Die Drachenkämpferin 03 - Der Talisman der Macht
weißt du das?«
Laio ließ die Arme hängen und schaute betrübt zu Boden. Nihal zog ihr Schwert, doch Sennar gab ihr mit einer Geste zu verstehen, dass der Moment zum Handeln noch nicht gekommen war.
»Kennst du Ael?«, fragte Sennar.
Laio hob den Kopf. »Den ehrwürdigen Herrn der Wasser, Wächter des Edelsteins im Land des Wassers ... Gewiss kenne ich ihn.«
Sennar drehte sich zu Nihal um. »Sheireen, zeig ihm, wo Ael sich jetzt aufhält«, forderte er sie auf, doch Nihal blickte ihn nur verständnislos an.
»Der Talisman«, erklärte Sennar.
Nihal tastete unter ihrem Umhang herum und fand ihn. Ruhig und bedächtig trat sie auf Laio zu, der sie aus eiskalten Augen anblitzte. Als die Halbelfe ihm den Talisman entgegenstreckte, verdüsterte sich seine Miene.
»Kennst du dieses Amulett?«, fragte Sennar.
Laio nickte.
»Dann weißt du auch, was es mit diesen Edelsteinen auf sich hat. Dies ist Ael, denn seine Essenz ist dort drinnen eingeschlossen.«
Laio betrachtete ihn interessiert.
»Ael ist nicht mehr allein, er hat sein Heiligtum verlassen und wacht jetzt über den Stein, den wir an uns genommen haben. Dies ist der einzige Weg für dich, dieses Heiligtum zu verlassen, das dir so verhasst ist: Komm mit uns. Du wirst nicht mehr allein sein, wirst von Land zu Land reisen für die Sache des Friedens. Nur auf diese Weise kannst du von hier fort.«
»Nein, nein, ich will nicht! Das Fleisch dieses Jungen ist so warm ...«, protestierte Laio. »Lass von ihm ab«, befahl Sennar. »Er gehört dir nicht, sein Leben ist nicht dein. Du würdest nur eine große Schuld auf dich laden.« Er nahm den Talisman aus Nihals Händen und hielt ihn Laio vor das Gesicht. »Dies ist die Rettung, hier ist dein Platz, hier wirst du auch Wärme finden. Du willst doch diesem Jungen mit dem reinen Herzen nicht noch größeres Leid zufügen, oder?«
Nihal war unterdessen hinter Laio getreten und wartete mit dem Schwert in der Hand. »Lass ihn los«, drängte Sennar weiter. »Lass ihn frei und tue deine Pflicht.« Hin und her schwang der Talisman vor Laios Augen, die ihm wie in Trance folgten. Rechts, links, rechts, links ... Schließlich schloss der Knappe die Augen, und sofort wurde es finster. Dann zerriss ein greller Lichtstrahl die Dunkelheit und schoss in den jetzt am Boden liegenden Stein. Fast gleichzeitig hörten sie, wie jemand zu Boden stürzte.
»Laio!«, rief Nihal. Auf allen vieren suchte sie den Fußboden ab und fand ihn schließlich. »Laio, was ist mit dir?«, fragte sie besorgt, während sie seinen Kopf in beiden Händen hielt.
»Lasst uns so schnell wie möglich von hier verschwinden, kommt!«, rief Sennar dazwischen.
Im Dunkeln tastete Nihal nach dem Edelstein, ergriff ihn, lud sich dann Laio auf die Schultern und lief, gefolgt von Sennar, zur Tür, die plötzlich unendlich weit entfernt schien. Endlich traten sie in das grelle Licht der Hochebene hinaus.
Nihal legte Laio ins Gras und begann seinen Namen zu rufen. Nach einigen Augenblicken schlug der Knappe die Augen auf und legte sich eine Hand auf die Brust. »Ist... ist alles in Ordnung?«, fragte der Junge mit seltsam klingender Stimme. Nihal atmete erleichtert auf. »Ja, alles in Ordnung«, antwortete sie mit einem Lächeln. Dann sprach sie die Formel und fügte den Edelstein in seine Fassung ein.
8. Idos Wahn
Es war Abend, und Ido war allein. Und er war nicht müde. Vor seinem Zelt auf einer Anhöhe sitzend, schaute er mit leerem Blick über die Landschaft. Er fühlte sich schwermütig, und das Panorama, das sich ihm bot, schaffte es nicht, seine Stimmung aufzuhellen. Er blickte auf die in das Mondlicht getauchte Ebene, das silberne Band des Flusses, der sie durchzog, und hätte diese Landschaft hinreißend schön gefunden. Wäre da nicht etwas am Horizont gewesen, eine dunkle, unscharfe Linie, dort, wo Himmel und Erde aufeinanderstießen. Die Stellungen des Feindes.
Der Gnom war kein Typ, der leicht den Mut verlor, doch an diesem Abend fühlte er sich alt und erschöpft.
Er strich sich über seinen langen Bart und zog dann an seiner Pfeife.
Du alter Narr. Es ist jetzt nicht der richtige Zeitpunkt, den Kopf bangen zu lassen. Im Grunde ist es nur so, dass Nihal dir fehlt. Deswegen fühlst du dich so niedergeschlagen.
Ja, das war es. Seit zwei Monaten war Nihal nun schon fort.
Normalerweise ließ sich Ido nicht so leicht anrühren, doch als er Nihal nachgeschaut hatte, wie sie auf ihrem Oarf neuen Abenteuern entgegenflog, hatte er gespürt, wie
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