Die Drachenkämpferin 02 - Der Auftrag des Magiers
und seiner Tochter um, doch sie waren verschwunden.
Plötzlich baute sich Benares vor ihm auf. »Willst du nicht endlich was tun, Magier!?«
Sennar blickte ihn verwirrt an. »Ja, was denn nur?«
Die Ohrfeige traf mitten ins Gesicht. »Lass dir was einfallen«, schrie Benares. Dann packte er ihn an den Haaren und schleifte ihn zum Bug. »Sind wir deswegen hierhergefahren? Um im Bauch dieses Ungeheuers zu landen? Was ist jetzt mit all deinen schönen Reden?«
»Ich ...«
Benares war außer sich. »Halt’s Maul! Beweis mir lieber, dass du zu allem bereit bist, um deine Mission zu erfüllen.«
Sennar nickte. Er hat recht. So darf es nicht enden.
»Was ist nun?«, schrie Benares wieder. »Was wirst du tun?«
Und plötzlich wusste Sennar: Es gab nur eine Lösung. Denk nicht daran, was alles passieren könnte. Denk an gar nichts. Tu es und fertig. »Ich brauche deine Hilfe, Benares.« »Einverstanden. Aber wir dürfen keine Zeit mehr verlieren«, antwortete der Pirat. Zunächst war es überhaupt nicht wahrnehmbar. Langsam hob sich das Schiff, wie von Trossen gezogen. Der Kiel löste sich wenige Ellen von der Haut des Ungeheuers, unsicher noch, um dann mit einem Ruck ganz abzuheben. Die Rahe richtete sich himmelwärts, und das Schiff stieg, mit abnorm nach unten geblähten Segeln, immer schneller auf. Unter ihnen zuckte das Ungeheuer, reckte und wand sich auf der Suche nach seiner fliehenden Beute.
»Wir fliegen«, murmelte Dodi fassungslos, während sich die Piraten weit über die Reling lehnten, um sich dieses Wunder anzuschauen.
Sennar stand weit hinausgelehnt am Bug und brüllte mit geschlossenen Augen unverständliche Worte. Benares neben ihm gab ihm die Richtung vor. Und der hölzerne Dämon direkt unter ihnen schien über die Bestie zu lachen, deren Maul krampfhaft auf- und zuschnappte. Der Magier ballte die Fäuste und zwang sich, nicht nachzulassen. Es war der härteste Zauber, an den er sich je gewagt hatte, und mehr und mehr verkrampfte sich sein Körper unter der Anstrengung, während der Schmerz schon die kleinste Muskelfaser erfasst hatte. Da, zwei, drei Schläge - der Schiffsrumpf hatte wieder auf dem Leib des Ungeheuers aufgesetzt. »Besinne dich! Wir haben an Höhe verloren«, brüllte Benares.
Mit einem Ruck, der die gesamte Besatzung aus dem Gleichgewicht brachte, nahm das Schiff wieder Fahrt auf, der Rumpf hob sich, und schon flogen sie wieder.
»Segel setzen!«, rief Benares da. »Alle Mann Segel setzen! Macht schon!«
Wieder schwebte das Schiff nur wenige Ellen über dem Leib des Ungeheuer und suchte einen Weg aus dem Netz seiner Fangarme.
Mit rasender Geschwindigkeit verließen Sennar die letzten Kräfte - lange würde er nicht mehr standhalten können. Er wankte, und sogleich stürzte Benares hinzu und stützte ihn. »Nicht aufgeben! Ich halte dich! Sorg du nur dafür, dass wir fliegen!«
Sennar spürte nur noch die Arme des Piraten um seine Brust und hörte wie von fern eine Stimme, die brüllte: »Los Männer! An die Harpunen!«
Angeführt von Rool, fassten die Piraten neuen Mut und begannen, das Ungeheuer zu attackieren. Auf beiden Seiten des Schiffes fingen einige Männer mit Enterhaken die Fangarme des Ungeheuers und zogen sie heran, während andere mit Schwertern und Streitäxten auf sie einschlugen. Eine gelbliche, stinkende Flüssigkeit spritzte aus den Wunden hervor, während die Luft vom markerschütternden Geheul der Bestie widerhallte.
Entfernt und gedämpft drang Benares' Stimme an Sennars Ohr.
»Geh runter! Geh endlich runter, Mann!« Sennar spürte, dass er geschüttelt wurde.
»Ich hab gesagt, du sollst runtergehen! Wir haben's geschafft!«
Als der Magier die Augen öffnete, sah er das offene Meer vor sich. Das rötliche Licht der Sonne, die am Horizont unterging, schmerzte in seinen Augen, und der frische Abendwind peitschte ihm ins Gesicht.
Sanft glitt der Segler durch das Wasser, während vielleicht hundert Ellen vom Heck entfernt die letzten Tentakelspitzen des Ungeheuers im Meer versanken. An Deck erhob sich Triumphgeschrei. Der Albtraum war zu Ende.
Sennar zitterte am ganzen Leib. Wortlos brachte ihn Benares vom Bug fort, übergab ihn barsch Dodis Obhut und rannte dann weiter das Deck entlang.
»Aires!«, rief der Pirat. »Aires!«
»Tochter! Antworte!«, stimmte Rool ein.
Einige Augenblicke lang machte sich auf dem Schiff Grabesstille breit.
Dann ertönte eine schwache Stimme vom hinteren Teil des Decks.
Aires lag, wunderbarerweise unverletzt,
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