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Die Drachenperle (German Edition)

Die Drachenperle (German Edition)

Titel: Die Drachenperle (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marlies Lüer
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tun sollen! Darf ich den Herren aushelfen? Ich hab e immer irgendein Saatgut in meinem Kittel.“
    Aladar, Rodovan und Ulf verständigten sich mit Blicken und dann nickte der Bürgermeister seinem Sekretär zu, der vom vorlauten Bauern die Saat holte. Er übergab sie dem Wächter Konradi und zog sich dann wieder hinter den Stuhl seines Dienstherrn zurück. Am liebsten wäre er in einem Mauseloch verschwunden, denn die Bühne war nun nicht mehr von ehrfürchtigen, sondern von lachenden und feixenden Zuschauern umringt.
    Der Ritusmeister trat zu Taiki und versuchte, einen Rest von Würde zu wahren, indem er wortgetreu mit dem Ritual fortfuhr.
    „Nun zeige uns deine angebliche Macht. Wenn du die Körner Kraft deines Geistes zum Keimen bringen kannst – ohne Wasser, ohne Sonne, ohne Erde – dann sollst du der nächste Meisterschüler sein!“
    Taiki umschloss lächelnd die Bohnenkerne mit beiden Händen. Kraft seiner inneren Bilder reagierte die Saat mit beschleunigtem Wachstum. Das Leuchten seiner Hände konnten nur Mareika und Konradi wahrnehmen. Als er nach wenigen Minuten seine Hände öffnete, quollen große Keimlinge heraus, einige schon mit grünen Blättern versehen. Er warf lachend zwei davon zum Bauern zurück, der nun ganz still wurde und nicht mehr lachen mochte. War das Zauberei? Oder war dieser junge Schwarzhaarige ein Halbgott? Er war so alt, dass er drei Meisterschülerprüfungen erlebt hatte, und alle hatten nur kleine weiße Keimspitzen hervorgebracht, was schon magisches Wunder genug war. Ähnliche Gedanken hegten auch die Geistlichen der Kirche und tuschelten miteinander. Sie umklammerten Halt suchend das Symbol ihres Glaubens, das sie an einer dicken Goldkette um den Hals trugen und zogen sich eilig zur Beratung hinter ihre Kirchenmauern zurück. War dies noch ein göttliches Zeichen und Wunder - oder doch eher das Werk eines Dämons?
    Mareika platzte fast vor Stolz und Genugtuung. Sie genoss das Spektakel. „Ihr Ratsherren, Euch dürfte jetzt klar sein, dass ich mein Versprechen halten werde. Ich werde dem Meisterschüler meine Macht übertragen, so wie es Euer Wunsch war.“ Dass sie es längst getan hatte, verschwieg sie wohlweislich. Denn das war erst nach der offiziellen Einsetzung erlaubt, für den unwahrscheinlichen Fall, dass noch ein Makel am Meisterschüleranwärter gefunden würde, in der folgenden Frist eines ganzen Mondumlaufes.
    „Wir haben nicht mehr als dein und sein Wort, dass er wirklich aus der Lilienblutlinie stammt. Ich will den Beweis auf seiner Haut sehen, sofort!“ Ulf hätte dem jungen Mann am liebsten das Hemd vom Leib gerissen, aber er beherrschte seine Wut. Er hatte nicht zu Unrecht das Gefühl, dass Mareika ihn und die anderen hohen Herren im Stillen verlachte. Rodovan hatte inzwischen die großen Keimlinge prüfend an sich genommen und zeigte sie den anderen Ehrengästen. Alle redeten wieder durcheinander. Keiner achtete auf Sina. Das Mädchen war zutiefst erleichtert, dass ihr diese Bürde vom schönen Unbekannten von ihren zarten Schultern genommen worden war. Sie stahl sich klammheimlich davon, kaufte sich kandierte Früchte und mischte sich unters Volk. Vor Einbruch der Nacht würde sie nicht nach Hause gehen. Bis dahin war hoffentlich die größte Wut ihrer Großmutter verraucht.
    Auf ein Zeichen von Lydia hin, zog Taiki sein Hemd über den Kopf und drehte den Honorablen seinen vernarbten Rücken zu. Die Gespräche verstummten. Konradi, der als Einziger unter dem Lilienmal auch das Zeichen der Flamme aus der Blutlinie der Messerheiler erkannte, räusperte sich und verkündete: „In 28 Tagen wirst du nach altem Brauch in den Status des neuen Meisterschülers erhoben, Sohn der Aurelia, Enkel der Lydia, Urenkel der Mareika.“ In dem wieder auflebenden Tumult zog sich der Wächter des Ritus unauffällig zurück und eilte in die Tempelschule zur Bibliothek, während alle anderen sich auf den Heimweg machten oder noch in der Stadt blieben, um die Ereignisse zu bereden. Er musste unbedingt die alten Schriftrollen durchsuchen. Wenn er Recht hatte mit seinem Verdacht, wer da vor ihnen stand, dann bräche jetzt ein neues Zeitalter für die Gilde der Heiler aus Neusalzhausen an.
     
        Taiki half den alten Frauen fürsorglich aus der ausgeliehenen Kutsche, als sie am Haus auf der Berganhöhe ankamen. In Gedanken war er aber längst bei Kiri. Jolim brachte die geliehene Kutsche wieder zurück nach Neusalzhausen und hatte noch einige Aufträge in der Stadt zu

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