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Die Drachenkämpferin 03 - Der Talisman der Macht

Titel: Die Drachenkämpferin 03 - Der Talisman der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Licia Troisi
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Zellentür öffnete sich, und seine unverwechselbare Gestalt zeichnete sich im Gegenlicht ab. Er war allein gekommen. Keiner seiner Untertanen, abgesehen von einigen besonders treu ergebenen Feldherren, hatte ihm je ins Gesicht gesehen. Langsam trat er auf den Magier zu.
    »Welch eine Ehre! Ich hätte nicht gedacht, dass du mich hier besuchen würdest. Verzeih, dass ich mich nicht verneige und dich nicht bitte, Platz zu nehmen. Aber wie du siehst, ist meine Unterkunft nicht eben komfortabel eingerichtet.« Sennar lachte, doch schnell erstarb ihm das Lachen in der Kehle. Er spürte, wie ihm etwas aus dem Mund lief, höchstwahrscheinlich Blut. »Ich glaubte, ein Herrscher wie du sei sich zu fein, um einen solch schäbigen Ort wie diesen hier aufzusuchen, und halte sich lieber in seinem prunkvollen Thronsaal auf, um dort über den Ausbau seiner jetzt schon grenzenlosen Macht nachzudenken.«
    »Du solltest wissen, dass mich die Macht und der dazu notwendige Apparat nicht interessieren.«
    Sennar hasste diese Stimme, ihre Kälte. Sein Gegenüber schien keinerlei Gefühle zu haben, war nicht zu durchschauen.
    Der Tyrann trat noch näher an ihn heran, entfachte ein schwaches magisches Feuer und hielt es dem Magier vor das Gesicht. Geblendet kniff Sennar die Augen zusammen. Die Flamme erlosch, und erneut machte sich Finsternis in der Zelle breit.
    »Hat man dich misshandelt?«
    »Allerdings! Stück für Stück bringst du mich hier drin um. Ich frage mich nur, wie lange du dich noch amüsieren willst, bevor du mir den Rest gibst.«
    »Nicht ich bin es«, antwortete der Tyrann mit ruhiger Stimme, »der Henker ist es, der dich foltert.«
    Sennar lachte wieder, und wieder nahm der Schmerz ihm den Atem. »Gewiss, gewiss«, fuhr er fort, als er wieder Luft bekam, »du hast damit gar nichts zu tun. Aber wer befiehlt denn, dass man mich foltert, damit ich erzähle, was du wissen willst?« »Ich gab nur Befehl, dich zu verhören, nicht, dich zu foltern. Dir mit glühenden Eisen das Fleisch zu versengen, habe ich dem Kerkermeister nicht befohlen.« Die Stimme des Tyrannen hallte durch die düstere Zelle.
    »Aber er tut es, weil er weiß, dass du dich an meinen Schmerzen ergötzt. Ohne dass du es ihm befehlen müsstest, foltert er mich zu deinem Vergnügen.«
    »Mir bereitet es keinerlei Vergnügen, dich leiden zu sehen, und der Kerkermeister weiß das. Er tut es nur zu seiner eigenen Freude. Ordnete ich an, dich nicht länger zu foltern, würde er dennoch nicht aufhören. Denn so ist die Natur der Menschen und ebenso die der Gnomen, Nymphen und Kobolde: abartig und grausam. Das müsstest du doch wissen.«
    Der Tyrann hatte weiter mit dieser ruhigen, bedauernden Stimme gesprochen, die Sennar so hasste. Warum befahl er ihm nicht, ihn respektvoller zu behandeln, oder ließ seine Wut an ihm aus? Das wäre ihm lieber gewesen als diese aufreizende Gelassenheit. »Was willst du damit beweisen? Dass andere die Schurken sind?«, fragte Sennar nun. »Nein«, antwortete der Tyrann seelenruhig. »Nur, wie mächtig Hass sein kann. Das müsstest du besser wissen als jeder andere.«
    Sennar erstarrte.
    »Weißt du eigentlich, dass ich dich bewundere?«, fuhr der Tyrann fort. »Du bist ein Mann, mit dem ich mich auseinandersetzen kann. Deswegen habe ich dir auch mein Gesicht enthüllt, denn ich wollte dir als deinesgleichen gegenübertreten. Es gibt nur wenige, bei denen mir das möglich ist.«
    »Ja, weil du auf dem Boden herumkriechst. Nur die Würmer befinden sich auf deiner Augenhöhe«, antwortete Sennar.
    Noch nicht einmal bei diesen Worten verlor der Tyrann die Fassung. »Die Menschen sind blutrünstige Bestien, die nur auf die passende Gelegenheit warten, um ihrem eigenen Bruder die Kehle durchzuschneiden.«
    Sennar erschauderte und dachte an sein Erlebnis auf der Lichtung. Er schüttelte den Kopf. Er durfte sich nicht einwickeln lassen. Gern hätte er zumindest das Gesicht seines Gesprächspartners gesehen, aber in der Dunkelheit war das nicht möglich. »Wozu bist du gekommen?«, fragte er. Die Gegenwart des Tyrannen wurde ihm immer unbehaglicher, und langsam bekam er Angst.
    »Wie lange bist du schon hier?«, erwiderte der Tyrann.
    Sennar hatte keine Ahnung. Seinem Gefühl nach konnte er bereits ein Jahr in diesem Kerker sitzen oder vielleicht auch nur eine Stunde.
    »Ich verrate es dir: fast einen Monat. In der ganzen Zeit habe ich nichts von dir erfahren. Ich kann nicht mehr länger warten.«
    Eine bedrohliche Stille breitete sich in der

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