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Die Drachenkämpferin 01 - Im Land des Windes

Titel: Die Drachenkämpferin 01 - Im Land des Windes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Licia Troisi
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überzeugt, Nihal müsse allein ihren Weg aus dem Schmerz finden. Denn er erinnerte sich noch an die leeren Worte, die er beim Tod seines Vaters von den Soldaten hörte, die versucht hatten, ihn zu trösten. Da war es noch besser zu schweigen. Doch als er sie so den Tränen nahe sah, konnte er nicht mehr an sich halten.
    »Ich weiß es nicht, Nihal. Und ich weiß auch nicht, warum der Tyrann alle Halbelfen umbringen ließ. Doch nun bist du hier. Und du musst nach vorne schauen. Für dich selbst und für Livon, denn er hat dich geliebt und wollte dich glücklich sehen, und stark.« Nihal schüttelte den Kopf. »Ach, es ist so schwierig ... Unablässig denke ich an ihn und daran, was er für mich getan hat. Vor allem aber an das, was ich nicht für ihn getan habe. Und in jedem Augenblick sage ich mir, dass es meine Schuld war. Er war gut mit dem Schwert, er hätte die Fammin besiegen, er hätte es schaffen können. Doch ich habe ihn abgelenkt, ich habe ihn umgebracht. Ich bin so dumm ... so ...«
    Nihal brach in Tränen aus. Seit dem Tag des Überfalls hatte sie nicht mehr geweint. Sennar drückte sie an sich, so wie damals im Bannwald, an jenem Abend, der nun schon Jahrhunderte zurückzuliegen schien.
    Am folgenden Tag sah Nihal hinter dem Fensterrahmen ein kleines, verschrecktes Gesicht hervorlugen. Es war Phos. Sennar ließ ihn herein, und er machte es sich auf Nihals Bettlaken bequem. Es dauerte eine Weile, bis sich der Kobold dazu durchringen konnte zu erzählen, was geschehen war.
    Nach tagelangen Raubzügen im Land des Windes war das Heer des Tyrannen in den Bannwald eingedrungen, um Holz zu schlagen, hatte die Kobolde entdeckt und begonnen, Jagd auf sie zu machen. Es war entsetzlich. Viele wurde ergriffen, viele andere getötet.
    Phos hatte so viele Kobolde wie möglich um sich versammelt und sie zum einzigen sicheren Ort geführt, der ihnen verblieben war: zum Vater des Waldes. Als dann die Fammin auf ihn zustürmten, hatte der mächtige Baum ihre Verteidigung übernommen. Mit seinen Asten packte er vier, fünf dieser Ungeheuer an der Kehle und erwürgte sie. Die anderen suchten das Weite. Noch einige Tage hielten sich Phos und seine Gefährten dort versteckt, bis von den Fammin und den anderen Soldaten nichts mehr zu hören war. Als sie dann aus ihrem Versteck hervorkamen, sahen sie, was geschehen war: Der Bannwald war in weiten Teilen zerstört, von ihrer vielköpfigen Gemeinschaft nicht mal mehr die Hälfte übrig.
    »Dann traf ich Sennar. Und er hat mir alles erzählt. So beschloss ich, dich aufzusuchen. Ich dachte mir, dass wir uns vielleicht besser fühlen, wenn wir zusammen weinen.« Der Kobold begann zu schluchzen. Nihal hob ihn sanft mit beiden Händen an und führte ihn zu ihrer Wange.
    »Nur Mut. Wenn ihr euch auf die Wanderung macht, werdet ihr sicher einen neuen Ort zum Leben finden.«
    »Aber verstehst du denn nicht? Wir können nicht fort. Sie würden uns entdecken und ergreifen. Das wäre unser Ende.«
    »Hör mal, Phos«, warf jetzt Sennar ein, der alles mitangehört hatte, »wir werden wohl bald aufbrechen müssen. Soana ist erschöpft und wird den Schutzwall nicht mehr lange aufrechterhalten können, und auch ich bin mit meinen Kräften am Ende. Wir ziehen ins Land des Wassers, wo Nihal in Sicherheit ist. Kommt doch mit uns, wir können euch verstecken. Dort gibt es viele Kobolde, und ihr könnt euch ein neues Leben aufbauen.« Da flog Phos auf, warf sich Sennar an den Hals und umschlang ihn mit seinen Ärmchen. »Danke, danke ... Wie können wir euch das nur vergelten?« »Wir brauchen Pferde. Und Ambrosia für die Reise. Andernfalls fürchte ich, dass ihr mich unterwegs zurücklassen müsst«, sagte Nihal, die allmählich ihre Geistesgegenwart zurückgewann.
    So machten sie sich daran, ihre Flucht zu organisieren. Sie kamen überein, dass Sennar die Rüstung anlegen sollte, die erim zerstörten Salazar gefunden hatte - darin würde er keinen Verdacht erregen -, und dass die Gruppe einem verborgenen Pfad folgen würde, den Phos kannte. Jetzt blieb nur noch, den Zeitpunkt festzulegen.
    Nihal war bisher noch kein einziges Mal aufgestanden: Wenn sie es schaffen wollte, musste sie sich zumindest ein wenig auf den Beinen halten können. Der Anfang war schwierig. Sofort wurde ihr schwindelig, und ihre Beine schienen sie nicht tragen zu wollen, doch sie zwang sich, stehen zu bleiben. Sennar hatte Recht: Sie mussten fort. Würden sie hier sterben, wäre alles sinnlos gewesen. Überlebende haben

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