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Die Drachenkämpferin 03 - Der Talisman der Macht

Titel: Die Drachenkämpferin 03 - Der Talisman der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Licia Troisi
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mehr die Zeit zu schreien. Zu Füßen seines Feindes sank er auf die Knie.
    »Ehre dir, denn du wurdest besiegt von der Hand des Stärksten dieser Schlacht«, sprach Deinoforo, wandte sich ab und ließ Galla in einer Blutlache am Boden liegen. Ein paar Schritte von Deinoforo entfernt landete der schwarze Drache. Der Ritter saß auf und flog zu Nelgar. »Die Sonne geht gleich unter, es hat keinen Sinn weiterzumachen«, rief er, das Schwert in der Scheide.
    Nelgar auf seinem Drachen rührte sich nicht, er war auch zu überrascht, um etwas zu antworten.
    »Euer König ist tödlich verwundet, und in Kürze bricht die Dunkelheit herein. Ich gestatte Euch, den Verletzten zu bergen. Morgen nehmen wir den Kampf wieder auf.« Dann verschwand er so unvermutet, wie er gekommen war, und seine Truppen zogen sich fast lautlos hinter die Linie, die sie am Morgen eingenommen hatten, zurück. Grabesstille legte sich über das Schlachtfeld, das letzte Tageslicht erlosch. Noch lebend fand man Galla und trug ihn in sein Zelt. Einige eilends herbeigerufene Priester sowie auch Soana, schüttelten betrübt den Kopf, als sie die klaffende Wunde sahen, die Deinoforo dem König im Unterleib beigebracht hatte.
    Fast die ganze Nacht lag er stöhnend im Fieberwahn oder schrie vor Schmerz. »Tötet ihn! Jemand muss ihn töten und Astrea rächen!«, rief er in seinen wenigen klaren Momenten.
    Dann kam die letzte Phase seines Todeskampfes, er erstarrte immer mehr, sein Atem kam nur noch röchelnd, bis schließlich nichts mehr war als Stille und Kälte. Ido hatte sich außerhalb des Zeltes aufgehalten. Es regnete nicht mehr, aber das Feld war eine einzige Schlammwüste.
    »Das Land des Wassers hat keinen König mehr«, erklärte Nelgar knapp, als er die letzte Wohnstatt Gallas verließ.
    Ido legte die Hand vor die Augen. Nach Astrea nun auch Galla. Nun regierte niemand mehr jenes kleine Land, das mehr und mehr überrannt wurde, schon fast bis zu den Sonnenbergen. Sie hatten sich vorgenommen, dem König zu helfen und ihn zu beschützen. Stattdessen hatten sie ihn alleingelassen mit seinem verwundeten Herzen, seinem Wahn.
    Ein Verzweifelter lässt sich nicht aufhalten.
    Tja, vielleicht stimmte das, aber sie hatten es noch nicht einmal versucht. Ido hätte nie vermutet, dass Galla in dieser Schlacht das gleiche Ziel wie er selbst verfolgen könnte und auch hinter Deinoforo her gewesen war. Dabei wäre das doch nicht schwer zu erraten gewesen.
    Der Gnom ballte die Fäuste und dachte an Gallas letzte Worte.
    Ich werde es tun. Ich werde ihn morgen für dich töten. Dann könnt ihr beide, du und deine Gemahlin, endlich Ruhe finden, schwor er.
    Bevor er sich zurückzog, schritt Ido seine Truppen ab. Sie hatten nicht mehr als vielleicht zwanzig Opfer zu beklagen, überwiegend Jungen aus der Akademie. Er machte keine großen Worte, lobte sie für ihr Verhalten in der Schlacht, war aber darüber hinaus noch weniger zum Reden aufgelegt als gewöhnlich. Bald suchte er sein Zelt auf und legte sich nieder. Früh am nächsten Morgen würde die Schlacht weitergehen, und er musste sich ausruhen.
    Doch er fand keinen Schlaf. Er dachte an Deinoforo und dessen Ehrenkodex. Der Ritter hatte Nelgar mit dem Schwert in der Scheide aufgesucht und ihm eine Waffenruhe wegen eines gefallenen Feindes angeboten. Eine unerwartete Geste der Barmherzigkeit. Er musste an die Schreie des sterbenden Königs denken. Im Grunde seines Herzens fühlte er sich diesem jugendlichen Herrscher sehr verbunden, es war der gleiche Hass, der sie einte. In der Schlacht hatten sie denselben Feind gesucht. Galla hatte ihn gefunden und war deshalb gestorben. Ein unschuldiges Opfer mehr.
    »Tötet ihn! Jemand muss ihn töten und Astrea rächen!«
    Diese letzten Worte des Königs waren an ihn, Ido, gerichtet. Es war ein Fehler gewesen, Deinoforo nicht anzugreifen und sich mit den Fammin und dem Geisterheer aufzuhalten. Unverzüglich, ohne zu zaudern, hätte er sich auf den Ritter der Schwarzen Drachen stürzen sollen. Aber morgen würde er diesen Fehler nicht noch einmal begehen. Erst mit diesem Gedanken gelang es ihm, einzuschlafen, während draußen der Regen erneut das Schlachtfeld aufzuweichen begann.
    Als Ido erwachte, regnete es immer noch. Es war noch sehr früh, und der Gnom widmete sich sogleich seinem Schwert.
    An diesem Morgen fühlte er sich ruhig wie immer vor wichtigen Entscheidungen. Sorgfältig polierte er seine Rüstung, an der der verkrustete Schlamm des Vortages klebte, und schaute dann

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