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Die Drachenkrone ("Drachenkronen"-Trilogie) (German Edition)

Die Drachenkrone ("Drachenkronen"-Trilogie) (German Edition)

Titel: Die Drachenkrone ("Drachenkronen"-Trilogie) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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zu irgendetwas gratulieren?«, raunte sie Rolana mit einer Unschuldsmiene zu, die jedoch kaum das Grinsen verbarg.
    »Ja, zu unserer guten Bewachung«, erwiderte Rolana leise, zwischen Verlegenheit und Belustigung schwankend.
    Sie wickelte sich in ihre Decke und rückte näher ans Feuer. Ruhe kehrte ein. Thunin, der die erste Wache übernahm, lehnte sich ein Stück außerhalb des Feuerscheins an einen bemoosten Baum, zog genüsslich an seiner Pfeife und sah dem blauen Rauch nach, wie er gemächlich in die klare Nachtluft stieg.
    Es regnete. Seit Stunden stürzten die Wassermassen vom düsteren Himmel und verbanden sich mit dem Grau des tosenden Meeres. Die Kapuzen tief ins Gesicht gezogen, kamen die Gefährten nur langsam voran. Bald war es völlig dunkel, und die Gruppe zog sich in ein Eichenwäldchen zurück, um der Unbill der Elemente zu entgehen. Blitze zuckten durch die Nacht, doch sie waren nicht das einzige Licht in dem dichten Vorhang des niederrauschenden Regens. Thunin stieß Cay in die Seite.
    »Vielleicht sind wir am Ziel«, sagte der junge Schwertkämpfer. »Das Licht ist weit vor der Küstenlinie, es schwankt aber nicht. Möglich, dass es der Turm auf der Landzunge ist.«
    »Ich könnte mich dort ein wenig umsehen«, schlug Ibis vor, die ihr Pferd dicht an die anderen herandrängte. »Es scheint nicht allzu weit zu sein.«
    Thunin schüttelte energisch den Kopf. »Wenn es wirklich das Seeräubernest ist, ist das viel zu gefährlich.«
    »Ich finde, Ibis hat Recht«, mischte sich Seradir ein. »DieNacht und der Sturm sind auf unserer Seite. Ich werde sie begleiten.«
    Die beiden Elben huschten durch die Nacht davon. Der strömende Regen nahm ihnen die Sicht, doch so bestand auch keine Gefahr, dass sie entdeckt würden. Vorsichtig tasteten sie sich zwischen scharfkantigen Blöcken und windzerzausten, verkrüppelten Büschen hindurch, immer auf den Lichtschein zu. Ein Blitz zerriss die Nacht und tauchte einen hohen, grauen Turm mit mächtigen Mauern für den Bruchteil einer Sekunde in gleißendes Licht. Geblendet blieben die Elben stehen, bis sich ihre Augen wieder an die Dunkelheit gewöhnt hatten.
    »Vorsicht, da vorne hinter dem Felsen bricht das Kliff überhängend ins Meer ab.« Ibis musste fast schreien, um den Sturmwind zu übertönen. »Wir müssen uns mehr nach links halten, um zum Turm hinauszugelangen.«
    Vor Kälte zitternd und völlig durchweicht schlichen sie über die schmale Landzunge, die die Halbinsel mit dem Festland verband, bis der Turm vor ihnen aufragte. Er war ein hohes Gebäude mit quadratischem Grundriss und dicken, aus großen Quadern zusammengefügten Mauern. Im Schein eines Blitzes konnten sie erahnen, wie hoch der Turm war. Ein windschiefer Schuppen lehnte an einer der Wände. Drinnen konnten sie das Wiehern von Pferden hören. Oben im Turm huschte ein Lichtschein hin und her. Es sah aus, als würde jemand eine Laterne schwenken.
    »Da!« Ibis zog Seradir am Ärmel. Von See her kam eine Antwort, doch sie hatten keine Ahnung, was die verschieden langen Lichtsignale bedeuten sollten.
    Im Schutz der Nacht umrundeten die Elben den Turm,konnten jedoch keine Tür entdecken. Ibis legte den Kopf in den Nacken und ließ den Blick die gemauerten Wände hinaufgleiten. Oben, in mindestens zwanzig Fuß Höhe, zog sich ein Mauervorsprung mit einem Geländer um den Turm. Einige dunkle Höhlungen schienen Türen oder Fenster zu sein. Nachdenklich strich Ibis über die sauber zusammengefügten Quader, doch Seradir packte sie am Handgelenk und schüttelte den Kopf.
    »Lass uns erst einmal den Stall untersuchen«, raunte er.
    Sie schlichen zu dem Bretterverschlag, öffneten die Tür einen Spalt und huschten lautlos hinein. Von den fünfzehn abgetrennten Boxen waren nur sechs belegt. Es waren edle Reitpferde, keine der gedrungenen Arbeitstiere, die die Bauern der Gegend benutzten. Neugierig sahen sich Ibis und Seradir um und entdeckten in der hintersten Box unter dem Stroh verborgen eine Falltür. Die mit Eisenbändern verstärkte Bodenplatte war verschlossen, doch das war für Ibis kein Problem. Sie zog die Häkchen und Nadeln aus der Tasche, die sie für solche Fälle immer bei sich trug, und in nur wenigen Minuten hatte sie das Schloss geknackt. Ohne Licht zu machen, zog sie die Falltür auf und tastete sich die ersten Stufen hinunter.
    »Nun mach schon«, drängte Seradir, »wir haben nicht ewig Zeit!«
    Ibis ließ sich nicht aus der Ruhe bringen und untersuchte den Schacht genau, bevor sie

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