Gegengabe erkenntlich gezeigt, doch besaß sie nichts Gleichwertiges, das sie hätte verschenken können. Da fiel ihr Blick auf das Schwert, das noch an dem Steinsessel lehnte. »Ich habe gar nichts, was ich dir jetzt schenken könnte«, sagte sie zu dem Kobold. »Woran ich aber am meisten hänge, ist mein Schwert. Ich werde meinen Vater bitten, es einzuschmelzen und daraus ein kleineres für dich zu schmieden, das deiner Größe gemäß ist.«
    Phos schlug begeistert mit den Flügeln. »Du wirst sehen, ich werde mit dem Schwert umzugehen lernen und der beste Fechter unter den Kobolden der Aufgetauchten Welt werden.«
    Sie lachten. Da plötzlich spitzte Phos die Ohren.
    »Soana ist schon auf dem Weg. Es ist wohl besser, wenn sie mich nicht bei dir sieht. Sie würde es nicht begrüßen, dass ich dir geholfen habe.«
    Er lächelte ihr noch einmal zu und verschwand dann wie der Blitz.
    Kurz darauf traf Soana in Sennars Begleitung ein. Sie sah noch schöner aus als ohnehin schon und trug ein prachtvolles violettes Gewand, das mit magischen Runen und Symbolen in Schwarz und Gold bestickt war. »Nun, wie ist es dir ergangen?«, fragte sie. Nihal genoss ihren Triumph. »Sehr gut. Ich bin ganz eng in Verbindung getreten mit der Natur. Es war ein phantastisches Erlebnis.«
    Soana lächelte geheimnisvoll und gab Sennar ein Zeichen.
    »Wir werden sehen.«
    Der junge Zauberer entnahm einem Beutel sechs Steine, legte sie auf dem Boden nach einem präzisen Muster aus und konzentrierte sich: Plötzlich bildeten sich sechs Lichtstreifen, die die Steine zu Paaren verbanden und einen Stern entstehen ließen. Er legte seine Hand hinein, und sofort loderte eine hohe Flamme auf.
    Erst jetzt trat Soana hinzu.

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