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Die Drachenperle (German Edition)

Die Drachenperle (German Edition)

Titel: Die Drachenperle (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marlies Lüer
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gefolgt.“ Dass er ihn mit einem Messer bedroht hatte, verschwieg Taiki lieber und hoffte, dass Jolim auch darüber schweigen würde. „Er fragte mich, warum ich hier in der Stadt sei, ob ich weg en des Sommerfestes gekommen wäre . Und er wollte den Namen meiner Mutter wissen. Doch den kenne ich nicht.“
    „Weiter. Erzähle von dir, damit ich erfahre, ob du wirklich der bist, den ich zu erkennen glaube.“
    Mareikas Gesichtsausdruck war nicht zu entnehmen, was sie jetzt dachte oder fühlte. Sie hatte sich vollkommen unter Kontrolle und war hochkonzentriert.
    „Ich bin auf der Suche nach meiner Familie. Erst vor wenigen Wochen habe ich erfahren, dass die Frau, die mich großgezogen hat, gar nicht meine Mutter ist. Nachdem Tock mich befreit hatte, erzählte er mir von meiner wahren Mutter und warum er mir geholfen hat und wohin ich nun gehen soll, um meine echte Familie zu finden. Und so machte ich mich auf den Weg in die Berge der Heiler.“
    „Warum ausgerechnet hierher?“
    „Weil meine Mutter von hier stammen soll. Sie war eine Heilerin. Die Horde hatte sie entführt.“
    „Die Horde?“
    „Ja. Die Reiterkrieger der Roten Horde nahmen sie vor etwa 17 Jahren gefangen, als sie mit anderen jungen Frauen in einem Tal unterhalb dieser Berge seltene Kräuter sammelte. Sie waren ungeschützt, und so hatten die Männer der Horde leichtes Spiel. Es war Zufall gewesen, dass sie ihnen begegneten. Alle Frauen wurden an Sklavenhändler verkauft, nur meine Mutter nicht.“
    „Warum nicht?“
    „Nun, Tock, der Waffenmeister, antwortete mir, als ich dieselbe Frage stellte: W eil sie so schön war . Der Clanführer machte sie zu seinem Eigentum.“
    Die alte Frau verzog nun doch das Gesicht. Offenbar ahnte sie, was das für Taikis Mutter letztlich bedeutet hatte.
    „Und du bist also die Frucht ihres Leibes und die eines Beutekriegers?“
    „Oh nein. Sie war schon schwanger gewesen, als sie gefangen genommen wurde.“
    „Das ist unmöglich!“ rief Lydia.
    Taiki wandte sich überrascht um. Er hatte nicht bemerkt, dass noch eine Person in den Raum gekommen war. Er erhob sich und verneigte sich grüßend vor ihr.
    „Warum zweifelt Ihr meine Worte an?“
    „Ich hätte es gewusst, wenn meine Tochter ein Kind erwartet. Und doch…“ Lydia kam näher und schaute ihn mit einem seltsamen Ausdruck an. „Und doch siehst du aus wie sie. Das Haar, die Form deiner grünen Augen, der Klang deiner Stimme. Mir ist, als stünde sie verwandelt vor mir. Wer bist du? Ein Wiedergänger aus dem Reich der Schatten, der gekommen ist , mich zu quälen mit falscher Hoffnung, falschen Reden?“
    „Lydia!“ Mareika fuhr ihre Tochter scharf an. „Rede nicht solchen Unsinn. Siehst du nicht, dass er Aurelias Sohn sein muss? Dein Enkel. Und noch wichtiger, mein Urenkel, mein Erbe!“
    Lydia schluchzte auf und verließ fluchtartig den Raum.
    „Nimm sie nicht ernst. Sie ist eine schwache Närrin, die sich nie mit dem Verlust abfinden konnte. Ihre Seele krankt seit damals. Meine Hilfe lehnte sie ab. Also muss sie allein mit allem fertig werden.“
    Taiki schaute die Alte bestürzt an. Warum war sie so hart zu ihrer eigenen Tochter? Er setzte sich wieder hin, weil seine Knie weich wurden. Denn er begriff jetzt in diesem Moment, dass er tatsächlich die Familie seiner Mutter gefunden hatte! Seine Familie!
    „Du sagst also, du bist nicht der Sohn eines Beutekriegers. Wer ist dann dein Vater?“
    „Ich kenne ihn nicht.“
    „Erzähl mir von Aurelia, bitte.“
    „Das kann ich nicht, ich habe keine Erinnerungen. Ich war noch ein Baby , als sie starb.“
    „Wie ist sie gestorben?“
    „Ein Unwetter kam auf. Ein morscher Baum erschlug sie.“
    „Aurelia, Liebes “ , flüsterte Mareika und schloss schmerzerfüllt ihre Augen. Als sie ihre Gefühle wieder unter Kontrolle hatte, stellte sie weitere Fragen.
    „Du erwähntest am Anfang einen gewissen Tock, der dich befreite. Woraus befreit?“
    „Aus der Sklaverei. Ich wuchs innerhalb der Palisaden auf, im Glauben, dass die alte Mali meine Mutter sei. Ich kannte nichts anderes als die Welt der Sklaven in Rossheim. Es war hart, wir mussten schwer auf den Feldern, Weiden und in den Ställen arbeiten und wurden oft geschlagen. Als ich zum Tode verurteilt wurde, weil Martok, der Sohn des Clanführers tot aufgefunden wurde und mir die Schuld daran gegeben wurde, war es Tock , der Waffenmeister, der mich in letzter Minute rettete. Er sagte mir, er hätte in einer Lebensschuld gestanden bei

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