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Die Drachenkämpferin 03 - Der Talisman der Macht

Titel: Die Drachenkämpferin 03 - Der Talisman der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Licia Troisi
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um ihn herum, und als es wieder erlosch, blieben nur Asche und verkohlte Leiber zurück. Keine Bäume, keine Feinde mehr.
    In dieser unwirklichen Stille hörte Sennar nichts als seinen keuchenden Atem. Ihm war, als habe ihn der Wahnsinn gestreift, als sei er in die Tiefen der Hölle hinabgesunken. Er kam wieder zu sich, als ihm bewusst wurde, zum ersten Mal in seinem Leben getötet zu haben. Und er erschrak, denn gleichzeitig wurde ihm klar, dass ihm das keineswegs leid tat, sondern ihn sogar mit einer unbändigen Freude erfüllte. Er blickte zu Laio hinüber. Eine lange, von einem Schwerthieb verursachte Wunde zog sich über seinen ganzen Rücken, und sein Gesicht war fahl. Sennar legte ihm eine Hand auf den Hals. Er lebte, es war also noch nicht alles verloren.
    Der Magier blickte sich um, darauf bedacht, über das hinwegzublicken, was von dem Mann und den Fammin übrig war, und zwang sich nachzudenken. Der Zauber, den er angewandt hatte, war schon unter normalen Bedingungen viele Meilen weit sichtbar, umso mehr in einem Land, das in ewigem Halbschatten lag. Gewiss war jemand aufmerksam geworden, es war also zu riskant, an Ort und Stelle zu bleiben. Zudem hatten ihn der Kampf gegen die Fammin und die verbotene Formel alle Kräfte gekostet, sodass er Laios Wunde nicht behandeln konnte. Es blieb ihnen also nichts anderes übrig, als das Weite zu suchen. Zwar wäre es besser gewesen, die Leichen zu verstecken, doch allein schon bei deren Anblick grauste es ihn. So schulterte er Laio und machte sich auf die Suche nach einem sichereren Ort.
    Wie ein Verzweifelter hastete er durch das Gehölz, und an mehr als einer Stelle hatte er den Eindruck, dort schon einmal vorbeigekommen zu sein. Schließlich entdeckte er eine Art Höhle, nicht größer als ein tiefes Loch im Erdreich. Sie sah nicht sehr vertrauenerweckend aus, aber für sie beide war sie groß genug. Laio vor sich her schiebend, kroch er hinein.
    Die Höhle musste wohl ein verlassener Tierbau sein, denn auf dem Boden lagen vereinzelte Knochen herum, und in einer Ecke war eine Art Lager aus Blättern. Dort bettete Sennar Laio bäuchlings und hockte sich dann selbst auf den Boden, mit dem Rücken an einer Wand, und versuchte, zu Kräften zu kommen.
    Kaum hatte er die Augen geschlossen, sah er wieder Szenen des Kampfes vor sich: Laio, der zu Boden ging, das höhnische Gelächter des Mannes, den er getötet, das Blutbad, das er selbst angerichtet hatte. Noch nie im Leben hatte er jemanden getötet, noch nicht einmal den Magier, der damals das Attentat auf Nereo, den König der Untergetauchten Welt, verüben wollte, und er fühlte sich verloren, fassungslos angesichts der Leichtigkeit, mit der er es jetzt getan hatte. In seinem Kopf schwirrten Worte umher, die er früher aus Soanas Mund oder von anderen Lehrern gehört hatte: Einen Menschen Zu töten ist das schlimmste Vergehen gegen die Natur, und die Magie des Tyrannen gründet sich auf Mord. Er hatte eine verbotene Formel angewandt, eine der verheerendsten sogar, er hatte seine Seele der Hölle vermacht. Und immer noch freute er sich im Grunde seines Herzens über das angerichtete Blutbad. Die Scham überwältigte ihn.
    Nach ungefähr einer Stunde fühlte er sich stark genug für einen Zauber. Zunächst ließ er Nihal eine Botschaft zukommen, beugte sich dann zu Laio vor und sprach die stärkste Zauberformel, die ihm seine Kräfte ermöglichten. Jetzt erst erkannte er genau, wie schwer Laio verletzt war: Die Wunde zog sich nicht nur den ganzen Rücken entlang, sondern war auch besonders tief; zudem hatte Laio viel Blut verloren. Nachdem er die Formel ein paarmal gesprochen hatte, stellte er fest, dass der Zauber ohne Wirkung blieb. Doch er gab nicht auf und wiederholte unablässig die Worte, während er in seinen nun warmen leuchtenden Händen alle ihm verbliebenen Kräfte bündelte.
    »Wer bist du?«
    Es war die Stimme eines Mannes, und doch hatte sie etwas Nicht-Menschliches. So dunkel und tief klang sie, dass sie aus schwärzester Nacht zu kommen schien wie eine Stimme der Toten, die sich aus einer Krypta erhob. Nihal antwortete nicht. »Was suchst du hier an diesem heiligen Ort?« Nihal weinte weiter leise vor sich hin. »Vergiss deinen Schmerz und sprich mit mir«, forderte die Stimme sie auf. Nihal hatte den Eindruck, als lege sich ein Arm um ihre Schultern. Sie beruhigte sich etwas und zwang sich, die Augen zu öffnen, doch die Dunkelheit war vollkommen. Sie kam sich wie ins Nichts eingetaucht vor.
    »Ist

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