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Die Drachenkämpferin 01 - Im Land des Windes

Titel: Die Drachenkämpferin 01 - Im Land des Windes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Licia Troisi
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das mächtige Tier zu.
    Nihal folgte ihm nach kurzem Zögern. Mit jedem Schritt, den sie näher kam, nahm sie mehr Einzelheiten wahr: Der Drache hatte durchdringende rote Augen, die sie wie aus längst vergessenen Zeiten musterten, seine Flügel waren jetzt angelegt und bedeckten seine majestätischen, von Leben pochenden Flanken. Reglos wie eine Statue stand er da, und so stolz wie eine Statue wirkte er auch. Sein Leib war von einem hellen Grün in vielerlei Abtönungen: An den Kopfseiten ging es in Rot über, verdunkelte sich an den Dornfortsätzen der Wirbelsäule und den Äderungen der Flügel, und auf der Brust wurde es noch heller.
    Nichts auf der Welt, dachte Nihal, war so stark und so schön, nichts so grandios und so mächtig: Wie mochte es erst sein, auf ihm zu reiten, seinen Herzschlag zu spüren, mit ihm am Himmel Bahnen zu ziehen ...?
    Als Sennar begann, den Drachen am Maul zu streicheln, schrak der Ritter sofort auf: »Vorsicht, Junge!«
    »Kein Sorge«, beruhigte ihn Sennar, ohne innezuhalten.
    Skeptisch sah der Ritter ihm zu, bereit, beim kleinsten Anzeichen von Gefahr sofort einzugreifen, merkte jedoch bald, mit einer gewissen Überraschung, dass sich sein Drache ganz ruhig verhielt. Ja, dass er sich sogar sichtlich wohl fühlte.
    Nihal konnte nicht widerstehen. Sie trat noch ein Stückchen näher heran und streckte ihrerseits die Hand aus, als Soanas Stimme sie zurückhielt.
    »Nein, du nicht, Nihal! Ein Drache ist nur seinem Herrn ergeben und lässt sich nicht von Fremden berühren. Sennar ist eine Ausnahme, er kann zaubern.«
    Enttäuscht ließ Nihal ihre Hand sinken: Wie gerne hätte sie dieses Geschöpf einmal berührt! Für sie verkörperten Drachenritterall das, was sie einmal zu sein wünschte. Sie waren die besten Krieger der Aufgetauchten Welt und kämpften auf Seiten der freien Länder gegen den Tyrannen. Zudem konnten sie auf ihren Drachen, mit denen sie zu einer Einheit verschmolzen, frei durch die Lüfte schweben.
    »Das ist Fen, der General des Drachenordens aus dem Land der Sonne«, erklärte Soana jetzt. »Fen, darf ich dir meinen Schüler Sennar vorstellen? Und das ist Nihal ... Nihal?« Nihal aber konnte den Blick nicht von dem prächtigen Tier abwenden. Verdattert stand sie da und hatte gar nicht gemerkt, dass Soana sie ansprach.
    Erst ein Ellbogenstoß von Sennar brachte sie dazu, dem Ritter ihre Aufmerksamkeit zuzuwenden. Und der Anblick traf sie wie ein Blitz. Fen war ein junger Mann, wenn auch kein Jugendlicher mehr. Groß gewachsen und von imposanter Gestalt, war er von einer Schönheit, die Nihal nur bei einer Statue für möglich gehalten hätte. Unter der Rüstung erahnte man den muskulösen Körperbau eines Athleten, sein kastanienbraunes Haar war gelockt, sein Gesicht perfekt oval, und seine klar gezeichneten, vollen Lippen verzogen sich zu einem kecken Lächeln. Seine Augen aber waren von einem intensiven Grün,- es war das Grün des Bannwaldes im Frühling, das Grün aller Smaragde der Aufgetauchten Welt.
    So musste ein Held sein, dachte Nihal, schön, stark und mutig wie dieser Ritter. Plötzlich spürte sie, dass sie errötet war,-sie stammelte einige wenige Worte, hatte dabei aber das Gefühl, als würde sie eine ganze Geschichte erzählen.
    Fen lächelte die beiden Jugendlichen an. »Ich freue mich, euch endlich kennen zu lernen. Soana hat mir schon viel von euch erzählt«, sagte er. »Und ich muss wirklich zugeben, Sennar, ich habe noch nie erlebt, dass jemand Gaart wie ein Kätzchen streicheln konnte!«
    Dann wandte er sich wieder Soana zu und ergriff sanft ihren Arm. »Es war sicher eine beschwerliche Reise.«
    »Nein, gar nicht. Es war ein Vergnügen. Der Sommer ist so schön ...«
    »Eigentlich sehe ich es gar nicht gern, dass du in diesen Zeiten allein unterwegs bist«, unterbrach er sie.
    »Unsinn«, erwiderte sie mit einer verächtlichen Handbewegung. »Du weißt doch, dass ich mich schon verteidigen kann.«
    »Gut, wie dem auch sei, jedenfalls bringe ich dich jetzt zum königlichen Palast.« Ohne ein weiteres Wort fasste er Soana, ihren amüsierten Protesten zum Trotz, fester unter, hob sie hoch und platzierte sie galant im Amazonensitz in Gaarts Sattel. »Und für euch beide habe ich zwei Pferde besorgt: Einer meiner Knappen erwartet euch an der Grenze.«
    Mit einem Mal fand Nihal die Sprache wieder. »Kann ich nicht auch auf dem Drachen mitreiten?«
    »Tut mir Leid, Nihal, aber mehr als zwei Menschen kann Gaart nicht tragen.« »Es ist nur ..., weil er

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