Die Drachenreiter von Pern 05 - Der weiße Drache
dem Herd steht!«
Jaxom schloß die Tür, schlang sich ein Badetuch um die Hüften, und ging dann zu Ruth. Er schmierte eine Handvoll von der Salbe auf das Bein des Drachen und lächelte über den tiefen Seufzer der Erleichterung, den Ruth ausstieß.
Doch er teilte die Gefühle seines Drachen, nachdem er die eigenen Wunden versorgt hatte. Das Zeug linderte auf der Stelle den Schmerz. Nie wieder würde er maulen, wenn es galt, das stachelige Kraut zu sammeln, aus dem die Heilsalbe zusammengebraut wurde! Er warf einen Blick in den Spiegel.
An der Wange blieb wohl eine fingerlange Narbe. Dagegen ließ sich nichts tun. Wenn er nur irgendwie um Lytols Zorn herumkam…
»Jaxom!«
Lytol war nach einem ganz knappen Klopfen eingetreten. »Du hast die Gegenüberstellung in Benden versäumt und…« Beim Anblick seines Zöglings stockte Lytol mitten im Satz. Da Jaxom außer dem Badetuch nichts trug, waren die Sporenverletzungen an der Schulter und im Gesicht absolut nicht zu übersehen.
»Dann ist dem Ei nichts zugestoßen? Wie gut!« entgegnete Jaxom und nahm sein Hemd mit einer Gleichgültigkeit, die er nicht fühlte. »Ich…« Er unterbrach sich, einmal, weil Lytol ohnehin nichts verstehen konnte, während er sein Hemd überstreifte, und zum anderen, weil er eben im Begriff gewesen war, in gewohnter Offenheit von seinem Abenteuer zu berichten. Etwas in ihm sperrte sich dagegen. Ruth hatte recht. Sie hatten getan, was sie tun mußten. Es war in gewisser Weise seine und Ruths Privatangelegenheit. »Ich hörte auf Benden, daß man sich Sorgen um die Gesundheit der kleinen Königin machte, nach all den Sprüngen ins Dazwischen.«
Lytol trat langsam näher, den Blick fragend auf den jungen Mann gerichtet.
Jaxom streifte das Hemd glatt und rieb noch etwas Heilsalbe in den Schnitt an der Wange. Er wußte nicht, was er sagen sollte.
»Ach, Lytol, könntest du so nett sein und dir einmal Ruths Bein ansehen? Ich weiß nicht, ob ich es richtig versorgt habe.« Jaxom hielt den Blick fest auf Lytol gerichtet. Und er sah, daß die Augen seines Vormunds dunkel vor Rührung waren. Er schuldete dem Mann soviel, besonders in diesem Augenblick, und er begriff nicht, warum er Lytol je für streng oder gefühllos gehalten hatte.
»Es gibt einen Trick, Fäden auszuweichen«, sagte Lytol ruhig. »Und vielleicht solltest du ihn Ruth beibringen.« »Wenn du mich unterweisen könntest, Lytol…«
VII. Vormittag auf Ruatha,
2.6.15
»Ich wollte dir nur sagen, daß wir Gäste oben haben, Jaxom. Meister Robinton, N’ton und Menolly warten auf dich; sie kommen eben von der Gegenüberstellung zurück. Aber zuerst sehen wir uns Ruth an!«
»Warst du nicht auf Benden?« erkundigte sich Jaxom.
Lytol schüttelte den Kopf, während er auf Ruths Lager zuging. Der weiße Drache hatte sich zu einem wohlverdienten Schlaf niedergelegt. Lytol verneigte sich höflich vor ihm, ehe er die dick mit Salbe bestrichenen Brandwunden aus der Nähe betrachtete.
»Ich nehme an, du hast sie zuerst im See ausgewaschen.« Lytols Blick glitt über Jaxoms feuchtes Haar. »Das Wasser dort ist sauber genug, und die Heilsalbe kam noch rechtzeitig auf die offenen Stellen. Wir sehen in ein paar Stunden noch einmal nach, aber ich glaube, das Schlimmste hat er überstanden.« Er musterte Jaxoms Wange, auf der sich unverkennbar die Spur des Fädenknäuels abzeichnete.
»Ich hatte keinen Grund, dich bei unseren Gästen zu entschuldigen.« Er seufzte. »Sei froh, daß N’ton gekommen ist und nicht F’lar. Menolly war wohl ohnehin in deine Plä ne eingeweiht, oder?«
»Ich sprach mit keinem Menschen über meine Absichten, Baron Lytol«, entgegnete Jaxom ein wenig steif.
»Na, wenigstens hast du gelernt, zur rechten Zeit zu schweigen.« Der Burgverwalter zögerte und sah seinen Mündel forschend an. »Also gut, ich werde N’ton bitten, dich zu Übungsflügen in den Weyr zu holen – das ist sicherer, und du hast den Vergleich mit anderen Jungreitern. Robinton wird sich seinen Reim auf die Geschichte machen, aber er hätte so oder so davon erfahren. Ihm kann man einfach nichts verheimlichen. Komm, sie fressen dich bestimmt nicht! Obwohl du mehr als eine Abreibung verdient hättest. Dich selbst und Ruth so in Gefahr zu bringen! Und gerade jetzt, da sich ohnehin alles in Auflösung befindet…«
»Es tut mir leid, Baron Lytol, daß ich immer wieder Anlaß zu Sorge gebe…« Der Mann warf seinem Schützling noch einmal einen scharfen Blick zu.
»Schon gut, Jaxom. Die Schuld
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