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Die Drachenperle (German Edition)

Die Drachenperle (German Edition)

Titel: Die Drachenperle (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marlies Lüer
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Flöße?“
    Leral, Tarmins Schwager, antwortete gern . „Flöße werden gar nicht gebaut , sie werden gebunden! Die Stämme sind mit Wieden verbunden, das sind dünne Fichten-, Haselnuss- oder Weidestämme. Wir erhitzen sie im Wiedeofen, bis der Holzsaft kocht. Dann drehen wir sie ringförmig auf, bis man Holztaue hat. Sie sind biegsam, aber auch sehr belastbar.“
    „Man kann auch Eiche oder Tanne nehmen. Am besten schneidet man die Jungstämme im Spätherbst, fast im Winter“ , ergänzte Tarmin. „Auf den Stämme n des Floßes werden noch, wie du ja gesehen hast, Querhölzer befestigt. Das macht die Fläche stabiler. Die Ruderstangen lagern wir in Schlaufen aus Schneebeerweide. Früher haben wir auch wilde Flößerei betrieben, das heißt, wir haben lose Holzstämme getriftet. Dafür staut man kleinere Flüsse auf, um dann auf dem Schwall des ablaufenden Wassers das Holz flussabwärts zu schwemmen. Nicht nur kostbares Bauholz, auch kürzere Stammstücke. In den Städten an der Mündung der Donn´aid gibt es einen großen Bedarf an Brenn- und Kurzholz. Seit einigen Jahren aber fahre ich nur noch auf gebundenen Flößen mit Oblast im Auftrag. Das ist leichtere Arbeit und auch lukrativer für mich.“
    Tarmin warf Leral und Sedra einen Blick zu, den Taiki nur schwer deuten konnte. Kinmor zupfte an Taikis Ärmel. „Erzählst du mir von den Beutereitern?“
    Sedra schüttelte energisch den Kopf. „Nein, es wird Zeit , sich schlafen zu legen. Ich hole deinen Schlafsack vom Floß. Und Papa baut das Zelt auf. Keine Widerrede, Kinmor! Morgen ist auch noch ein Tag.“
    Tarmin befahl Benno, die erste Wache nach Einbruch der Dunkelheit zu halten. Man musste vorsichtig sein. Wilde Tiere wurden zwar einigermaßen sicher durch das Lagerfeuer fern gehalten, aber zweibeinige Raubtiere waren gefährlicher. So begann also Taikis Flussfahrt, die ihn den Bergen und seiner Familie näher bringen sollte. Anfangs hielt Taiki sich während der Fahrt meist in der Mitte des Floßes auf und hoffte, seine Angst vor dem Wasser verbergen zu können. Die zwei Wochen, in denen er sich in das Gefüge der Flößer einordnete und schließlich auch „todesmutig“ Ruderwachen übernahm, vergingen ihm viel zu schnell. Er genoss seine Freiheit und die Freundschaft, die die Flößer ihm nun entgegenbrachten.Sie hielten an mehreren Anlegeplätzen, lieferten die jeweilige Oblast in die naheliegenden Ortschaften aus oder übergaben sie an Abholer.
    Unterwegs auf der Donn´aid erklärten Leral, Tarmin und Sedra Taiki alles, was er wissen musste, um im Fürstentum Gorotanien gut allein zurechtzukommen: Sie nannten ihm die wichtigsten Städte und Siedlungen, erklärten den Umgang mit Geld, die Gesetze, nannten die Herrscherfamilien der Landstriche und anderes mehr. Taiki revanchierte sich seinerseits mit seinem Wissen über Pflanzen. Er hatte inzwischen nämlich herausgefunden, dass diese gesüßten Kauwurzeln von einer massenhaft am Flusslauf wachsenden Pflanze stammten, die ihm als Heilkraut bekannt war. Die Blätter stillten den Hunger und machten für Stunden munter. Aber wie immer im Leben galt auch hier: die Dosis macht das Gift. In kleinen Mengen half die frische Wurzel gegen allerlei Beschwerden, auch gegen Hunger und Müdigkeit - aber getrocknet und dann auch noch täglich mehrfach eingenommen, beeinträchtigte sie die Fruchtbarkeit der Männer. Taiki erfuhr, dass es unter den Flussleuten eine weit verbreitete Angewohnheit war, diese Wurzeln während der Fahrt zu kauen. Kein Wunder, dass die Beutereiter hier willige Käufer für unerwünschte Sklavensäuglinge fanden, dachte Taiki. Als Sedra begriff, was das mit der Wurzel auf sich hatte, nahm sie Tarmin seinen Vorratsbeutel weg und warf ihn in den Fluss.
    „Was tust du, Weib?“
    „Ich will mehr Kinder! Kein Wunder, dass ich seit Jahren nicht mehr schwanger geworden bin. Du rührst die Dinger nicht mehr an, verstanden? Keine Widerrede.“
    Sedras Augen funkelten wild und Tarmin ergab sich seufzend in sein Schicksal. Als die Flößerfamilie einen mehrtägigen Halt einlegte, weil Sedra mit Klein-Kinmor ihre hochschwangere Schwester besuchen wollte, die mit einem Weber in einer kleinen Siedlung nahe der Bergkette lebte, blieben die Männer mit Taiki am Anlegeplatz zurück. Leral und Tarmin brachten in kurzer Zeit etwas fertig, was Taiki sich nie hätte träumen lassen: sie lehrten ihn das Schwimmen!
    „Weißt du, mein junger Freund, die tollkühnen Beutereiter mögen wild und stark auf ihren

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