Die Drachenkämpferin 01 - Im Land des Windes
durchsichtig, klarem Wasser ähnlich, sehr lang und sanft geschwungen und schien fast in die sie umgebende Luft überzugehen. Es war offensichtlich, dass ihre Welt nicht die der Menschen war. Diese Königin aus dem Land des Wassers war ein direkter Abkömmling, eine Lieblingstochter der Natur.
Galla führte sie an der Hand. Der König war ein normaler Mensch: Seine feinen Gesichtszüge ließen ihn sehr jung wirken, doch am Arm der Nymphe sah er fast grobschlächtig aus, wie ein gewöhnlicher Bewohner des Festlandes eben. Seit jeher schon lebten beide Völker im Land des Wassers. Lange Zeit aber hatten sie einander nur geduldet und ihre Kontakte auf ein Minimum beschränkt: Die Menschen wohnten in hübschen befestigten Dörfern auf den Lichtungen oder in Pfahlbauten und die Nymphen abgeschieden in den Wäldern.
Die Heirat von Astrea und Galla aber bedeutete die erste Mischehe der beiden Völker und leitete eine neue Ära ein, denn Galla gehörte zur königlichen Familie. Trotz ihrer gemeinsamen Heimat hatten die beiden Völker bis dahin keine gemeinsamen Einrichtungen besessen: Das Land des Wassers wurde von Menschen regiert, die dem Rat der Könige angehörten, während die Nymphen ihre eigene Königin hatten, die von den Menschen nur unter Vorbehalten anerkannt wurde. Bis es dem jungen Galla dann einfiel, sich in Astrea zu verlieben.
Von beiden Seiten wurde die Verbindung hintertrieben. Gallas Eltern klagten, noch nie habe man es erlebt, dass ein Mensch eines dieser diabolischen Geschöpfe ehelichte. Zudem war Astrea weder Königin noch Prinzessin. Sie war irgend so ein Mädchen aus dem einfachen Volk, das nichts anderes tat, als halbnackt durch die Wälder zu streifen. Die Nymphen ihrerseits verboten Astrea jeglichen Kontakt zu diesem Mann: Er war doch nur ein Mensch, also eines jener ungeschliffenen Wesen, die es nicht fertig brachten, im Einklang mit den Urkräften der Natur zu leben.
Doch so leicht gaben sich Galla und Astrea nicht geschlagen. Allen Verboten zum Trotz trafen sie sich weiterhin, gaben ihre Träume von einem gemeinsamen Leben nicht auf und verstießen damit gegen alle ungeschriebenen Gesetze bezüglich des Zusammenlebens von Nymphen und Menschen.
Mit ihrer Hochzeit hatte sich dann vieles verändert. König und Königin ordneten an, dass es fortan keine Trennungen zwischen den Völkern mehr geben sollte und dass sie zu gegenseitiger Hilfeleistung verpflichtet wären. Zu diesem Zweck ließen sie nun einige Dörfer errichten, in denen Menschen und Nymphen zusammen leben sollten. Und das Experiment gelang: Hatten sich die Angehörigen der beiden Volksgruppen zunächst noch argwöhnisch beäugt, so brachte sie das Zusammenleben mehr und mehr dazu, sich gegenseitig zu respektieren und einander zu vertrauen.
Astrea wandte sich jetzt an Soana: »Meine Zauberin, ich freue mich, dich nach so langer Abwesenheit wieder einmal bei uns begrüßen zu können. Mein Volk und der Rat der Magier brauchen deine Weisheit: Entsetzliche Gerüchte gehen um, und im Herzen spüre ich, dass die Macht des Tyrannen immer noch weiter zunimmt.« Bei diesen Worten drückte ihr der Gemahl die Hand und blickte sie mitfühlend an.
»Ich danke dir, Königin«, antwortete Soana, »aber du weißt selbst, dass mein Einfluss auf die Entscheidungen des Rates gering ist. Daher habe ich meinen besten Schüler, Sennar, mit auf diese Reise genommen. Ich hatte Gelegenheit, seine außerordentlichen Fähigkeiten zu beobachten und zu verfeinern. Und ich bin sicher, er wird unserer von der Tyrannei bedrängten Welt eine große Hilfe sein.«
Galla blickte Sennar freundlich an. »Vielleicht hast du Recht, Soana, vielleicht verkörpert dieser junge Mann das, worauf der Rat schon so lange wartet, seit jenem Tag nämlich, da Rais ihren Abschied nahm. Einen starken, sicheren Führer, der uns den Weg in die Freiheit weisen kann.«
Der junge Zauberer räusperte sich. »Zunächst einmal hoffe ich nur, meinen bescheidenen Beitrag leisten zu können im Kampf aller freien Länder gegen den Tyrannen. Ich weiß nicht, welche Pläne das Schicksal für mich bereit hält, fühle mich aber geschmeichelt durch das Vertrauen, das ihr alle mir entgegenbringt.« Während Sennar sprach, war Astreas Aufmerksamkeit jedoch ganz auf Nihal gerichtet. Neugierig starrte sie sie an, so dass sich das Mädchen bereits unwohl zu fühlen begann. »Sag, dieses Mädchen in deiner Begleitung, Soana ...« Die Königin brach ab, denn ein flehender Blick Soanas bat sie, ihre
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