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Die Drachenkämpferin 03 - Der Talisman der Macht

Titel: Die Drachenkämpferin 03 - Der Talisman der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Licia Troisi
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»Kein Blut. Kein Blut auf diesem Boden! Kein Hass in diesen Mauern. Lass die Klinge sinken!«
    Unverzüglich steckte Nihal das Schwert zurück. »So hör doch, ich bin Sheireen ... bitte, zeig dich!«
    »Oh, ich kenne Sheireen, und ich kenne Shevrar. Darüber hinaus gehört das Feuer dem Licht. Doch Shevrar zerstört, während das Licht Neues entstehen lässt, nicht wahr?«, antwortete die Stimme. »Wenn aber Licht Leben bedeutet, warum ist dann alles so tot hier? Es ist so kalt ... Mir ist so kalt ... Wärme mich, Jüngling ...« Laio schrie auf.
    Sennar war sofort bei ihm. »Was ist denn los?«, fragte er.
    »Ich weiß es nicht ... Aber mir war, als habe mich etwas berührt, eine kalte Hand ...«, antwortete der Junge.
    »Verflucht!« Sennar blickte sich um.
    »Fürchte dich nicht, Jüngling, mir ist bloß so kalt ...«, sagte die Stimme. »Warm ist das Fleisch, aber nicht das Gold dieser Mauern.« Sie hob wieder zu singen an. Nihal wusste nicht, was sie tun sollte. Sie kniff die Augen zusammen, sah sich in alle Richtungen um, konnte aber nichts erkennen. Der Edelstein jedoch lag vor ihr, unbewacht. Sollte die Stimme ruhig weitersingen, sie selbst war nur an den Kräften des Steins interessiert. Noch näher trat sie auf den Altar zu und streckte die Hand zu ihm aus. Da wurde es finster. Nur noch ein Lichtstrahl verblieb, mitten im Saal. »Bleib stehen!«, rief die Stimme, die plötzlich entschlossen und herrisch klang. »Er gehört mir, niemand darf ihn sich nehmen. Alle, die ihn in Händen hielten, sind tot.« »Nein, du irrst dich. Ich werde nicht sterben! Ich bin eine Halbelfe, ich kann seine Kräfte beherrschen. Deswegen bin ich hier.«
    Der Lichtstrahl begann durch die Halle zu tanzen, von einer Ecke zur anderen, doch vor allem um Laio herum.
    »Du lügst, du lügst«, trällerte die Stimme. »Siehst du nicht, dass ich allein bin? Vor vielen, vielen Jahren brachte man mich her, um über diesen Stein zu wachen, und ich wartete, wartete lange ... Die Sonne ging auf und unter am Himmel, ging wieder auf und wieder unter ... Jahrelang ... Jahrtausendelang. Ich war immer allein, hier, in dieser Kälte. Es war vielleicht vor tausend Jahren, als zum letzten Mal jemand kam, aber ich verweigerte ihm den Edelstein ...«
    »Was muss ich tun, damit du ihn mir gibst?«, fragte Nihal.
    Der Lichtstrahl verharrte. »Ich will Wärme.«
    »Zeig dich und erkläre mir, was du damit meinst.«
    Erneut begann sich der Lichtstrahl durch den Raum zu bewegen, während sich die Finsternis langsam ein wenig aufhellte. »Hier bin ich, siehst du mich nicht? Ich bin das Licht. Vor langer Zeit besaß auch ich einen Leib, aber den verlor ich mehr und mehr ... Und nun ist mir kalt, ich bin allein ...«
    »Das verstehe ich nicht ...«, warf Nihal ein.
    »Gib mir Wärme, und ich überlasse dir den Stein«, rief die Stimme lachend. Der Lichtstrahl hob nun an, Laio zu streicheln, strich über seine blonden Locken, seine roten Wangen. Der Knappe schien sich zu amüsieren bei diesem Spiel, seine Finger folgten dem leuchtenden Strahl.
    »Ja«, fuhr die Stimme fort, »du besitzt Wärme ... Ich verlange ja nicht viel, gerade genug, dass ich diesen Kerker hier verlassen kann, etwas von der Welt sehe und nicht mehr so allein bin. Es hat ja keinen Sinn, hier zu sein. Die Elfen sind vor vielen Jahren fort, und ich bewache hier einen Gegenstand ohne Wert ... Nehmt ihn nur mit, aber lasst mir das Fleisch da ...«
    »Ich glaube, dieser Wächter ist nicht mehr ganz bei Trost«, bemerkte Sennar, während er näher trat.
    »Was soll ich tun?«, fragte ihn Nihal leise, doch als Antwort erhielt sie nur einen ratlosen Blick.
    »Willst du nun den Stein?«
    »Ja«, antwortete Nihal.
    »Dann gib ihn mir, und du sollst ihn bekommen.« »Von wem sprichst du?« »Von dem Jüngling«, kam die Antwort mit schmeichelnder Stimme.
    Laio warf Nihal einen verschreckten Blick zu und begann zurückzuweichen. »Ich ... ich verstehe nicht, was du meinst«, stammelte das Mädchen.
    »Doch, du verstehst mich sehr genau. Ich will den zarten Jungen in deiner Begleitung, den Jüngling. Er ist so warm ... Jetzt schon vertreibt seine Wärme die Kälte aus meinem Herzen ... Überlasse mir sein Fleisch und seine Wärme, und der Edelstein ist dein.« Laio hastete dem Ausgang zu, doch unversehens nahm der Strahl die Gestalt einer Jungfrau an, streckte einen Arm aus und verschloss den Ausgang. Weitere Türen gab es nicht, nur die eiskalten goldenen Wände. Dann streckte sich der Arm zu dem

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