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Die Drachenkämpferin 01 - Im Land des Windes

Titel: Die Drachenkämpferin 01 - Im Land des Windes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Licia Troisi
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eine noch größere Verantwortung als andere.
    Des Nachts, unter einer schmalen Mondsichel, brachen sie auf.
    Es war fast vollkommen dunkel. Sennar trug die Rüstung. Nihal war in einen schwarzen Umhang gehüllt, Soana mit einem Jutecape bekleidet.
    Mit einem Mal wurde die Dunkelheit von matten Lichtern ein wenig aufgehellt: Es waren die Kobolde. Nihal war überrascht, wie wenige es nur noch waren: vielleicht ein paar Dutzend, alle schlecht beisammen, mit Ringen um die Augen und verlorenen Blicken.
    »Das war das Einzige, das ich finden konnte, die andern haben die Fammin fortgetrieben«, sagte Phos, indem er auf einen ausgemergelten, verschreckten Klepper deutete. Sennar drehte sich schwerfällig zu dem Tier um. Er sah wirklich komisch aus in dieser Rüstung, und Nihal fragte sich, wie er überhaupt das Gewicht tragen konnte. »Damit kommen wir schon sehr gut zurecht. Danke, Phos.«
    Die Kobolde versteckten sich in zwei am Pferd befestigten Taschen, und danach stieg Nihal in den Sattel. Obwohl schon abgeheilt, tat die Wunde immer noch höllisch weh. Zum Teufel. Wir sind noch nicht einmal aufgebrochen, und mir geht's schon schlecht. Sie nahm einen Schluck Ambrosia.
    Und die Karawane setzte sich in Bewegung.
    Phos, unter Nihals Umhang versteckt, wies ihnen den Weg über einen Pfad, der stets am Bannwald entlangführte. Es war finster und vollkommen still. Noch nicht einmal die Bäume rauschten. Nihal war, als schwiegen sie zum Zeichen der Trauer, als habe der Schmerz auch die Natur durchdrungen.
    So waren sie die ganze Nacht unterwegs. Sennar an der Spitze, Soana und Nihal folgten ihm Seite an Seite. Ab und an hörte man Gemurmel aus den Taschen, oder es zeigte sich ein buntes Köpfchen. In den Taschen war es stickig, und die Kobolde lehnten sich hinaus, um Luft zu schöpfen.
    Soana wanderte schleppend. Sie war mit ihren Kräften am Ende, denn in den letzten Tagen hatte sie nichts anderes getan, als Zauberformeln zu sprechen, und für Nihal war bereits der müde Trott des Pferdes eine Qual.
    Beim ersten Tageslicht drangen sie ein Stück tiefer in den dichten Wald ein. Zur Sicherheit hatten sie beschlossen, nur nachts weiterzuziehen und sich tagsüber auszuruhen. Um nicht im Schlaf überrascht zu werden, hielten sie abwechselnd Wache, und als die Sonne unterging, setzten sie sich wieder in Marsch.
    Erst in der folgenden Nacht erreichten sie den Saar. Der Große Fluss war so breit, dass man das andere Ufer nicht erkennen konnte, und laut rauschend strömte er an ihnen vorüber.
    Nur wenige Wagemutige hatten ihn je zu überqueren versucht, und kaum jemand hatte es heil überstanden. Er war wie ein finsteres, bösartiges Wesen, das jeden verschlang, der sich in seine Fluten vorwagte.
    In der Nähe des Ufers gab es praktisch keine Vegetation: Kein anderes Leben wollte sich dort entfalten, wo dieser Herrscher der Wasser sein Reich hatte. Auch wenn es eben jener Fluss war, von dem die malerischen Wasserläufe im Land des Wassers ihren Ausgang nahmen, hier zeigte er sich von seiner abweisendsten Seite.
    »Hier haben wir keine Deckung. Wir müssen schneller vorankommen«, erklärte Phos kategorisch. »Wenn wir uns beeilen, können wir diese ödeste Gegend im Land des Windes in einer Nacht hinter uns bringen.«
    Und die Gruppe machte sich bereit für einen strammen Marsch.
    Sie waren schon ein weites Stück gewandert, als sie in der Ferne etwas brennen sahen: Inmitten der Flammen erkannten sie, dass es sich um einen Turm handelte, oder genauer, eine Turmstadt wie Salazar, die ebenfalls Opfer des Tyrannenwahns geworden war.
    Mit Todesfurcht im Herzen beschleunigten sie ihre Schritte. Diese brennende Stadt konnte nur bedeuten, dass die Feinde ganz nahe waren. Doch die Einöde wollte kein Ende nehmen,- das erste matte Tageslicht begann schon, die Ebene zu erhellen. Sie waren erschöpft und mussten einen Unterschlupf finden, doch meilenweit war nichts zu erkennen, was ihnen Deckung hätte geben können. Dann, als die Sonne bereits über dem Horizont stand, erblickten sie ein Haus.
    Sennar ging los, um die Lage zu erkunden. Als er zurückkam, war er blass im Gesicht. »Hier sollten wir nicht bleiben. Lasst uns weiterziehen.«
    Plötzlich trieb Nihal ihr Pferd an.
    »Nein, Nihal, komm zurück!«
    Doch das Mädchen galoppierte bereits, Sennars Rufe überhörend, auf das Haus zu. Es war ein trostloses Bild: herumliegende Gerätschaften, ein verwüsteter Gemüsegarten, ein leerer Stall. Unter Mühen stieg Nihal vom Pferd und trat auf

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