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Die Drachenkrone ("Drachenkronen"-Trilogie) (German Edition)

Die Drachenkrone ("Drachenkronen"-Trilogie) (German Edition)

Titel: Die Drachenkrone ("Drachenkronen"-Trilogie) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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Fluchtgängen an, die mit den weit verzweigten Stollen verbunden wurden. In dieses Labyrinth würde ihnen kein Angreifer folgen können. Nun zog sich das Dorf am steilen Abhang entlang, so dass die obersten Hütten an der aufragenden Felswand lehnten, in der mehrere schwarze Löcher die Eingänge der Stollen markierten, die sich tief in die Silberberge hineinzogen.
    Langsam kehrte der Alltag wieder ein. Die Zwerge zogen jeden Morgen in die Stollen oder nahmen ihre Plätze in den Schmieden ein, doch sie versäumten es nie, Tag und Nacht Wachen aufzustellen.
    Mit Tränen in den Augen stand die Zwergenfrau da und starrte auf die zerdrückten Blumen in ihrer Hand. Sie warf sie in die Luft und sah zu, wie der Wind die welken Stängel verwehte. Sie seufzte schwer und erzählte dem Wind von ihren Sorgen, von ihrem verschleppten Ehemann, vom alten Vater und den Brüdern, die sie jeden Tag satt bekommen musste, von ihrem kleinen Sohn, der sie mit jedem Tag mehr forderte, und von dem großen alten Menschen, den die Brüder in den Stollen gefunden hatten. Vielleicht war er inzwischen erwacht. Eilig machte sie sich auf den Rückweg zum Dorf.
    In einem kleinen Haus, das sich durch nichts von den anderen Hütten der Siedlung unterschied, standen fünf Zwerge erwartungsvoll um eine große, schlafende Gestalt herum.
    »Ich habe ganz bestimmt gesehen, dass er sich bewegt hat«, verteidigte sich der Kleinste der Runde. »Und die Augen hat er auch kurz aufgemacht.«
    Schmollend über so viel Ungläubigkeit, steckte er seine schmutzigen Hände in die Taschen seiner kaum saubereren Hose und zog die Unterlippe hoch. Als wolle er die Ehre des Jungen retten, drehte sich der Mensch stöhnend in dem viel zu kurzen Bett auf die andere Seite und erwachte.
    Als Lahryn die Augen aufschlug, musste er erst einmal kräftig blinzeln. Das kleine, dreckverschmierte und dievier bärtigen Gesichter, die sich über ihn beugten, waren kein Teil seiner Fantasie. Auch konnte er deutlich seinen schmerzenden Rücken spüren, seine angewinkelten Beine und die Füße, die gegen einen Pfosten des kurzen Bettes stießen. Das musste als Beweis genügen. Offensichtlich war er noch am Leben. Wie um seine Gedanken zu bestätigen, bewegte sich eine der bärtigen Gestalten mit fast grauem Haar und stellte sich ihm als Boran vor.
    »Wir freuen uns, dass Ihr nicht gestorben seid.« Die anderen nickten zustimmend.
    Eine junge Zwergenfrau kam mit einem Tablett in den Händen herein und scheuchte die männlichen Familienmitglieder energisch hinaus und an ihre Arbeit. Erst als der Letzte der fünf die Kammer verlassen hatte, schloss sie geräuschvoll die Tür und setzte sich zu Lahryn auf die Bettkante.
    »Suppe!«, sagte sie streng. »Wenn Ihr zu schwach seid, sie zu essen, dann werde ich Euch füttern.«
    Stöhnend richtete sich Lahryn auf und griff nach dem Löffel. Die braunen Augen der kleinen Frau blitzten vergnügt. Während er die wohlschmeckende Brühe schluckte, schwatzte sie fröhlich vor sich hin, und wenn sie lachte, traten kleine Grübchen in ihre prallen, rosigen Wangen.
    »Da bin ich aber froh, dass Ihr endlich erwacht seid. Vater sagte nur: Der stirbt eh, so wie er aussieht, doch ich habe mit ihm geschimpft und ihm gesagt: Nun lass es mich doch erst einmal versuchen – und seht, ich hatte Recht.« Ihre Augen glänzten triumphierend.
    »Vater sagt, Ihr seid ein Hexer und mit den schwarzen Dämonen im Bunde. Wie sonst hättet Ihr unbemerkt so weit indie Stollen vordringen können? Aber ich habe mir gedacht, wer ein so gütiges Gesicht durch die Welt trägt, kann unmöglich etwas mit den finsteren Mächten zu tun haben. Ich habe doch Recht, oder?«
    Lahryn lächelte. »Ich führe zwar Magie aus, doch mit Dämonen hatte ich noch nie zu tun.«
    Die Zwergin nahm ihm den leeren Teller ab und füllte ihn erneut. »Ihr müsst das essen. Keine Widerrede! Ihr habt drei Tage wie tot hier gelegen.«
    »Drei Tage?«, wunderte sich der Magier. »Dann habe ich mehr als genug Zeit im Bett verbracht.« Er schwang die nackten Beine über die Bettkante und sah sich suchend um.
    Sie kicherte errötend und reichte ihm sein frisch gewaschenes und geflicktes Gewand, das er rasch über sein knielanges Hemd zog.
    »Seid Ihr denn schon stark genug, Herr?«, wagte die Zwergenfrau zweifelnd einzuwenden.
    »Das werden wir nun zusammen ausprobieren«, sagte er voller Zuversicht, stellte sich vor und fragte nach ihrem Namen.
    »Golerenina«, antwortete die Zwergenfrau, »aber alle rufen

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