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Die Drachenkämpferin 03 - Der Talisman der Macht

Titel: Die Drachenkämpferin 03 - Der Talisman der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Licia Troisi
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strahlen, der Tyrann war dabei, einen Zauber heraufzubeschwören, der sie, Ido und Soana hinwegfegen sollte. »Sareph! Thoolan! Flar!«, rief Nihal rasch, und vom Himmel herab schössen fast gleichzeitig ein tiefblauer, ein himmelblauer und ein roter Lichtstrahl.
    Die Tyrannenfeste war jetzt ein einziges Lichtermeer, Asters Zauber der Vollendung nahe. Nihal zwang sich zur Ruhe und fuhr unbeirrt fort.
    »Tareph! Goriar! Mawas!«, rief sie, und die letzten Blitze kamen auf sie nieder, ein brauner, ein schwarzer und schließlich ein weißer.
    Plötzlich war die Welt in vollkommene Stille getaucht. Die Feste strahlte nicht mehr, die Wolken verharrten, der Wind legte sich, und jedes Geräusch verstummte. Einen Moment lang waren Freund und Feind von derselben Furcht, derselben Ehrfurcht ergriffen: Die acht Naturgeister zeigten ihre Macht, und die antiken Götter kehrten zur Erde zurück. In diesem Augenblick fühlten sich alle klein und nichtig und nahmen ganz deutlich die Unerforschlichkeit der Schöpfung wahr. Da zerriss plötzlich eine Explosion von Farben und grellstes Licht die angespannte Ruhe.
    Eine Lichtkugel flog vom Himmel herab, klein zunächst, aber schon bald unendlich groß, umhüllte die ganze Tyrannenfeste und alles, was sie umgab. Sie schloss alles ein, bis zu den letzten Grenzen der Erde, noch jenseits der Großen Wüste und der reißenden Wasser des Saar.
    Im Zentrum stand Nihal. Die Halbelfe war erfüllt von der Kraft, die sie durchfloss, und einen Augenblick lang fühlte sie sich unendlich mächtig, so als läge ihr die gesamte Schöpfung, Bäume, Pflanzen, Tiere, zu Füßen, so als gehöre ihr die ganze Welt. War es nicht auch so?
    »Deine Bitten wurden erhört«, sprach da eine feierliche Stimme zu ihr, »doch die Macht ist nicht für dich bestimmt, Geweihte, sondern für alle, die den Frieden anstreben. Missbrauche nicht, was wir dir gaben.«
    Ja, sie hatte zu dienen, nicht zu herrschen, besann sich Nihal wieder. Sie kam zu sich und stellte fest, dass die Geister der Gefallenen, die eben noch so zahlreich die gegnerischen Kampfreihen bevölkert hatten, verschwunden waren, sich aufgelöst hatten, während sich die Fammin verloren umschauten und nicht wussten, was sie tun sollten. Sogar die Stimmen, die ihr seit Ewigkeiten keine Ruhe gelassen hatten, schwiegen nun. Sie hatte es geschafft.
    Doch zum Jubeln kam sie nicht. Sie sank auf die Knie. Das Atmen fiel ihr schwer, und sie spürte einen schmerzhaften Druck auf der Brust. Der Talisman begann ihre Lebenskraft aufzusaugen.
    »Was ist dir?«, fragte Ido besorgt, der sich sogleich über sie gebeugt hatte. »Nichts, es geht schon«, antwortete Nihal, während sie sich aufrichtete, »aber der Talisman verlangt bereits seinen Tribut.«
    Sie stand auf, bestieg ihren Drachen und schwang sich hoch in die Lüfte, damit alle Soldaten sie sehen konnten. Sie reckte ihr Schwert und stieß einen lauten Schrei aus. Die Truppen antworteten ihr, und die Entscheidungsschlacht begann.

38. Die Morgenröte der Befreiung
    Als sich die Sonne aus der Knechtschaft der Erde löste und auf die Welt hinabblickte, begrüßten ihre Strahlen ein Meer von Schwertern und Lanzen, ein Gewirr von Leibern, die sich entlang der Front, zwischen den äußersten Enden der Aufgetauchten Welt, bekämpften.
    Zahlreiche Schlachten hatte diese Erde bereits gesehen, doch diese hier war anders als alle vorherigen, und jedermann, die freien Soldaten ebenso wie ihre Feinde, spürte das. Jeder Krieger war sich bewusst, dass in diesem Kampf über das Schicksal der Welt entschieden würde und auch auf der Klinge des eigenen Schwertes das Wort »Zukunft« stand.
    Seit sich die Geister der Gefallenen durch den Zauber dieses Mädchens in der schwarzen Rüstung aufgelöst hatten, gehorchten auch die Fammin keinen Befehlen mehr und irrten nur noch mit verlorenen Blicken über die Schlachtfelder. Für die Soldaten des Tyrannen, die es gewohnt waren, stets in erdrückender zahlenmäßiger Überlegenheit zu kämpfen, an der Seite von Kriegern, für die Leben und Tod gleich viel bedeuteten, war es ernüchternd, sich nun einem gleich starken Gegner gegenüberzusehen. Sie spürten, dass etwas Unausweichliches in Gang gekommen war, ahnten, dass nun der Zeitpunkt gekommen war, da alle alten Rechnungen beglichen wurden, und dass nach diesem Tag nichts mehr so wie früher sein würde. Auch die Luft war anders, sie roch bereits nach Tod und Niederlage. Es war so, als wende sich nun auch die Natur gegen das Heer des

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