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Die Drachenkämpferin 03 - Der Talisman der Macht

Titel: Die Drachenkämpferin 03 - Der Talisman der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Licia Troisi
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Mitte erhob sich ein mächtiger spitzer Fels, der bis zu der oberen Öffnung hinaufreichte. Um diesen Felsen herum wand sich eine Treppe mit kleinen unregelmäßigen, aus dem Stein herausgehauenen Stufen. An den steilen Innenwänden öffneten sich hier und da schmale Schächte, durch die immer wieder weiße Gischt spritzte.
    Eine Weile stand Sennar unentschlossen da, weil ihm der Mut zum Weitergehen fehlte. Dann fasste er sich ein Herz und trat auf den inneren Felsen zu. Das Echo seiner Schritte klang gespenstisch.
    Er setzte den Fuß auf die erste Stufe, die glitschig war und schmal, und begann hinaufzusteigen. Von einem Wächter war nichts zu sehen. Er hörte bloß das Rauschen des Meeres, das sich an den Klippen brach, und das Heulen des Windes. Die Schritte des Magiers auf den Felsstufen waren unsicher, und sein Atem ging mehr und mehr in ein Keuchen über.
    Sennar hatte Angst. Aber das war es nicht, was seine Schritte zaghaft machte. Es war der Talisman, der in seiner Tasche zuckte und danach drängte, sich den zweiten Edelstein einzuverleiben. Immer wieder rutschte der Magier aus und drohte zu stürzen, kämpfte sich aber stetig weiter hinauf auf diesem Weg, der einfach kein Ende nehmen wollte. Als er zu der Stelle hinunterblickte, von der er aufgestiegen war, kam sie ihm meilenweit entfernt vor, und hinauf zur Spitze schien es noch ebenso weit zu sein. Am schlimmsten aber war, dass der Ort so verlassen schien, was aber, wie Sennar wusste, nicht sein konnte. Irgendwo in der Dunkelheit musste sich ein Wächter verbergen, der vielleicht nur darauf wartete, dass ihn die letzten Kräfte verließen, um dann umso leichteres Spiel zu haben. Der Magier spürte seine Anwesenheit, konnte aber absolut nichts erkennen.
    Nihal lenkte Oarf einmal um die Arshet-Klippen herum. Da war nichts. Nur das weißliche Schimmern von Knochen und Schädeln auf dem Schwarz der Felsen und das wütende Rauschen der aufgewühlten See.
    Sie suchte nach einer Stelle, wo Oarf landen konnte, konnte aber keine entdecken. Da fasste Nihal einen Entschluss. »Laio, flieg du mit Oarf ans Ufer zurück.« Der Knappe schaute sie verblüfft an. »Aber ...«
    »Kein Aber! Hier findet Oarf nirgendwo Halt. Fliegt ihr an Land zurück und wartet dort auf mich.«
    Mit diesen Worten zog Nihal ihr Schwert, ließ Oarf so weit wie möglich hinuntergehen und sprang. Sie landete vor einem hohen Felsspalt, der der Eingang sein musste. Mit pochendem Herzen trat sie ein in die Dunkelheit.
    Plötzlich blieb Sennar stehen. »Ich weiß, wer du bist!«, rief er. »Komm heraus!« Ihm antwortete nur sein Echo, das von den Innenwänden widerhallte und zu einem Chor wirrer Stimmfetzen anschwoll. Dann wieder Stille.
    »Ich bin wegen des Edelsteins gekommen. Wir brauchen seine Kräfte!«, hob Sennar wieder an, doch das Echo übertönte seine Worte. Dieses Gewirr von Klängen und Stimmen setzte ihm mächtig zu, und er verlor die Geduld. »Verdammt, so zeig dich doch! Ich bin nicht hier, um gegen dich zu kämpfen. Mir geht es nur um den Stein!« Erneut hallten von allen Seiten die Stimmfetzen wider.
    »Zeig dich! Komm heraus!«, schrie der Magier wie von Sinnen.
    Es kam so plötzlich, dass er nicht wusste, wie ihm geschah: Ein riesengroßer Fangarm packte ihn am Hals, zog ihn hinauf fast bis zum Mond, hinaus in die eiskalte Nacht, um ihn dann wieder in den Abgrund hinabtauchen zu lassen. Von panischem Schrecken ergriffen, wollte Sennar schreien, doch kein Laut entwich seiner Kehle, weil ihm der Fangarm die Luft abschnürte.
    Noch einmal schlug er auf der Treppe auf, dann verlor er das Bewusstsein. Als er wieder zu sich kam, sah er ein entsetzliches Ungeheuer mit zehn Köpfen, das sich mit seinen unzähligen verschlungenen Tentakeln um den Felsenturm wand. Wo hatte sich das bloß versteckt?
    Eines der Gesichter reckte sich mit höhnischer Grimasse zu ihm vor und zeigte dabei ein glitzerndes Gebiss mit langen scharfen Zähnen. Und erneut packte ihn ein Fangarm, diesmal am Fuß, und hob ihn in die Lüfte. Der Magier brüllte aus voller Kehle und merkte plötzlich, wie ihm das Amulett aus der Tasche glitt und in der Finsternis verschwand.
    Wieder riss ihn das Ungeheuer hoch, und Sennar begriff, dass es ihn gegen den Felsendorn schleudern wollte. Hastig murmelte er eine Zauberformel, doch sie blieb wirkungslos. Er war dem Angreifer hilflos ausgeliefert.
    Das ist das Ende. Das ist nun wirklich das Ende.
    Dann hörte er ein lautes Brüllen und spürte gleich darauf, wie sich eine warme,

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