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Die Drachenkämpferin 02 - Der Auftrag des Magiers

Titel: Die Drachenkämpferin 02 - Der Auftrag des Magiers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Licia Troisi
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sehr gut besucht, und Nihal fühlte sich sogleich fehl am Platz. Krieger waren hier natürlich keine zu finden. Magier hingegen mehr als genug: An Tischen beugten sie sich über schwere, staubige Folianten. In Gedanken versunken standen sie vor Regalen. Sie erklommen die Stufen, die zu den höher gelegenen Abteilungen führten. Überall Magier, und alle drehten sich zu ihr um, wenn sie vorrüberkam. Das metallene Klimpern ihres Schwertes an der Seite, das ihr sonst so vertraut war, kam ihr plötzlich unerträglich vor. Unter den Besuchern waren auch einige Sprösslinge aus vornehmen Familien, aber auch diese hatten nur verächtliche Blicke für Nihal übrig. Ja, Wissen ist eben ein Vorrecht der Reichen und nichts für jene Hungerleider, die dem Land im Krieg dienen, dachte sie missmutig. Sie fühlte sich unbehaglich und wünschte sich, weiblicher auszusehen, um nicht derart aufzufallen. Irgendwann schaffte sie es, die Blicke zu ignorieren. Schließlich war sie nicht hergekommen, um einen guten Eindruck zu machen, sondern um mehr über die Träne in Erfahrung zu bringen.
    Sie stieg noch ein wenig höher und fand endlich, was sie suchte-, die drei dem Bereich Magie vorbehaltenen Ebenen. Dort wandte sie sich an einen Bibliothekar und erklärte ihm, was sie brauchte. Der Mann, in einem Rock aus grauem Samt, auf dem das Wappen des Landes prangte, ließ den Blick zunächst über ihre Kleidung, dann über ihr Schwert wandern. »Wenn Ihr mir folgen wollt«, sagte er gönnerhaft und führte sie dann bis zum obersten Stockwerk hinauf, wo er auf einen breiten Marmortisch deutete.
    Wenig später kam er mit einem Stapel dicker Bände zurück. »Die Bibliothek schließt zur sechsten Stunde«, erklärte er lapidar und verschwand.
    Nihal blickte auf den Bücherberg vor ihr und seufzte. Eine lange, eintönige Arbeit erwartete sie. Sie studierte Abhandlungen über alle nur möglichen magischen Erscheinungen, las antike Mythen, die vom Volk der Kobolde handelten, fand einiges Wissenswertes über die Väter des Waldes, doch in keinem Buch war von einer magischen Kraft der Tränen die Rede. In einem Text stand:
    Das Tomren-Harz, gemeinhin als »Vater des Waldes« bekannt, findet häufig als Heilmittel bei leichteren Beschwerden Verwendung. Darüber hinaus erlaubt es, sich rascher von großen Anstrengungen zu erholen. Kristallisiert kann dieses Harz recht ansprechende Formen annehmen. Es folgte eine Seite mit detaillierteren Beschreibungen, um mit einigen lakonischen Zeilen zu schließen:
    Diese Konkretionen, zuweilen auch »Tränen« genannt, werden in manchen Gegenden als Schmucksteine ohne großen Wert in der Goldschmiedekunst verwendet.
    Bis zum Abend hockte Nihal über den Büchern, konnte viel mehr aber nicht finden. Als sie enttäuscht und mit dröhnendem Schädel vom letzten Buch aufblickte, merkte sie erst, dass es draußen schon dunkel geworden war. Die weiträumige Bibliothek wurde vom Feuerschein massiver bronzener Kohlebecken und großer Fackeln an den Wänden erhellt. Sie stand auf, streckte sich und hielt nach dem Bibliothekar Ausschau. Da sie ihn nirgendwo sah, versenkte sie sich noch einmal in die letzten verbliebenen Seiten des Werkes vor ihr, ohne die geringste Hoffnung, hier etwas Interessantes zu finden. Es war wieder einmal eine lange umständliche Schilderung des Gebrauchs der Träne als Schmuckstein in früheren Zeiten. Nihal gähnte.
    Dann aber erblickte sie auf der letzten Seite ein merkwürdiges Symbol, eine Art schwarzen Stempel. Erst jetzt bemerkte sie, dass auch vorne auf dem Einband derselbe Stempel zu sehen war. Wieder schaute sie sich nach dem Bibliothekar um und entdeckte ihn schließlich an einem Tisch in einiger Entfernung. Sie ging mit dem Band in Händen zu ihm hinüber. »Was bedeutet denn dieses Zeichen hier?« Sie zeigte auf das Symbol.
    Der Mann verzog das Gesicht und nahm ihr dann das Buch aus der Hand. »Dass ich es Euch gar nicht hätte aushändigen dürfen.«
    »Das tut mir aber leid«, antwortete Nihal in höhnischem Ton, »aber jetzt hab ich's schon gelesen. Nun, was bedeutet es?«
    Der Bibliothekar hob nur die Augen zum Himmel, doch Nihal ließ sich nicht abwimmeln und blieb einfach neben ihm stehen.
    Der Mann seufzte. »Es bedeutet, dass der Verfasser vom Rat verurteilt wurde. Bücher solcher Autoren geben wir nur mit einer gewissen Vorsicht heraus.« Er blickte auf den Namen auf dem Buchdeckel. »Megisto. Ach ja, dieser Geschichtsschreiber. Der ist ja eigentlich noch ganz

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