Die Drachenlanze (Die Saga von den drei Königreichen) (German Edition)
daran, Cathyll zu entmachten? Aber wir können nicht nach Mal Tael gehen und dort die Wurzel des Problems herausreißen. Wir müssen erst einmal herausfinden, was mit Cathyll geschehen ist.“
„Aber das können wir doch besser in Mal Tael“, warf An’luin ein.
Ha’il schüttelte mit dem Kopf. „Wenn Ghaigh von den Sath gestützt wird, wird er auch wissen, was mit der Königin passiert ist. Oder zumindest die Leute aus Sathorm, die er um sich schart. Wir sollten uns einen von denen schnappen und ausfragen.“
„Aber wo sollen wir hin? Mittle rweile werden die unser Verschwinden bemerkt haben und uns suchen lassen. Wir können nicht einfach in den Palast zurückgehen und so tun als wäre nichts geschehen.“
Ha‘il stocherte mit einem Stock im Feuer herum. „Wir könnten es versuchen. Aber wahrscheinlich, da gebe ich dir recht An’luin, wäre es zu riskant.“
Bran meldete sich zu Wort, das erste Mal seit ihrem Zusammentreffen, blitzte so etwas wie Zuversicht in seinen Augen auf. „Ich weiß, wo wir uns verstecken können und doch ganz nah am Geschehen sind.“
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Als die Abendsonne schon lange hinter den westlichen Bergen des Mittellandes verschwunden war, schlichen sich drei Gestalten und zwei Pferde durch den Wald, der an den Palast von Mal Kallin angrenzte. Helles Licht flackerte ihnen aus den Fenstern der Burg entgegen und lautes Lachen und Singen war zu hören. An’luin spürte ein Ziehen in seinem Magen, doch er zwang sich, nicht zu den Lichtern zu schauen und daran zu denken, wie er selbst noch vor ein paar Wochen im Palast ein- und ausgegangen war, ein fast sorgenfreies Leben führend.
Bran führte seine Begleiter an einen großen Stein, der zwischen den Bäumen aus dem vom Eis g efrorenen Waldboden herauslugte wie ein Zahn. „Wir binden hier die Pferde an“, sagte er und die anderen zwei gehorchten wortlos. Dann ging Bran hinter den großen Stein, der grün bemoost und von weißem Schnee bedeckt war und stemmte sich gegen einen kleineren Stein, der an seinen großen Bruder angelehnt war. Bran keuchte und stöhnte, so dass An’luin schon seine Hilfe anbieten wollte, auch wenn er insgeheim den Nutzen seiner Hilfe anzweifelte. Aber der Stein, gegen den der riesige Ca’el drückte, rührte sich endlich und fiel dann mit einem dumpfen Geräusch zur Seite. Darunter sah An’luin ein dunkles Loch. Bran rieb sich zufrieden die Hände, Ha’il schien eher misstrauisch auf den kleinen Eingang nach unten zu blicken. Aber sie alle wussten, dass dieses Gängesystem schon vor vielen Jahrhunderten von den Ca’el errichtet worden war und zuletzt auch von Cathyll ausprobiert worden war. Und da sie nicht ängstlicher als ein 15-jähriges Mädchen sein wollten, schüttelten sie ihre Bedenken ab und machten sich bereit, in die Dunkelheit hinabzusteigen.
Es war eng und es war dunkel, als An’luin als Zweiter, hinter Bran sich an den kalten Felswänden festklammernd, am Boden des niedrigen Ganges ankam. Viel konnte er, trotz Brans Fackel, nicht erkennen, denn der Ca’el deckte die Lichtstrahlen mit seinem massigen Körper ab. Hinter ihm hörte er Ha’il laut fluchen. Offensichtlich hatte dieser sich den Kopf gestoßen.
„Wo werden wir landen?“, fragte An’luin. Bran antwortete: „Das kann ich selb st nicht genau sagen. Im Prinzip müssten wir fast überall hin können. Cathyll selbst wusste schon ziemlich genau Bescheid über die Ein- und Ausgänge in die einzelnen Zimmer und Kammern. Ich wusste bis vor einiger Zeit selbst noch nichts von diesen Gängen. Aber ich habe ihr geholfen, sie zu verschließen. Unter anderem habe ich auch den geheimen Eingang mit diesem Stein verschlossen. Aber wo wir genau landen werden – ich weiß es nicht.“
Ha’il grunzte aus dem Hintergrund. An’luin stellte sich vor, dass die drei auf einmal mitten im Thronsaal stehen würden und in das Fest, das offensichtlich veranstaltet wurde, platzen würden. Dann würden sie sich wohl kaum herausreden können. Nach einiger Zeit, nachdem sie über Steine gestolpert, in kalte Pfützen gerutscht waren und sich an kalten Wänden entlang getastet hatten, kamen sie an eine Wegkreuzung. Vor ihnen taten sich zwei dunkle Höhlen auf, die auch, als Bran seine Fackel hinein hielt, keinen Aufschluss über das weitere Vorgehen gaben. Bran schaute seine Kameraden an und fragte: „Irgendwelche Vorschläge?“
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