Die Drachenkrone ("Drachenkronen"-Trilogie) (German Edition)
diesem Moment Nina den Berg heraufgekeucht, um den Magier zum Abendessen zu holen. Missbilligend schweifte ihr Blick über das nun schon wieder verschmutzte Gewand.
»Wie gut, dass es das Nachtmahl gibt«, sagte sie zu Lahryn, als sie neben ihm in der Dämmerung den Pfad hinabstieg. »Sonst würde ich nie erfahren, was über den Tag Aufregendes passiert.« Ihre Neugier hielt sie allerdings nicht davon ab, die dreckigen Zwerge und den rußigen Magier erst zum Waschzuber vor das Haus zu schicken, ehe sie sich an den Tisch setzen durften.
Die nächsten Tage verbrachte Lahryn mit Burk zusammen. Sie schickten Ninas Brüder auf die Suche nach fehlenden Zutaten und vergruben sich dann so in ihrer Arbeit, dass sie alles um sich herum vergaßen.
Nina war mit einem Korb voller Essen in der einen Hand und ihrem Sohn Grindir an der anderen zur Hütte hinaufgekommen, aber die Männer ließen sich nicht stören. Erst später bemerkte Lahryn die melancholisch dreinschauendeZwergin, die ihrem Sohn beim Spielen zusah. Er nahm eine Schale zur Hand, füllte sie mit Wasser und einem Pulver und hielt sie Nina und Grindir hin.
»Kommt mit hinaus. Das wird euch gefallen.«
Im hellen Sonnenschein vor der Tür tauchte Lahryn einen Strohhalm in die Schale und blies dann vorsichtig hinein. Bunte Blasen stiegen träge auf, lösten sich von der Oberfläche der Flüssigkeit und schwebten dann schillernd im Hauch des Windes davon. Hingerissen sah Grindir den bunten Kugeln nach. Nina umarmte den Magier und nahm ihm dann vorsichtig die Schale aus der Hand. Den ganzen Nachmittag saß sie auf der Treppe und blies bunte Kugeln in den Wind, die Grindir fröhlich kreischend zu fangen versuchte.
Rolana erholte sich schnell, und schon nach einigen Tagen beschlossen die Gefährten weiterzureisen. Lamina und Cewell warteten auf sie, und sie mussten der jungen Gräfin die traurige Nachricht vom Tod ihres Gatten bringen. Am Abend vor ihrer Abreise saß Vlaros bei ihr in ihrem luftigen Krankenzimmer in der hohen Steineiche.
»Willst du es dir nicht noch einmal überlegen?«, sagte er eindringlich, »Ich wollte dich nie zu irgendetwas drängen, doch das Schicksal ist es, das nun nach einer schnellen Entscheidung verlangt.«
Rolana schüttelte den Kopf und schenkte ihm seinen Metbecher noch einmal voll. »Ich habe dir meine Entscheidung bereits vor zwei Tagen mitgeteilt, und auch heute hat sich meine Meinung nicht geändert. Ich bin Somas Priesterin, und ich werde mich an keinen Sterblichen binden.«
Sie beobachtete sein Mienenspiel. Es zeigte den inneren Kampf, den er angestrengt zu verbergen suchte.
»Es hat mich sehr erschreckt, die Beherrschung verloren zu haben«, sagte er nach einer Weile und fuhr dann, anscheinend zusammenhanglos, fort: »Ich habe gestern den Elbenmagier Galadin aufgesucht. Er lebt in einer Höhle, kaum eine Wegstunde von der Stadt entfernt. Ein wunderlicher Ort, der eher wie ein behagliches Haus wirkt denn wie eine Höhle.« Er sah Rolana an, doch sie wartete schweigend.
»Ich habe mit ihm gesprochen, und seine Weisheit und sein Wissen haben mich sehr beeindruckt. Er gibt mir die Chance, als sein Schüler an diesen Schätzen teilzuhaben.« Wieder sah er sie forschend an, aber sie sagte immer noch nichts. Vlaros holte tief Luft. »Ich habe ihm zugesagt, dass ich morgen zu ihm komme und sogleich mit meinen Studien beginne.« Die junge Frau zog die Augenbrauen hoch und trieb ihm damit die Röte ins Gesicht. »Ich kann Cays Gegenwart nur schwer ertragen, und da du dich entschlossen hast, nicht zu mir gehören zu wollen, ist es besser, wenn ich mich so schnell wie möglich zurückziehe.« Verlegen sah er zu Boden.
»Schade«, sagte Rolana leise. »Wir haben das Abenteuer zusammen begonnen, und ich kann es nicht gut finden, wenn wir es nicht auch gemeinsam beenden, doch ich sehe, du hast deine Entscheidung bereits getroffen. Also bleibt mir nur, dir zu wünschen, dass du deinen Seelenfrieden wiederfindest und viel von deinem neuen Lehrer lernen kannst.«
Es klopfte stürmisch, und bevor Rolana die Stimme erheben konnte, kam Cay ins Zimmer.
»Geht es dir gut? Hast du Lust …« Als sein Blick auf Vlaros fiel, brach er ab, und seine Miene verfinsterte sich.
Rolana unterdrückte einen Seufzer. »Wozu soll ich Lust haben?«
Cay vergrub die Hände in den Hosentaschen und murmelte: »Ach, nichts.« Sein Blick schweifte über die Metbecher. »Ich wollte nur fragen, ob du mit rüber ins Wirtshaus kommen möchtest. Aber wie ich
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