Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Drachenkrone ("Drachenkronen"-Trilogie) (German Edition)

Die Drachenkrone ("Drachenkronen"-Trilogie) (German Edition)

Titel: Die Drachenkrone ("Drachenkronen"-Trilogie) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
Vom Netzwerk:
und packte eine Dose mit einem grauen Pulver aus. Zwei Prisen ließ sie in eine Schale rieseln, goss etwas frisches Wasser darauf und nötigte dann die Elbe, es zutrinken. Missmutig verzog Ibis das Gesicht, als der bittere Trank ihre Lippen berührte, doch dann entspannten sich ihre Züge, und sie schlief ein.
    Rolana beobachtete sie noch einige Augenblicke, dann wandte sie sich Cay und Thunin zu, um deren Verletzungen zu untersuchen. Der junge Kämpfer saß nur still da, während die schlanken weißen Hände eine grüne Kräuterpaste auf seine Wunden strichen und sie dann fest mit Leinenstreifen verbanden. Thunin jedoch schob sie weg und knurrte nur etwas wie: »Betreib keinen Aufwand wegen nichts.«
    Rolana bat ihn um Vernunft, schmeichelte ihm und schimpfte ihn aus, doch es half nichts. Erst als sie ihm erzählte, wie sie erlebt habe, dass selbst die Bisse kleiner Hausratten zu schwärzlichen Eiterbeulen und einem grausamen Tod geführt hätten, stahl sich Unsicherheit in seine Augen, und er ließ es zu, dass Rolana ihn verband.
    Im trüben Schein ihrer kleinen Lampe teilten sich die Freunde ein karges Mahl, dann kehrte Ruhe ein. Thunin, Cay und Vlaros hielten abwechselnd Wache, doch nichts störte in dieser Nacht ihre Ruhe.
    Acht Stunden später fühlte sich Ibis schon wieder so kräftige, dass ihre Neugier sie unter ihrer Decke hervortrieb und sie es sich nicht nehmen ließ, mit Thunin den Rest der großen Halle zu erkunden. Es dauerte eine ganze Weile, bis sie den Zurückgebliebenen die Nachricht brachten, dass es zwei weitere Türen und einen großen Torbogen mit einem breiten Gang aus der Halle heraus gab. Bei Dörrfleisch und hartem Brot saßen sie in der Nische beisammen und beratschlagten, wie es weitergehen sollte.
    »Ich habe das Gefühl, wir entfernen uns immer weiter von der Burg«, sagte Rolana stirnrunzelnd. Der Zwerg nickte.
    »Ja, wir sind sehr weit nach Westen gekommen und dringen immer tiefer in die Silberberge ein«, bestätigte Thunin, der wie alle Zwerge die Gabe hatte, auch unter Tage eine genaue Vorstellung davon zu haben, in welche Himmelsrichtung er sich fortbewegte.
    »Das Höhlensystem mit seinen Gängen und Hallen scheint sehr ausgedehnt zu sein«, fuhr Rolana behutsam fort. Wieder nickte Thunin zustimmend. »Das heißt, wir müssen uns darauf einstellen, dass es noch Tage dauern kann, bis wir wieder an die Oberfläche zurückfinden.«
    Cay, der auf einem Stück Trockenfleisch gekaut hatte, schluckte den Brocken herunter und hustete. Sein Blick strich über die schon stark geschrumpften Proviantbündel.
    »Wir werden hier unten verhungern«, ächzte er.
    Der Zwerg schüttelte den Kopf. »Der Proviant ist nicht unsere erste Sorge. Notfalls müssen wir den Gürtel etwas enger schnallen.« Er seufzte und strich sich über sein um die Mitte hervorquellendes Wams. »Was viel schlimmer ist«, fuhr er fort, »unser Trinkwasser wird langsam knapp.«
    »Sollen wir etwa unsere Schläuche mit der fauligen Brühe da hinten füllen?«, fragte Ibis und rümpfte die Nase, doch Rolana winkte ab.
    »Ich fürchte, wir werden alle krank, wenn wir davon trinken.«
    Vlaros hielt inne und unterbrach seine vergeblichen Bemühungen, den Schmutz von seinem Umhang zu bürsten.
    »Vor unserer Reise habe ich einem Krämer auf dem Basar von Adahorn ein Pulver abgekauft, mit dem man jedes Wasser in klares Trinkwasser verwandeln kann.« Vlaros zuckte die Schultern. »Jedenfalls hat er das gesagt, und ich habe drei Silberstücke dafür bezahlt.«
    »Gut«, sagte Thunin, »dann wollen wir hoffen, dass er dich nicht betrogen hat.«
    Sie beschlossen, die leeren Wasserschläuche mit dem fauligen Wasser zu füllen und sie als letzte Reserve mitzunehmen. Falls sie kein frisches Wasser fänden, würde ihnen nichts anderes übrig bleiben, als die Wirksamkeit des Pulvers auszuprobieren.
    Die Gefährten packten ihre Bündel und machten sich dann vorsichtig und mit gezückten Waffen zu dem gestrigen Kampfschauplatz auf. Alles war ruhig, und als sie durch den Torbogen traten, sahen sie, dass die Leichen der getöteten Ratten verschwunden waren. Nur die dunklen Flecken auf den Steinplatten sprachen noch von der Schlacht, die hier am Abend vorher getobt hatte. Rolana und Vlaros stiegen vorsichtig über die geborstenen Platten zu dem schwarz schimmernden Wasser hinunter. Eine Wolke aus modrigem Dampf hüllte sie ein, als sie die Schläuche füllten. Thunin, Cay und Ibis wachten über sie, lauschten und sahen sich aufmerksam um, doch

Weitere Kostenlose Bücher