Die Drachenkämpferin 03 - Der Talisman der Macht
Altar aus und ergriff den Edelstein.
»Fleisch im Tausch gegen eine große Macht ...«, sprach die Stimme, und das Licht wandelte sich zu einem Frauengesicht, einem wunderschönen Gesicht, das aber irre wirkte und traurig. »Bist du mit dem Tausch einverstanden? Im Grunde verlange ich ja nicht viel von dir. Vielleicht erkennst du den Schmerz, der mich in meiner Einsamkeit quält.« Die Stimme klang jetzt klagend. »Es steht in deiner Macht, mir zu helfen, diesen Ort zu verlassen, den ich so hasse ...«
Lange betrachtete Nihal dieses angsterfüllte und gleichzeitig verführerische Gesicht, so als erliege sie einem Zauber. Die Augen fielen ihr zu.
»Nihal«, rief Sennar.
Der Magier rannte zu ihr, und die Halbelfe kam zu sich. Sie trat von dem Licht zurück und zog ihr Schwert.
»Vielleicht willst du mir lieber den Mann überlassen. Der ist zwar nicht so frisch wie das Bürschlein, aber ich wäre einverstanden ...«
»Schluss mit dem törichten Gerede! Ich habe nicht vor, mich von meinen Freunden zu trennen, von keinem der beiden, aus keinem Grund der Welt!«, rief Nihal. »Dann gib mir deinen Leib«, antwortete die Stimme.
»Nein!«, schrie Nihal. »Gib mir deinen Edelstein und lass uns gehen!«
Da wurde das Gesicht zornig, blickte Nihal lange an, und plötzlich war der Raum wieder lichtdurchflutet, und der Strahl verschwand.
Nihal stand nur entgeistert da, und auch Sennar blickte sich verwirrt um. »Wo zur Hölle ...?«, fluchte der Magier und wandte sich dann zu Laio um. »Nihal ...«, murmelte er erschrocken.
Auch die Drachenkämpferin schaute zum Knappen. Langsam zog Laio die Lider hoch, und Nihal wurde angst und bange. Laios Augen glitzerten golden und hatten Iris und Pupille verloren. Ein seltsames Lächeln lag auf seinen Lippen, und als er sprach, war seine Stimme jene, die gerade noch den Raum erfüllt hatte.
»Du wolltest ja nicht zustimmen. Du wolltest mir ja nicht helfen. Gut, so habe ich mir nicht nur genommen, was ich haben wollte, sondern bestrafe dich auch noch für deine Grausamkeit.«
Nihal trat einige Schritte zurück. »Lass Laio in Frieden ...«
»Ich hatte dich nur gebeten, mir zu helfen, aber du hast mir deine Hilfe verweigert ...«, sagte Laio und trat auf sie zu.
Nihal blieb nichts anderes übrig, als erschrocken zurückzuweichen.
Laio streckte eine Hand nach der Halbelfe aus, und als er die Handfläche öffnete, erfasste sie ein blendender Lichtstrahl und schleuderte sie in die Finsternis. Der Knappe rannte zum anderen Ende der Halle, und die Tür, die vorhin verschwunden war, war wieder da, größer und mächtiger als zuvor.
»Was sucht ihr noch länger hier in der Einsamkeit und Verzweiflung, in der Kälte, unter der ich so lange gelitten habe?«, rief die Frauenstimme durch Laios Mund. Der Knappe hatte fast schon die Tür erreicht, als Sennar sich vor ihm aufbaute. Ein zweiter Lichtstrahl schoss aus Laios Hand hervor, brach sich aber an einem silbernen Schutzring, den der Magier rasch gezaubert hatte.
»Warte noch einen Moment, bevor du gehst«, sagte Sennar in ruhigem Ton. Er blickte hinter Laio und sah Nihal noch am Boden liegen. Er konnte nicht zu ihr, konnte ihr jetzt nicht helfen, sonst wären sie für alle Ewigkeit dort drinnen gefangen gewesen.
»Ich verstehe dich ja«, begann er. »All die langen Jahre in dieser Einsamkeit ... das war sicher nicht leicht ...«
Laio blickte ihn nur argwöhnisch an.
»Ich kenne die Einsamkeit und die Kälte ..., ja, ich verstehe dich.« Sennar bemerkte, dass Nihal eine Hand bewegte.
»Wer bist du? Ein Magier?«, fragte Laio.
»Du hast es nicht nötig, diesen Jüngling zu rauben«, fuhr Sennar fort. »Zudem ist es doch deine Aufgabe, den Edelstein zu bewachen, oder?«
Laio blickte ihn nur sprachlos an.
»Du wurdest eingesetzt, um stets über diesen Stein zu wachen, oder täusche ich mich? Dazu allein hat man dich geschaffen ...«
»Du hast Recht, aber ich bin so allein ...« Ein Anflug von Trauer huschte über Laios goldene Augen, während sich Nihal langsam erhob und die Situation erfasste. »Du vergehst dich an einem Unschuldigen. Ich glaube nicht, dass dir dergleichen gestattet ist.«
»Nein, aber mir ist kalt, gar so kalt ...«
»Deine Aufgabe besteht nur darin, zu entscheiden, wer des Edelsteines würdig ist und wer nicht. Mehr steht dir nicht zu, oder? Der Junge, den du dir nehmen willst, hat sich nichts zuschulden kommen lassen. Du darfst ihn nicht einfach bei dir behalten. Das ist ganz furchtbar, was du da vorhast,
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