Die Drachenkämpferin 02 - Der Auftrag des Magiers
Tyrannen gestanden, der einen mächtigen Zauberer aus ihm gemacht hatte. Daneben verstand er sich aber auch auf den Gebrauch des Schwertes und hatte sich das Land der Tage unterworfen. Von dort aus fiel er immer wieder in das Land der Sonne ein und war dabei stets in der ersten Linie zu finden. Ein Mann, den die pure Mordgier anzutreiben schien. Manche glaubten, er sei unsterblich.
Diese Beschreibung erinnerte Nihal an das, was Sennar ihr von Dola erzählt hatte, jenen schier unüberwindbaren Krieger, der das Land des Windes mit Feuer und Schwert überzogen hatte. Nachdem Megisto nun lange im Land der Tage gewütet hatte, zog er mit seinem Heer in das Land des Wassers, um gegen das dort lebende Volk der Nymphen vorzugehen.
Es war jedoch seine eigene Grausamkeit, die Megisto ins Verderben stürzte. Sengend und mordend war er mit seinem Heer schließlich tief in das unzugängliche Innere des Landes vorgestoßen, eine Gegend, von der es keine Karten gab und wo sich kein Mensch jemals niedergelassen hätte. Jene üppigen, dichten Wälder waren unangefochten das Reich der Nymphen, und ohne deren Mithilfe konnte sich niemand dort zurechtfinden. Dort nun gelang es dem Heer der freien Länder, Megisto und seine Männer einzukreisen. Der wehrte sich erbittert und tötete nicht wenige seiner Feinde. Doch schließlich wurden ihm nicht die feindlichen Soldaten oder die Drachenritter zum Verhängnis. Nein, es waren die Nymphen. Eingedenk der entsetzlichen Verluste, die dieser Mann ihrem Volk zugefügt hatte, waren alle Nymphen aus dem Land des Wassers zum Ort des Geschehens geeilt und hatten einen ihrer mächtigsten Zauber ins Werk gesetzt: Der Wald schloss sich wie eine grüne Zange mit seinem Geflecht aus Asten, Laubwerk und Lianen um Megisto und seine Leute und nahm sie gefangen.
Man brachte ihn nach Makrat und überstellte ihn dem Rat der Magier. Leider war das Schriftstück, das von seiner Verurteilung berichtete, nicht vollständig. Nihal fand lediglich einige Auszüge der Anklagerede des Ratsältesten Dagon.
Viel Blut ist geflossen in den letzten Jahren. Doch die Gerechtigkeit lässt sich nicht wiederherstellen, indem wir nun auch noch das Blut dieses Angeklagten vergießen. Daher plädiere ich für folgende Bestrafung: (...) soll er festsitzen bis zu seinem Lebensende in jenem Land, gegen das er sich derart vergangen hat (...). Möge er in der Einsamkeit seiner Gefangenschaft über seine Untaten nachdenken und mit den Jahren zu Reue und Weisheit gelangen. »Dann lebt er ja vielleicht noch«, murmelte Nihal. Das war unglaublich. Da saß also solch ein mächtiger Feind noch irgendwo im Land des Wassers in Gefangenschaft. Die Berührung einer Hand riss sie aus ihren Gedanken. Neben ihrem Tisch standen Laio und der Bibliothekar. Es war Zeit zu gehen.
Während der gesamten Rückreise klagte Ido immer wieder, wie nervtötend langweilig seine Versammlung gewesen sei. Nihal, die hinsichtlich der Träne immer noch nicht klar sah, hörte ihm nur zerstreut zu, und auch Laio war nicht ganz bei der Sache. Beladen mit zahlreichen Fläschchen und dicken Kräuterbunden, die er auf dem Markt gekauft hatte, galt seine ganze Aufmerksamkeit dem Bemühen, nicht vom Pferd zu fallen.
Als sie beim Hauptlager eintrafen, war dort alles so ruhig wie immer. Nichts schien sich in ihrer kurzen Abwesenheit verändert zu haben. Aber sie hatten kaum das Haupttor passiert, da rief eine der Wachen ihnen nach: »Halt! Wartet! Hier ist noch eine Botschaft für den Knappen.« Verwundert nahm Laio die Rolle entgegen, die der Wachposten ihm brachte. Als er das Siegel auf dem Pergament erkannte, erbleichte er und stöhnte auf.
»Was ist passiert?«, fragte Nihal.
»Mein Vater ...«, antwortete der Junge mit kaum vernehmbarer Stimme.
7. Die Vanerien
Sennar nahm lediglich wahr, wie weich die Decken waren. Ihm war, als liege er in Watte gepackt in wohliger Wärme, die ihn an seine Kindheit erinnerte. Er schlug die Augen auf und erwartete beinahe, seine Mutter über sich gebeugt zu sehen, um ihn mit einem Kuss auf die Stirn zu wecken, wie sie es früher getan hatte. Doch das Bild, das er plötzlich vor Augen hatte, war von ganz anderer Art: ein tiefer Ausschnitt, der den Blick auf Brüste so weiß wie Milch freigab, und dunkle Augen, die ihn aufmerksam anblickten.
Der Magier war plötzlich hellwach und setzte sich ruckartig auf.
»Das war aber auch Zeit«, sagte Aires mit einem Lächeln.
Während sie sich ein wenig entfernte, um die Vorhänge
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