Die Drachenkämpferin 03 - Der Talisman der Macht
ihr abzeichnete. Wie ein gräulicher Schein wirkte er vor dem düsteren Hintergrund der Höhle, und er lächelte majestätisch und entspannt. Auf seiner Brust prangte ein schwarzer Fleck.
»Wäre dir heute nicht die Ursache deines Schmerzes klar geworden, hätte ich dir das hier nicht geben können.« Der dunkle Fleck löste sich von seiner Brust und schwebte auf Nihal zu.
»Dies ist der Edelstein, nach dem du gesucht hast, der fünfte, und du bezahlst dafür mit dem Schmerz, der aus der Erkenntnis entstanden ist. Diese Erkenntnis ist wie ein Licht, das dich aus diesem Schattenreich hinausführt. Nutze sie gut und nähre sie in dir.« Nihal streckte eine Hand nach dem Stein aus.
»Vergiss nie den Schmerz, der dich heute überkam. Und nun vollziehe den Ritus«, forderte Goriar sie mit einem wohlwollenden Lächeln auf.
Nihal nahm den Edelstein entgegen und fügte ihn, während sie die Formel sprach, in seine Fassung ein. Die Finsternis wich, und der Talisman erstrahlte in neuem Glanz. Als die Halbelfe aufblickte, war sie wieder allein inmitten eines Tunnels aus toten Bäumen. Eine Weile noch verharrte Nihal in dem Tunnel. Sie war erschöpft, so als habe sie in den zurückliegenden Stunden ganze Jahre gelebt, und hatte das Bedürfnis nach Ruhe. Doch plötzlich wurde ihr bewusst, wie viel Zeit vergangen war, und mit Sorgen dachte sie an Sennar und Laio. Die beiden waren in Gefahr. Sennar war kein Krieger und Laio nur ein verwundeter Knappe.
Sie sprang auf und rannte los, mit dem Schwert in der Hand.
Der Wald lag in einer tiefen Stille. Als Nihal zu der Lichtung kam, wo alles angefangen hatte, blieb sie stehen und starrte fassungslos auf das Bild, das sich ihr bot. Selten hatte sie solch eine Zerstörung gesehen. Im Umkreis von zehn Ellen waren die Bäume verschwunden, wie von einem mächtigen Feuer zu Asche verbrannt, und am Boden lagen acht verkohlte Leichen. Ihr Zustand und die Dunkelheit ließen nicht mehr viel von ihnen erkennen, doch Nihal war sich sicher, dass es sich um sieben Fammin handelte, der achte schien ein Mann zu sein.
In der plötzlichen Furcht, es könne sich um einen ihrer Freunde handeln, stürzte sie zu dem Leichnam, bemerkte aber schnell einen Brustharnisch, der von keinem der beiden stammte. In der Mitte klaffte er auseinander. Nihal wurde klar, dass dieses Massaker Sennars Werk war. Er und Laio schienen in Sicherheit zu sein. Eine derartige Gewalttat jedoch schien nicht zu dem Sennar, wie sie ihn kannte, passen zu wollen. Der Magier hatte sich nicht nur gegen Feinde verteidigt, sondern die Fammin geradezu ausgelöscht. Nihal beschlich eine ungute Vorahnung. Da erst bemerkte sie den bläulichen Rauch, in den sie gehüllt war. Eine Botschaft. Sie holte ihre Zaubersteine aus dem Quersack und entschlüsselte die Nachricht. Sie war kurz und bündig: ›In der Höhle im Wald, schnelle Nihal sprang auf und blickte sich nach den Fußspuren ihrer Freunde um. Sie fand nur ein Paar, tief und ausgetreten, wie von jemandem, der schwer beladen gelaufen ist. Sie rannte los.
Es dauerte nicht lange, bis sie die Höhle fand. Sie steckte den Kopf hinein und rief: »Seid ihr da drinnen?«
Niemand antwortete, doch in einem schwachen Lichtschein erkannte Nihal Sennars niedergeschlagenes Gesicht. Blitzschnell fügten sich in ihrem Kopf alle Hinweise zu einem entsetzlichen Gedanken zusammen. Sie stürzte in die Höhle.
»Was ist geschehen?«, rief sie. Doch die Frage war überflüssig, denn sie sah Laios schwer verwundeten Rücken und sein aschfahles Gesicht.
»Ich erklär's dir später, hilf mir erst einmal«, forderte Sennar sie auf.
Nihal fühlte sich wie gelähmt, und es gelang ihr kaum, den Blick vom blutdurchtränkten Wams ihres Knappen abzuwenden.
Nihal, dort draußen erwartet dich neuer Schmerz, und wenn du wieder hinausgehst, werden Dinge geschehen, die dich furchtbar leiden lassen. Ich weiß es, denn ich habe es gesehen ... Viel mehr noch wird geschehen, und es wird dir das Herz zerreißen, und das schon bald... Thoolans und Goriars Worte dröhnten durch ihren Schädel.
Sennar umfasste ihre Schultern. »Willst du mir nicht endlich helfen?«
Nihal nickte, unterdrückte ihre Tränen, besann sich und begann ebenfalls, sich um Laio zu kümmern.
Stundenlang sprachen Nihal und Sennar die Formeln aller möglichen Heilzauber. Besonders Sennar schien unermüdlich; in Strömen rann ihm der Schweiß über die Stirn, doch sein Gesicht blieb konzentriert, seine Hände ruhig.
Nihal quälte sich mit dem
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