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Die Drachenkämpferin 01 - Im Land des Windes

Titel: Die Drachenkämpferin 01 - Im Land des Windes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Licia Troisi
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der Menge rammte sie auch das vorletzte Schwert in den Boden. Nihal fühlte sich wie erschlagen: Alle Körperkräfte waren erschöpft, und auch im Kopf wurde sie immer langsamer. Nie hätte sie sich vorgestellt, dass Kämpfen sie derart an ihre Grenzen bringen könnte. Da wurde sie sich plötzlich des Geschreis aus der Menge bewusst: Im Eifer des Gefechts hatte sie gar nicht darauf geachtet, was um sie herum vor sich ging. Nun aber begriff sie, dass das, was ihr bis dahin wie ein konfuses Stimmengewirr vorgekommen war, rhythmische Anfeuerungsrufe für sie waren. Alle Zuschauer brüllten ihren Namen.
    Sie war stark, unbesiegbar, nichts konnte sich ihrem Willen in den Weg stellen: Das rief ihr die Menge zu, und sie glaubte ihr. Sie reckte ihr Schwert in die Höhe, und das Publikum reagierte mit einem Begeisterungsschrei.
    Während sie wieder in die Mitte der Kampfbahn trat, erblickte sie Sennar unter den Zuschauern. Auch jetzt war der Freund bei ihr, er würde sie nie verlassen, es würde alles gut werden. Sie lächelte ihm zu, und für einen Augenblick war ihr, als antworte er ihr.
    Als ihr letzter Herausforderer mit entschlossener Miene auf sie zukam, spürte Nihal plötzlich einen Anflug von Furcht. Seine Gestalt war gewiss nicht imposanter als die der anderen, doch sein Blick hatte etwas Beängstigendes. Seine Augen waren so hell, dass die Iris fast nicht mehr zu erkennen war, und ihre Farbe ging ins Weiß des Augapfels über.
    Nihals Handgelenk schmerzte, als sie wieder mit festem Griff ihr Schwert umfasste. Der andere blieb vor ihr stehen. Seltsam, er schien unbewaffnet. Doch da schnellte sein Arm vor, und eine lange schwarze Peitsche schlängelte sich über den Boden. Dass mit einer solchen Waffe gekämpft wurde, hatte Nihal noch nie erlebt. Und während sie sich noch zum Kampf bereit machte, zischte die Peitsche plötzlich schon in nächster Nähe an ihrem Gesicht vorbei, um dann wieder unschuldig zu Boden zu fallen. Nihal erbleichte.
    »Ich kann dich zerfetzen, wann ich will, Kleine.«
    Und wieder zischte der Riemen um Haaresbreite an ihr vorbei. Er kam zu schnell. Sie konnte ihn nicht kommen sehen. Er spielte um ihren Körper herum, machte sich einen Spaß daraus, sie zu streifen, ohne sie wirklich zu treffen.
    »Merk dir meinen Namen: Thoren, aus dem Land des Feuers. Denn ich werde dich zerfetzen, in viele kleine Stückchen.«
    Der Kreis, den der Peitschenriemen um ihren Körper beschrieb, zog sich immer mehr zu.
    Nihal schloss die Augen.
    Einen Augenblick lang herrschte vollkommene Dunkelheit, doch bald schon füllte sich diese Leere mit dem Zischen der Peitsche, und so waren es ihre Ohren, nicht mehr durch die Augen behindert, die ihr zu Hilfe kamen. Sie hörte die Schläge. Nahm wahr, aus welcher Richtung sie kamen. Begann, sie mit mechanischer Präzision zu parieren. Der Bursche zielte auf ihre Beine und versuchte, sie aus dem Gleichgewicht zu bringen, doch sie parierte und sprang hoch, wich aus und drehte sich hierhin und dorthin und schaffte es auf diese Weise, jeden Treffer zu vermeiden. Doch der Quell der Bedrohung war zu weit entfernt. Nihal war in der Defensive festgenagelt und hatte keine Chance, selbst zum Angriff überzugehen.
    Irgendwann merkte sie, dass der Riemen dichter vor ihrem Feind tanzte. Seine Reichweite schien nachzulassen. Nihal kam es wie ein Wunder vor. Immer näher wagte sie sich heran, bis sie schon seinen Geruch in der Nase hatte. Er roch nach Kampf, nach Krieg.
    Ein Schlag reichte ihr, um den Peitschenriemen zu durchtrennen. Doch im nächsten Moment erstarb das triumphierende Lächeln auf ihren Lippen: Eine Eisenkette hatte sich um ihr Schwert gewickelt. Der Jüngling warf den Peitschenstiel zu Boden und bedachte sie mit einem kalten Grinsen.
    »Dir fehlt es an Erfahrung, Kleine. Und deshalb wirst du sterben.«
    Nihal fühlte sich verloren, doch den Triumph des Sieges wollte sie dem Feind nicht gönnen. »Du redest zuviel! Nur wer gewonnen hat, kann es sich erlauben, Zeit mit Geschwätz zu vergeuden.«
    »Ich habe gewonnen.« Thoren zog ein Schwert aus einer Scheide an seinem Gürtel. »Muss ich dich holen, oder kommst du von alleine, um zu sterben?«
    Nihal versuchte, ihr Schwert zu heben, doch die Eisenkette hatte es fest im Griff. »Aha! Das Fischlein an der Angel sträubt sich noch ...«
    Thoren war stärker, als Nihal gedacht hätte. Sie legte alle Kraft in die Beine, um nicht weggezogen zu werden. Ihr Handgelenk schmerzte entsetzlich, während sie sich gegen ihn stemmte.

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