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Die Drachenkrone ("Drachenkronen"-Trilogie) (German Edition)

Die Drachenkrone ("Drachenkronen"-Trilogie) (German Edition)

Titel: Die Drachenkrone ("Drachenkronen"-Trilogie) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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bereit, mein Schwert zu erheben, um Leben zu schützen, doch ich werde nicht um einer Wette willen töten.«
    Phillos von Ceranti öffnet eine Schublade in seinem Sekretär und zieht ein Blatt Pergament heraus, das dicht mit kleinen schwarzen Zahlen bedeckt ist.
    »Weißt du, was das ist?«, fragt er ruhig.
    Cay tritt näher, sein Blick streicht über die Zahlenreihen. Er schüttelt den Kopf.
    »Das ist eine Auflistung deiner Schulden. Glaubst du, nur weil du ein netter Kerl mit ein wenig Talent bist, bekommst du alles geschenkt? Deine Unterkunft, dein Essen, deine Ausbildungsstunden, das Schwert, der Waffenrock, deine Kleider und Stiefel. All das musst du irgendwann bei mir abarbeiten und mir wieder zurückzahlen.«
    Cay wird es ganz schwindelig. Wie hatte er nur so naiv sein können?
    »Keine Sorge, Meister«, keucht er. »Ihr werdet Euer Geld zurückerhalten, bis zum letzten Kupferstück! Ich werde mir eine Arbeit suchen und dann …«
    Mit einer heftigen Handbewegung schneidet der Waffenmeister ihm das Wort ab.
    »Nein! Du wirst deine Ausbildung hier fortführen, und du wirst die Arbeiten erledigen, die ich dir auftrage. Wenn du das Anwesen ohne meine Erlaubnis verlässt, dann lasse ich dich beim Senat für vogelfrei erklären. Bei der Schuldensumme ist das kein Problem.« Er tippt auf eine Zahl mit unheimlich vielen Ziffern. »Wenn du dich an meine Anweisungen hältst, dann bist du in drei oder vier Jahren ein hervorragender Kämpfer und frei zu tun, was immer du willst. Andernfalls könnte es sein, dass du zur Belustigung meiner Gäste den wilden Hunden zum Fraß vorgeworfen wirst. Und nun geh. Ich erwarte dich am Sonnabend eine Stunde vor Sonnenuntergang am Tor.«
    An diesem Abend verliert Cay den letzten Rest seiner kindlichen Unschuld, als sich unter dem Gejohle der Zuschauer sein Schwert in das Herz des anderen jungen Mannes senkt. Blut strömt ins Gras im Rund der alten Steine, dort draußen vor der Stadt, wo einst ein vergessenes Volk zu seinen Göttern betete. Traurig denkt Cay an Kevins Worte, die er so leichtfertig in den Wind schlug.
    Es bleibt nicht der letzte Kampf, den Cay für seinen Meister austragen muss. Seine Bewunderung wandelt sich zu Abscheu und Hass, doch er hat keine Wahl. Das Jahr vergeht, es wird wieder Herbst, und dann kommt der Winter. In Ehniport greift ein unheimliches Fieber nach den Menschen und rafft sie in nur wenigen Tagen dahin. Eines Morgens kommt der Waffenmeister nicht zum Training. Drei Tage später ist er tot. Ohne Bedauern packt Cay sein Bündel, noch ehe Phillos’ Söhne ihren Streit beenden, wer die Nachfolge des Vaters antreten soll. Bevor er das Anwesen verlässt, dringt Cay in die Schreibstube ein, zerrt einen ganzen Stapel mit Zahlen bedeckter Blätter aus dem Sekretär und wirft sie ins Kaminfeuer. Dann sattelt er seinen klapprigen Gaul und reitet davon. Eine Weile treibt er sich noch in Ehniport herum, doch die Angst, seine Vergangenheit könnte ihn in Gestalt der Erben des Waffenmeisters einholen, treibt ihn weiter nach Westen, bis er schließlich in der schönen Magierstadt am Adasee eintrifft, dort, wo sein Leben erneut seine Richtung ändert.

6
Getrennte Wege
    T hunin und Rolana folgten dem gemauerten Gang, der sich durch die Dunkelheit wand. Sie marschierten einige Stunden, doch keine Abzweigung war zu sehen. Endlich erreichten sie einen quadratischen Raum, der anscheinend keinen Ausgang hatte.
    Erschöpft sank Rolana zu Boden und lehnte sich an die Wand. Es war aber nicht nur die tiefe Müdigkeit, die sie davon abhielt, sofort umzukehren, um nach einer verpassten Abzweigung zu suchen. Wie eine giftige Schlange regte sich die Furcht, es könne hier für sie und den Zwerg ohne einen Ausweg enden. Thunin sah sie aufmerksam an und ließ sich dann mit einem Stöhnen auf den Boden plumpsen.
    »Gute Idee, die Beine ein wenig auszustrecken.« Er rekelte sich und gähnte, zog dann den Trinksack heraus und bot ihn mit einem betont sorglosen Lächeln Rolana an.
    Rolana sagte nichts, trank aber einen Schluck. Sie gab Thunin den Schlauch zurück, obwohl ihre Kehle danach schrie, ihn bis zum letzten Tropfen leer zu trinken.
    »Wir sollten weiter«, sagte sie nach einer Weile matt, machte jedoch keine Anstalten, sich zu erheben.
    Von Thunin kam keine Antwort, und als Rolana den Kopf wandte, sah sie, dass seine Augen geschlossen waren und sich sein Brustkorb in regelmäßigen Zügen hob und senkte. Müde lehnte Rolana sich wieder zurück und lauschte seinen Atemzügen,

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