Die Drachenkämpferin 03 - Der Talisman der Macht
sich aus der Ferne, jenseits der Feste erheben würde, von dort, wo die Hoffnung noch nicht tot war.
Aires hatte sich nicht geschont und hervorragende Arbeit geleistet. Gleich nach Nihals und Sennars Aufbruch hatte sie sich selbst mit wenigen treuen Kameraden auf den Weg gemacht. Zunächst zogen sie durch das Land des Feuers und warben Kämpfer für den Widerstand. Dann überquerten sie die Grenze und setzten ihre Arbeit in den anderen unterdrückten Ländern fort. Ihre Bemühungen hatten nicht nur das Ziel, neue Krieger zu rekrutieren, sondern auch neue Hoffnung zu entfachen in den Herzen derer, die lange schon aufgegeben hatten. Zur entscheidenden Schlacht sollten, wenn der gemeinsame Schlachtruf längs der Grenzen ertönte, in allen versklavten Ländern Leute bereitstehen, die sich erheben würden. Unbewaffnet zumeist, doch zu allem entschlossen, um die Freiheit zu erringen, und daher unaufhaltsam.
Aires war es gelungen, eine Art Streitmacht zusammenzustellen, die zum größten Teil aus armen Teufeln bestand, die nichts mehr zu verlieren hatten. Diese Rebellen hatten sich Waffen gebaut oder gestohlen sowie seltsames fliegendes Kriegsgerät erfunden. Irgendwann war dann endlich die ersehnte Botschaft eingetroffen. Aires war überrascht, dass nicht Sennar, sondern Nihal sie sandte, und hatte sofort gewusst, dass etwas Schlimmes geschehen sein musste.
Der Morgen der Schlacht war also auch für viele Bewohner des Landes des Feuers kein beliebiger Morgen. Vor Sonnenaufgang standen sie auf und nahmen ihre Posten ein, darauf lauernd, sofort die anfälligen Punkte der Tyrannenherrschaft anzugreifen. Als sich der gemeinsame Schrei erhob und wie ein Blitz die Front von einem zum anderen Ende durchlief, konnte in den unterjochten Ländern niemand gleichgültig bleiben. Es war, als sei die Zeit stehen geblieben. Die Sklaven ließen die Arbeit ruhen und blickten zum Himmel hinauf, die Folterknechte, Schinder, Offiziere und Soldaten bekamen es mit der Angst zu tun. Allen war klar, dass sich etwas Großes anbahnte, dass sich enorme Kräfte zu entfalten anschickten.
Das war der Moment, da Aires den Befehl zum Angriff gab. Überall hatte sie bewaffnete Gruppen aufgestellt, die den Hass der Sklaven aufnehmen und lenken würden, in jedem Land warteten von ihr eingeweihte Rebellen nur darauf, eine Revolte zu entfesseln. Als der Schrei verhallt war und die Schlacht begann, wurden viele dieser Kämpfer zu Märtyrern, konnten nur ein Strohfeuer entfachen und wurden dann wie Lämmer hingeschlachtet. Doch ein jeder kämpfte verbissen bis zum bitteren Ende, wohl wissend, dass das Opfer Einzelner entscheidend für den Sieg aller werden konnte. An anderen Stellen flammte das Feuer mächtig auf und griff rasch um sich. Sklaven erhoben sich, und wer über lange Jahre das Joch Asters getragen hatte, griff zu irgendwelchen Geräten, die auch nur entfernt einer Waffe ähnlich waren, und kämpfte. Die ganze Welt schien aus den Fugen zu geraten. Die Revolte weitete sich aus, über die Felder, über die Kristallminen im Land der Felsen, über das Land der Nacht mit seiner ewigen Finsternis, und sogar im Land der Tage wurde zu den Waffen gegriffen. Keine Schlacht jedoch war grandioser und blutiger als jene, die im Land des Feuers ausgefochten wurde. Gemessen daran waren die anderen nur Scharmützel mit dem Zweck, den Feind abzulenken und Kräfte zu binden, da mit die Heere der Freien Länder auf weniger Hindernisse stießen.
Wie Blitze aus heiterem Himmel gingen Aires und ihre Rebellen auf die feindlichen Soldaten nieder und ließen ihnen keine Zeit, sich von dem Schrecken zu erholen. Unzählige Männer und Gnomen tauchten bis an die Zähne bewaffnet aus dem Nichts auf und legten zunächst die Waffenschmieden lahm. Sie überrannten die Wachsoldaten und lösten die Ketten von Handgelenken und Knöcheln ihrer Brüder, erbeuteten Schwerter und Streitäxte und riefen: »Die Tyrannenherrschaft ist vorüber, schließt euch uns an und kämpft für die Freiheit!« Manche Sklaven flohen verängstigt, andere griffen sofort mutig zu den Waffen.
Schließlich tauchten die neu ersonnenen Fluggeräte am Himmel auf und feuerten auf die verschreckten und orientierungslosen feindlichen Truppen. In vorderster Front, das gezückte Schwert blutverschmiert, war immer Aires zu finden. Sie war die Seele des Aufstands, kämpfte überall und brüllte Befehle. Die wunderschöne, sinnliche, von allen bewunderte Frau schien zu einem Racheengel geworden zu sein.
Das große
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