Die Drachenkämpferin 03 - Der Talisman der Macht
kann ich Euch leider nicht sagen. Das Ziel meiner Fahrt muss geheim bleiben.« »Ich frage nicht aus Neugier«, stellte der Graf klar. »Ich mache mir nur Sorgen um Euch. Ich möchte Euch gern helfen, wenn ich kann.«
»Ja, vielleicht könntet Ihr mir tatsächlich helfen ...«
»Und wie?«, drang der Graf auf ihn ein.
»Ich bin auf der Suche nach einem bestimmten Ort irgendwo an der Küste. Bislang war ich zu Fuß unterwegs, und ein Reitpferd würde mir die Aufgabe sehr erleichtern.« Der Graf lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und dachte nach. »Noch heute komme ich mit dem befehlshabenden General der hiesigen Truppen zusammen. Falere ist sein Name. Wenn Ihr mich begleitet, fragen wir ihn, ob er Euch nicht einen Drachenritter mitgeben kann.«
Verblüfft knallte Sennar sein Glas auf die Tischplatte. »Einen Drachenritter?! Aber die Ritter werden doch alle im Krieg gebraucht ... Nein, ich dachte doch wirklich nur an ein Pferd ... ich glaube nicht ..«
Der Graf beugte sich zu ihm vor. »Wie wichtig ist Eure Mission für den Ausgang dieses Krieges? Sie hat doch wohl mit dem Krieg zu tun, oder?«
»Ja, sie ist von ungeheurer Wichtigkeit«, antwortete Sennar.
Der Graf lehnte sich wieder zurück. »Dann ist ein Ritter als Begleiter für Euch wohl das Mindeste«, erklärte er und kippte den letzten Schluck Haifischschnaps hinunter. Sennar wurde verpflegt und begleitete schließlich den Grafen zu seiner Unterredung mit Falere.
Der General traf auf einem prachtvollen Drachen ein, und als der Magier sah, wie dieses Tier vom Himmel herabschwebte, stockte ihm vor Ergriffenheit der Atem. Es war ein Blauer Drache, und einen Drachen dieser Rasse hatte Sennar seit seiner Kindheit nicht mehr gesehen. Sie waren kleiner als die üblicherweise vom Ritterorden genutzten Tiere und hatten etwas von einer Schlange. Auch dieser hier besaß einen langen, feingliedrigen Leib, relativ kleine, flinke Pfoten und riesengroße Flügel. Am Leib war seine Haut von einem leuchtenden, an den Flügeln von einem dunkleren Blau. Unter solchen Drachen war Sennar praktisch aufgewachsen, war doch sein Vater Knappe eines Ritters vom Orden der Blauen Drachen gewesen, und so betrachtete er jetzt verzaubert dieses prachtvolle Tier und verlor sich in Kindheitserinnerungen. Falere war ein noch recht junger General, ein blonder Mann mit einem Allerweltsgesicht voller Sommersprossen, dessen linke Seite von einer langen Narbe durchzogen war. Er begrüßte die beiden mit einer Verneigung, blickte Sennar jedoch misstrauisch an.
»Dies ist Sennar, der Vertreter des Landes des Windes im Rat der Magier«, beeilte sich der Graf zu erklären.
Sennar hätte ihn gerne unterbrochen, kam aber nicht mehr dazu. Vielleicht wusste dieser General bereits, dass das Land des Windes eigentlich von Soana vertreten wurde. Besorgt bemerkte er Faleres verwunderte Miene.
»Ach, Ihr seid das, verzeiht«, antwortete der General aber und verneigte sich dann erneut. Offenbar sagte ihm der Name Sennar etwas, aber über die neueren Entwicklungen war er wohl nicht unterrichtet.
Sie machten sich auf den Weg zu einer der Kasernen Barahars, einem für den Orden der Drachenritter typischen massiven, blockartigen Gebäude. Dort betraten sie einen großen, schmucklosen Raum, in den durch ein kleines Fenster Licht einfiel, nahmen Platz und besprachen strategische Fragen, wie viele Soldaten wohin zu entsenden seien und dergleichen mehr. Sennar konnte nützliche Informationen beisteuern, hielt sich aber zunächst noch mit seinem Anliegen zurück. Doch als sich die Gelegenheit im Gespräch ergab, wurde er deutlicher. »Meine Aufgaben im Rat werden zurzeit von einer anderen Person wahrgenommen. Ich selbst bin in einer besonderen Mission unterwegs, um ...« Jetzt fiel ihm plötzlich keine gute Erklärung ein.
»Er handelt sich um eine geheime Mission im Auftrag des Rates«, sprang ihm der Graf bei.
»Verstehe«, bemerkte Falere nur und verbreitete sich dann weiter über Truppenstärken und Bewaffnungsmöglichkeiten.
Zwei weitere Stunden vergingen, bevor der Graf den passenden Moment für gekommen hielt, die Sache noch einmal vorzubringen. »Mein Freund, der Rat, verfügt über keine Reitmöglichkeit. Sein Auftrag duldet aber keinen Aufschub, daher dachte ich, dass es vielleicht möglich sei, ihm einen Ritter beizugesellen.«
Jetzt blieb Faleres Miene nicht mehr gleichgültig. Fassungslos blickte er Graf Varen an. »Mein Herr, in Ihrer Welt dort unten kenne ich mich nicht aus, aber hier oben
Weitere Kostenlose Bücher