Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Drachenkämpferin 03 - Der Talisman der Macht

Titel: Die Drachenkämpferin 03 - Der Talisman der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Licia Troisi
Vom Netzwerk:
Tyrannen.
    Wie groß war aber das Entsetzen der Magier in den feindlichen Reihen, als sie feststellten, dass kein einziger ihrer Zauber noch wirkte. Wieder und wieder versuchten sie es, fassungslos ob der eigenen Machtlosigkeit, mussten sich aber irgendwann eingestehen, dass sie nur noch einfache Menschen waren, schwach und unfähig, sich mit ihren Mitteln zu wehren.
    Viele ergriffen die Flucht, andere nahmen Schwerter zur Hand, die sie nie benutzt hatten und die von den Gespenstern zurückgelassen worden waren. Alle aber waren sie heute in der Hand dieser Kriegerin in der schwarz glänzenden Rüstung, die wie eine Furie kämpfte und sich den Weg zur Tyrannenfeste bahnte.
    Der Tyrann hatte sich in seiner Festung eingeschlossen und saß auf seinem mächtigen Thron in einem Saal, der ihm jetzt übergroß vorkam. Ihm war angst und bange geworden, als er spürte, dass sich seine Gespensterkrieger auflösten und seine magischen Fähigkeiten verflüchtigten. Doch nun war er ruhig, er hatte gewusst, dass dieser Tag einmal kommen würde, und nun war er eben da. Was hatte er zu befürchten? Die Geweihte war erschienen, wie es der Alte damals vor vierzig Jahren prophezeit hatte, doch sein Schicksal lag immer noch in seinen eigenen Händen, und sein Endziel war zu gewaltig, als dass er es sich von solch einem Mädchen, einer dem Schlund des Todes entronnenen Halbelfe, zerstören lassen würde. Um seinen Plan zu Ende zu führen, war Aster zu allem bereit. Es war Schicksal, dass er sich mit dieser Kriegerin messen musste, aber nirgendwo stand geschrieben, dass er verlieren würde. Auch ohne seine Magie wusste er sich noch unendlich stark, denn er kannte die Geschöpfe dieser Welt und verstand es, ihre Gedanken und Gefühle zu lesen. Er würde gegen das Mädchen kämpfen und sie niederringen, um seinen ehrgeizigen Plan zu Ende zu führen.
    Als der Ruf zur Schlacht ertönte, stürzten sich die Truppen der Freien Länder auf einen orientierungslosen, verwirrten Feind, der es ihnen fast schon zu leicht zu machen schien. Allerdings bestand das feindliche Heer nicht nur aus einfachen Soldaten und Verrätern, sondern auch aus tapferen Kriegern und kampferprobten Rittern. Eben Letztere waren es, die bald nach dem ersten Hornsignal in großer Zahl aus der Tyrannenfeste strömten.
    Einer schwarzen Wolke ähnlich schwärmten sie zu den Schlachtfeldern aus, verteilten sich längs der Front und warfen sich auf die Truppen der Freien Länder. Auch in deren Reihen fielen nun die ersten Soldaten, von Drachenfeuer verbrannt oder niedergestreckt von den Waffen, die die Ritter auf den Schwarzen Drachen führten. Auf der anderen Seite rückten Ritter aus dem Land der Sonne und dem Land des Meeres nach, und es entbrannte ein ebenbürtiger Kampf.
    Unter ihnen befand sich Raven in der ersten Reihe. Seit vielen Jahren schon hatte er kein Schlachtfeld mehr betreten, doch diesen letzten Akt wollte er nicht versäumen, wollte sich nicht die Gelegenheit entgehen lassen, seine in den Samtgewändern der Akademie verloren gegangene Würde zurückzugewinnen und noch einmal als der große Krieger vergangener Zeiten aufzutreten. Und so hatte er an jenem Morgen seinen Drachen Tharser bestiegen, und beide genossen nun in vollen Zügen die wiederentdeckte Erregung der Schlacht.
    Das Klirren der Schwerter und Lanzen klang für den Obersten General wie ein Gesang, der ihm von vergessenen, lange zurückliegenden Freuden erzählte. Raven führte seine Männer wie in alten Zeiten, reckte sein blutbesudeltes Schwert und trieb sie zum Angriff an, und kein Einziger zögerte, ihm zu folgen: Alle glaubten daran, dass der Sieg möglich sei, solange dieser Mann bei ihnen war. Immer wieder stürzte er sich mit seinem Drachen von oben in das Getümmel, und während er sein Schwert auf den Feind niederfahren ließ, war ihm, als sei noch nicht einmal ein Tag seit seiner letzten Schlacht vergangen. Offenbar hatte ihm ein Funke gereicht, um wieder wie früher zu werden, und er fühlte, dass dieser Funken gezündet hatte. Lange Zeit war Raven an diesem Tag der Schrecken des Feindes.
    Jenseits der Front, in den vom Tyrannen beherrschten Ländern, schien diese Morgenröte nichts Außergewöhnliches zu haben. Eine blasse Sonne schickte ihre müden Strahlen zur Erde und kündigte einen neuen Tag der Knechtschaft an. Und doch gab es auch dort Leute, die mit anderen Augen auf diese Sonne blickten und mit Spannung auf ein Signal zum Angriff, jenen Schrei wie aus einem Munde warteten, der

Weitere Kostenlose Bücher