Die Drachenkämpferin 03 - Der Talisman der Macht
unbeholfenes Aussehen gab. Ein Kind im Körper eines Erwachsenen. Der Magier musterte ihn misstrauisch.
»Nun, wir haben drei Tage, um die gesamt Küste dieses Landes abzufliegen«, erklärte ihm Sennar, und der junge Ritter riss die Augen auf. »Deshalb müssen wir jede Tages- und jede Nachtstunde ohne Pause nutzen.«
»Aber ... mein Drache ist solch einer Anstrengung nicht gewachsen ...«, erwiderte Aymar.
Sennar unterbrach ihn mit einer Handbewegung. »Ich weiß, dass es hart ist. Mit den Blauen Drachen kenne ich mich aus. Aber Tatsache ist auch, dass wir nur drei Tage haben, und Zeit ist bei diesem Unternehmen der entscheidende Faktor. Daher bitte ich dich: Versuch dein Bestes.«
Der andere nickte, wenig überzeugt.
Als Sennar den Drachen besteigen wollte, hielt Aymar ihn zurück. »Mein Drache wird Euch nicht aufsitzen lassen, Herr. Das muss ich ihm befehlen.«
Sennar lächelte. »Ich bin Magier, du wirst sehen, dass ich mich auf ihm halten kann«, antwortete er, und in der Tat, als er aufsprang, ließ es sich der Drache ohne Widerstand gefallen. Er wandte sich wieder dem Jüngling zu, der wie angenagelt dastand und ihn fassungslos anblickte. »Komm, je eher wir aufbrechen, desto früher sind wir am Ziel.« Da gab sich der Ritter einen Ruck und stieg ebenfalls auf. Dies war ein ungewöhnlich schwieriges Unterfangen, das erst bei seinem zweiten Versuch von Erfolg gekrönt war. Und ganz unbeholfen wirkte Aymar dann, als er mit unnatürlich durchgedrücktem Kreuz auf dem Rücken seines Drachen saß. Sennars Bedenken wuchsen.
»Alles in Ordnung?«, fragte er zaghaft.
»G-gewiss«, stotterte das Bübchen. Er zog heftig an den Zügeln, aber das Einzige, was er damit bei dem Drachen erreichte, war ein mürrisches Knurren. Aymar versuchte es wieder und wieder, bis das Knurren schließlich in ein böses Fauchen überging. »Das ist mir noch nie passiert ... Aber ich bin ja auch noch nicht lange Drachenritter ...«, versuchte er, sich zu rechtfertigen.
Ach, tatsächlich »Darf ich mal?«, fragte Sennar.
Aymar errötete bis zu den Haarwurzeln. »Natürlich.«
Der Magier beugte sich zum Hals des Tieres vor und raunte ihm einige Worte ins Ohr. »Versuchs jetzt mal, aber mit Gefühl«, forderte er den Jungen auf.
Aymar zog an den Zügeln, und dieses Mal gelang es ihnen tatsächlich, sich in die Lüfte zu erheben.
»Im Umgang mit Drachen braucht man Geduld und Fingerspitzengefühl, aber auch Respekt«, erklärte Sennar.
Aymar schluckte die Belehrung. »Ich danke Euch vielmals«, murmelte er. »Noch etwas ...«, fügte Sennar hinzu, »du kannst mich ruhig duzen.«
»Wie Ihr wünscht.«
Sennar ließ sich nicht beirren. Er bestand darauf, dass sie so schnell wie möglich vorwärtskamen, und als die Sonne ins Meer eintauchte und der Tag der Finsternis wich, wollte er immer noch weiter. Es war ein kräftezehrender Flug, ein Wettlauf gegen die Zeit. Erst als es schon tiefe Nacht war und sie bereits die Mittlere Wüste erreicht hatten, landeten sie.
Sie kampierten im Freien, in einer sternenklaren, aber bitterkalten Nacht. Sobald er sich unbeobachtet wusste, prüfte Sennar das Amulett und stieß einen Seufzer der Erleichterung aus. Die Blätter waren noch heil.
Als der Magier erwachte, war die Sonne noch nicht aufgegangen, aber ein blasses Weiß überzog schon den Horizont. Aymar neben ihm schlief noch mit dem Kopf auf dem langen Hals des Drachen.
Sennar stieß ihn an, doch diese erste Aufforderung verpuffte. Der Drache schlug die Augen auf, aber der Ritter schlief seelenruhig mit frommem Gesichtsausdruck weiter. Was ist das für ein Ritter, der bei der Berührung durch einen Fremden nicht wach wird?! Sennar versuchte es noch einmal, nun aber sehr viel unsanfter. Der Junge schrak auf, und unwillkürlich fuhr seine Hand zum Schwert, allerdings ohne es zu finden. »Nur die Ruhe, ich bin's«, brummte der Magier ein wenig gereizt.
Aymar rieb sich die Augen und blickte sich um. »Es ist ja noch stockdunkel ...« Sennar hob den Blick zum Himmel. »Nicht mehr ganz. Außerdem hatte ich dir ja erklärt, dass wir die drei Tage, die ich dich bei mir habe, voll ausnutzen müssen.« Der Junge errötete. »Ihr habt Recht, verzeiht.« Er begann sich fertig zu machen, doch konnte er kaum die Augen offen halten.
Bei Nihal haben sie sich furchtbar angestellt. Aber so ein Versager wie der schafft es problemlos zum Drachenritter.
Schließlich gelang es ihnen, aufzubrechen. Der Magier überlegte, dass er jetzt seit dreizehn Tagen
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