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Die Drachenkämpferin 01 - Im Land des Windes

Titel: Die Drachenkämpferin 01 - Im Land des Windes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Licia Troisi
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erwachsen, haben wir uns doch schon unsere Träume erfüllt!«
    »Warte, warte. So phantastisch ist es gar nicht.«
    Sennar erzählte ihr, wie ihn nach unzähligen Prüfungen, den Gesprächen, den praktischen Beweisen seiner Zauberkünste und einer nicht enden wollenden Unterredung zwischen Soana und Dagon, dieser schließlich zu sich gerufen hatte. Der Ratsälteste empfing ihn in seinem Studierzimmer, einem großen runden Raum ganz aus Stein und vollgestopft mit Büchern jeder Art, und wies ihm den marmornen Sessel in der Mitte des Raumes zu. Mit einem Male kam sich Sennar wie ein kleiner Junge vor, und er dachte sich, dass dies wahrscheinlich auch bezweckt war: Er sollte sich klein und kümmerlich fühlen. Doch er irrte sich.
    »Nachdem wir uns so ausführlich ein Bild von deinen Fähigkeiten und Zielen gemacht haben«, begann Dagon, »haben wir nun zu einer Entscheidung gefunden « Sennar merkte, wie seine Hände zitterten.
    »Sennar, wir erachten dich für würdig, dem Rat der Magier beizutreten. Du wirst Soanas Platz einnehmen.«
    Sennar hatte schon den Mund geöffnet, um sich zu bedanken und zu erklären, was für eine große Ehre dies für ihn sei und dass er nach besten Kräften den Interessen der Aufgetauchten Welt dienen werde, und was der formellen Floskeln, die ihm zu dieser Gelegenheit in den Sinn kommen mochten, mehr waren, da brachte ihn Dagon mit einer Handbewegung zum Schweigen.
    »Aber du musst wissen: Ein Mitglied dieses Rates ist mehr als ein Zauberer, auch mehr als ein sehr mächtiger Zauberer. Er ist ein Weiser, ein Politiker, ein Herrscher. Das heißt: Von deinen Entscheidungen hängt die Zukunft vieler Menschen ab. Was dir aber jetzt noch fehlt, ist praktische Erfahrung. Vor dir fand nur einer in solch jungen Jahren Aufnahme in den Rat. Der Tyrann. Daher habe ich auch so lange gezögert, dir dieses Amt zu übertragen. Um dich nun auf deine Aufgaben besser vorzubereiten, wirst du ein Jahr lang ein Mitglied des Rates begleiten, das dich in praktischen Dingen unterweist und dem Rat über deine Arbeit Bericht erstattet. In den ersten sechs Monaten werde ich dieser Lehrer für dich sein: Wir werden uns an die Front im Land des Windes begeben, wo du lernen kannst, welche Aufgaben auf ein Ratsmitglied im Kriege zukommen. Das zweite Halbjahr sollst du im Frieden hier im Land der Sonne verbringen, denn auch das Wirken eines Ratsmitglieds in ruhigerem Gewässer will gelernt sein. Hier ist dann Flogisto für dich zuständig und wird dich anleiten. Schließlich wirst du noch allmonatlich an den Ratsversammlungen teilnehmen. Das ist alles. Willkommen im Rat der Magier.« »Dann wirst du also ... fortgehen ...?«, murmelte Nihal.
    Sennar senkte den Blick. Wie gern hätte er ihr gesagt, dass auch ihm diese Trennung schwer fiel, dass er sich nichts sehnlicher wünschte, als mit ihr zusammen zu sein, für immer, und ihr dabei zu helfen, sich von den bösen Geistern, die sie quälten, zu befreien. Doch kein einziges dieser Worte kam ihm über die Lippen. »Es ist meine Pflicht.«
    »Und Soana?«
    »Sie hat eigens mit ihrer Abreise gewartet, um sich noch von dir zu verabschieden. Sie wird wohl heute Nachmittag aufbrechen.«
    Er hatte kaum ausgesprochen, da sprang Nihal auf und ergriff ihr Schwert. »He, was ist in dich gefahren ...?« »Ich muss noch üben.«
    Kurz darauf war sie schon auf der Straße. Eigentlich wusste sie selbst nicht, wohin sie wollte, und im chaotischen Gewimmel dieser Stadt fühlte sie sich noch verlorener. So lief sie durch die Straßen, bis sie zu einem Aussichtspunkt gelangte, von dem der Blick auf einen Wald fiel. Über der Horizontlinie zeichneten sich klar die bedrohlichen Umrisse der Tyrannenfeste ab.
    Sie setzte sich auf die Mauer über dem Abgrund. Immer wieder hämmerte sie sich ein, wie töricht dieses Gefühl der Verlassenheit doch war, das mehr und mehr von ihr Besitz ergriff: Sennar an der Front im Schlachtengetümmel, Soana irgendwo in der Ferne auf den Spuren von Rais, und sie selbst in diesem lärmenden, prunksüchtigen Land, allein mit ihrem Schwert.
    Sie betrachtete die Festung: Sie war wie ein schwarzes Ungeheuer, das langsam ihr Leben verschlang.
    Du darfst keine Angst haben! Was macht es, dass du allein bist? Du bist jetzt ein Krieger. Du hast nur noch ein einziges Zieh Den Tyrannen zu bekämpfen und zu vernichten. Eine Weile saß sie dort oben und blickte nachdenklich in die Ferne.
    Und sie beschloss, noch am selben Tag ihr Leben in der Akademie zu beginnen. Als sie

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