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Die Drachenkämpferin 01 - Im Land des Windes

Titel: Die Drachenkämpferin 01 - Im Land des Windes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Licia Troisi
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Vergangenheit zurück und stand immer noch in höchstem Ansehen.
    Selbst für einen willigen und fähigen Mann war es nicht einfach, dort Aufnahme zu finden. Wie viel mehr dann erst für ein junges Mädchen wie sie! Und auch wenn ihr die Aufnahme in die Akademie glückte, würde es äußerst schwierig werden, die Ausbildung auch abzuschließen: Im ganzen Land der Sonne gab es nur einige hundert Drachenritter, und nicht mehr als vier oder fünf Bewerber konnten jedes Jahr ihren Traum verwirklichen. Doch ihr Entschluss stand fest, und sie würde ihr Ziel, eines Tages auf dem Rücken ihres eigenen Drachen in den Kampf zu ziehen, niemals mehr aufgeben.
    »Ich bin keine Frau, Sennar. Und ich bin auch kein kleines Mädchen mehr. Ich bin ein Krieger. Ich muss der Tatsache, dass ich als Einzige überlebt habe, einen Sinn geben. Und diesen Sinn finde ich nur auf dem Schlachtfeld. Das ist keine Laune von mir, sondern eine Verpflichtung: Ich muss kämpfen, für alle Unschuldigen, die schon gestorben sind, und alle, die noch sterben werden.«
    Sennar betrachtete seine Freundin. Dieses Mädchen vor ihm war tatsächlich ein Krieger, und das Funkeln in ihren Augen war das Feuer, das in Menschen brennt, die genau wissen, was sie zu tun haben. Der Zauberer seufzte, ergriff dann ihre Hand und drückte sie.
    Nihal war mit ihrer Entscheidung nicht mehr allein.
    Zehn Tage nach ihrer Ankunft in Loos war Nihal vollkommen wiederhergestellt. Sie hatten dort unbeschwerte Tage verlebt, doch für Sennar, Soana und Nihal war der Zeitpunkt gekommen, weiterzuziehen. Ihr Ziel war das Land der Sonne, wo in jenem Jahr der Rat der Magier residierte.
    Alle drei machten sich in eine ungewisse Zukunft auf.
    Soana würde ihr Amt niederlegen und sich auf die Suche nach Rais machen, also zu einer Wanderung aufbrechen, deren Ziel sie nicht kannte und deren Erfolgsaussichten gering waren. Sennar schickte sich an, Ratsmitglied zu werden, und fragte sich, ob er mit seinen kaum achtzehn Jahren dieser Aufgabe wirklich gewachsen sein würde. Und Nihal dachte nur an Krieg: an jenen, den sie auf dem Schlachtfeld austragen würde, aber auch an den anderen, den sie innerlich mit ihrer Verzweiflung auszufechten hatte. Eines Morgens bei Sonnenaufgang machten sie sich auf den Weg.
    Einige Tage Urlaub nutzend, hatte Fen sich erboten, sie zu begleiten. Kein Mensch wusste, wie lange Soana auf ihrer Reise ins Ungewisse fort bleiben würde, und so wollte er so viel Zeit wie möglich mit ihr verbringen.
    Nihal freute sich darüber, denn so hatte sie Gelegenheit, Fen ihren Entschluss selbst mitzuteilen.
    Das Land des Wassers lag bereits hinter ihnen, als Nihal sich endlich dazu durchrang, das Thema anzuschneiden. Sie hatten sich zu einer Rast an einem Waldesrand niedergelassen, aßen etwas, und die Atmosphäre war entspannt.
    Nihal nahm all ihren Mut zusammen: »Ich nun, ich habe euch etwas mitzuteilen. Ich habe lange darüber nachgedacht und ..., kurz und gut, ich habe den Entschluss gefasst, ein Drachenritter zu werden. Und ich möchte Fen bitten, dass er mich, wenn wir unser Ziel erreicht haben, zur Akademie begleitet.«
    Ihre Worte wirkten wie ein Blitz aus heiterem Himmel.
    Nach einigen Augenblicken eiskalten Schweigens war es Fen, der Ritter, ihr Lehrer und Förderer, der als Erster das Wort ergriff. »Dir ist wohl überhaupt nicht klar, was du da sagst. Solange es nur darum ging, sich im Schwertkampf zu üben, meinetwegen, warum nicht? Aber in der Akademie wird Ernst gemacht. Da geht es um Krieg, einen echten Krieg ...«
    Nihal spürte den Boden unter ihren Füßen schwanken. Sie hatte sich vorgestellt, der Ritter würde ihre Entscheidung freudig begrüßen, würde sie unterstützen und bewundern. »Für mich waren unsere Übungsstunden nie ein Spiel .-..« Ein Blick von Soana, und Fen änderte seinen Ton. »Das wollte ich auch nicht gesagt haben.« Seine Gesichtszüge waren sanfter geworden und hatten sich sogar zu seinem vertrauten Lächeln verzogen, doch Nihal erkannte darin auch etwas Nachsichtiges, wie gegenüber einem launischen Kind, und ärgerte sich darüber.
    »Ich werde dich nicht noch einmal bitten, mir zu helfen. Und deine Zustimmung brauche ich auch nicht«, sagte sie, während sich ihre Augen mit Tränen füllten. »Nihal, hör mal zu, sei doch vernünftig ...«
    Doch sie sprang auf. »Ich schaffe es auch allein. Ich brauche niemanden.« Damit ergriff sie ihr Schwert und lief in den Wald hinein. Niemand sollte ihre Tränen sehen. Während sie davonrannte,

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