Die Drachenkämpferin 03 - Der Talisman der Macht
bei uns ist die militärische Lage verzweifelt, und wir brauchen jeden verfügbaren Mann, und vor allem jeden Ritter in der Schlacht.«
»Ein Pferd würde mir schon genügen«, warf Sennar ein, doch der Graf brachte ihn mit einer Handbewegung zum Schweigen.
»Wie gesagt, er ist im Auftrag des Rates der Magier unterwegs. Daher denke ich, er hat wohl Anspruch darauf...«
Sennar begann sich unwohl zu fühlen. Varen hingegen ließ sich nicht aus der Ruhe bringen und reihte gleichgültig ein Märchen ans andere.
»Um warum hat er kein Dokument bei sich, das über seinen Auftrag Auskunft gibt?« »Er musste Hals über Kopf aufbrechen«, antwortete der Graf.
Sennar hätte sich gern in Luft aufgelöst. Faleres skeptischer Blick ruhte auf ihm, und er kam sich wie in einer Falle vor. Darüber hinaus hatte offenbar das Amulett auch die neuen Blätter wieder zersetzt, denn er verspürte einen leichten Schwindel. »In der Tat ... es handelte sich um eine ganz plötzliche Entscheidung. Ein Drache käme mir sehr gelegen, aber wenn es nicht möglich sein sollte ...«, versuchte es Sennar noch einmal. Plötzlich hellte sich Faleres Miene auf. »Ja, warum eigentlich nicht. Ihr habt einen guten Ruf. Nicht zuletzt kam ja dieses Bündnis mit der Untergetauchten Welt auf Euren Einsatz hin zustande ...«
»So ist es«, bestätigte Sennar. Der Schweiß war ihm ausgebrochen, und er spürte, dass sein Atem schneller ging.
Falere griff zu einem Pergament und schrieb etwas darauf. »Ich stelle Euch den Drachenritter Aymar zur Verfügung, für drei Tage, mehr kann ich Euch nicht zugestehen. Er wird morgen am Hafen auf Euch warten.« Er reichte Sennar das Pergament.
Sennar wusste, dass er unverzüglich den Zauber erneuern musste, denn das Schwindelgefühl wurde immer stärker, und ein heftiger Druck auf der Brust nahm ihm den Atem. »Ich danke Euch vielmals«, sagte er, während er das Schreiben zur Hand nahm, »doch nun habe ich noch etwas Dringendes zu erledigen. Wenn mich die Herren entschuldigen wollen ...«, verabschiedete er sich hastig und stürmte aus dem Raum, gefolgt von den ratlosen Blicken des Grafen und des Generals.
Erst außerhalb der Kaserne, an einer Straßenecke, blieb er stehen. Als er den Talisman hervorholte, spürte er, wie ihn die Kräfte verließen, während ihm ein stechender Schmerz die Brust zerriss. Zum Glück hatte erweitere Blätter dabei. Heftig keuchend kritzelte er die Runenzeichen darauf und versiegelte dann den Talisman. Kaum war auch das letzte Stückchen des Edelsteins wieder verborgen, spürte er sofort, wie sich seine Lungen blähten und er wieder zu Atem kam.
Als er den Blick hob, sah er den Grafen vor sich stehen.
Varen beugte sich nieder und sah Sennar mit sorgenvoller Miene an. »Ihr seid ja blass wie ein Leintuch ... Wollt Ihr mir nicht verraten, was mit Euch los ist?« »Gar nichts«, antwortete Sennar mit einem gezwungenen Lächeln. »Wenn Ihr wirklich mein Freund seid, so bedrängt mich bitte nicht weiter. Vergesst alles, was Ihr in dieser Gasse gesehen habt, und wenn ich fort bin, so vergesst am besten auch, mich überhaupt getroffen zu haben.«
»Ihr müsst ...«
»Ich bitte Euch«, ließ Sennar nicht locker.
»Gut, wenn es so sein muss, im Hinblick auf einen erfolgreichen Ausgang Eures Unternehmens ...«
»Ja, so ist es«, schloss der Magier. Er lehnte sich mit dem Kopf gegen die Hauswand hinter ihm zurück und blickte den Grafen dankbar an.
Die Nacht schlief Sennar in einer Kajüte, die Varen ihm auf seinem Schiff zur Verfügung stellte, und brach dann morgens beizeiten auf. Eilig verabschiedete er sich von dem Grafen, wobei es ihm nicht gelang, dessen besorgtem Blick standzuhalten. »Gebt gut auf Euch acht und riskiert nicht mehr als nötig«, ermahnte ihn Varen. Sennar zwang sich zu einem Lächeln. »Wenn diese Geschichte ausgestanden ist, werden wir uns wiedersehen und zusammen feiern.«
Am Kai wartete bereits der Drachenritter. Sein Blauer Drache war recht klein, und auch er selbst kam Sennar jung und unerfahren vor. Als er den Magier erblickte, erging er sich sofort in einer hastigen Verbeugung. »Drachenritter Aymar zu Euren Diensten«, stellte er sich vor.
War ihm Falere bereits sehr jung erschienen, so kam ihm Aymar jetzt wirklich wie ein Bübchen vor. Er hatte kastanienbraunes, gelocktes Haar, das ihm bis auf die Schultern fiel, und einen schmächtigen Körper, der wirkte, als sei er zu schnell und ganz unvermittelt gewachsen, und dadurch dem Jüngling insgesamt ein
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