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Die Drachenkämpferin 03 - Der Talisman der Macht

Titel: Die Drachenkämpferin 03 - Der Talisman der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Licia Troisi
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Sennar beobachtete das Wasser, das friedlich unter dem Kiel vorbeizog, und den gekrümmten Rücken des Mannes, der sich vor ihm in die Riemen legte.
    Der Fischer war es, der schließlich das Schweigen brach. »Kennt Ihr die Geschichte dieser Bucht? Ich meine, wisst Ihr, warum sie so rund ist?«
    Sennar verneinte.
    Und der Mann begann zu erzählen: »Vor langer, langer Zeit soll hier auf einem Berg ein glückliches Volk gelebt haben in einer wunderschönen Stadt ganz aus Gold. Dieses Volk war wohlgelitten von den Göttern, die es mit blühendem Wohlstand segneten. Irgendwann jedoch machte sich Habgier in den Herzen der Menschen breit. Ihre prächtige Stadt und der Frieden, in dem sie lebten, genügten ihnen nicht mehr. Sie stiegen zu Tal und plünderten und zerstörten alle Städte im weiten Umkreis. So wurden sie mächtig und gefürchtet und hielten ihre Herrschaft mit Willkür und Waffengewalt aufrecht. Gerade das aber war es, was ihnen zum Verhängnis werden sollte. Denn die Götter, erzürnt über ihr schändliches Tun, beschlossen, die goldene Stadt zu vernichten und ihre Bewohner sterben zu lassen. Und so kam es, dass sie in einer einzigen Nacht den ganzen Berg umstürzten und auf den Kopf stellten. Die Stadt ging unter, und an ihrer Stelle blieb nichts als ein großer runder Krater übrig. Dann ho ben die Götter die Arshet-Klippen, riesengroß und mächtig, aus dem Meer empor und ließen sie bis in den Himmel wachsen. Noch niemand hat sie je bezwungen, denn die Wände bestehen aus Fels, so scharf wie Klingen, wie zum Beweis, dass es keinem Menschen je gelingen wird, hinauf zu den Göttern zu gelangen«, schloss der Fischer und blickte Sennar mit zufriedener Miene an.
    »Ich will nicht bis hinauf zu den Göttern. Mir geht es um etwas anderes«, erklärte der Magier und blickte dann wieder auf das dunkle Wasser, das den Kiel des Bootes umspülte.
    Nein, er war nicht unterwegs zu den Arshet-Klippen, um sich bis zu den Göttern aufzuschwingen, war sich aber bewusst, dass er dennoch ein Schänder war. Denn seine Hände waren unrein und durften die Edelsteine nicht berühren. Sennar schüttelte den Kopf und nahm sich vor, nicht mehr darüber nachzudenken.
    Langsam glitt das Boot durch die Nacht, unter einem Mond, der bedrohlich hell am Himmel stand. Sennar sah darin eine Art Warnung und spürte, wie ihm ein kalter Schauer über den Rücken lief.
    Das Amulett in seiner Tasche verbreitete eine immer stärkere Hitze. Die Blätter waren wieder fast zersetzt, und Sennar musste tief einatmen, um das beklemmende Gefühl im Brustkorb auszuhalten.
    Nihal gönnte Oarf keine Pause, sie zwang ihn, den ganzen Tag durchzufliegen und dann die Nacht auch noch, ohne sich auch nur einmal auszuruhen. Die Muskeln des Drachen zitterten vor Anstrengung.
    »Nicht nachlassen! Nicht nachlassen!«, flehte Nihal.
    Im Morgengrauen des folgenden Tages machten sie endlich Rast, doch Nihal nahm keinen Bissen zu sich. Als sie in der Nacht trotz aller gegenteiligen Bemühungen einige Augenblicke eingeschlummert war, hatte sie im Traum Sennars Gesicht vor Augen gesehen. Es war unter denen der anderen Toten. Ein erloschenes Antlitz, bleich, mit dem gleichen leeren Blick, den sie bei Fen gesehen hatte. Entsetzt war sie aus dem Schlaf hochgefahren. Laio, der neben dem immer noch schwer atmenden Drachen seine Mahlzeit einnahm, versuchte, sie aufzurichten. »Keine Angst, wir schaffen das schon. Megisto hätte dir das alles niemals erzählt, wenn er nicht sicher wäre, dass du Sennar retten kannst. Es wird alles gut gehen, sei unbesorgt.«
    Diese Worte konnten sie jedoch nicht trösten. Der einzige Mensch, der dies hätte schaffen können, befand sich in Lebensgefahr.
    Bald machten sie sich wieder auf den Weg und überflogen das Kleine Meer und die Mittlere Wüste. Als die Sonne unterging, beobachteten Nihal und Laio, wie der rote Feuerball ins Meer eintauchte. Die Lamar-Bucht war nicht mehr weit.
    Nach einer Stunde schweigend verbrachter Überfahrt konnte Sennar in der Ferne endlich die Umrisse der Arshet-Klippen erkennen. Es waren tatsächlich zwei riesengroße Schatten in der nächtlichen Finsternis. Unsagbar hoch waren sie, und sogar auf diese Entfernung erkannte er die scharfen Vorsprünge, mit denen die Wände besetzt waren. Sie glitzerten silbrig und schienen das Mondlicht widerzuspiegeln. Sennar spürte, wie seine Angst wuchs.
    »Ihr könnt es Euch immer noch überlegen«, sagte der Mann.
    Sennar antwortete nicht und betrachtete weiter die immer

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