Die Drachenreiter von Pern 06 - Drachentrommeln
gegangen waren, wandte sich Robinton noch einmal an Silvina. Diesmal zeigte er offen die Besorgnis, die er bis jetzt unterdrückt hatte.
»Nun bleiben Sie mal ganz ruhig!« meinte Silvina und legte ihm lächelnd die Hand auf den Arm.
»Er hat einen harten Schlag gegen den Kopf abbekommen, aber ich konnte keine Knochenverletzung feststellen. Die Schürfwunden heilen schnell. Nur die blauen Flecken und Prellungen wird er noch eine Weile spüren.«
Silvina seufzte.
»Ich hätte Ihnen gleich sagen können, daß da oben bei den Trommlern nicht der richtige Platz für ihn war. Er wirkte in jüngster Zeit völlig verändert. Keinen Ton brachte er heraus – als hätte er Angst, das Falsche zu sagen. Und dann besitzt dieser Dirzan die Frechheit und beschuldigt ihn, er habe Gildegeheimnisse verraten.«
Sie waren bei den Privaträumen des Harfners angelangt, und Silvina wartete, bis Robinton die Tür hinter sich geschlossen hatte.
»Dabei weiß ich genau, was der Junge geleistet hat – auch wenn er es mit keiner Silbe erwähnte.«
»So – was denn?« Robinton musterte sie lächelnd.
»Er hat die Meister-Steine aus den Bergen geholt – und dabei muß irgend etwas Außergewöhnliches vorgefallen sein, weil er über Nacht blieb. Ich kriege das schon noch heraus!«
Sie nahm entschlossen Platz.
Robinton lachte, legte einen Moment lang die Hand an ihre Wange und schenkte ihr dann ein Glas Wein ein. Sie nickte dankbar. Der Wein tat ihr nach all der Aufregung gut. Und sie wußte, daß sie sich eine kleine Pause gönnen konnte, nun, da Rocky den Kranken bewachte.
»Die ganze Geschichte ist meine Schuld«, meinte der Harfner nach einem tiefen Zug.
»Piemur ist schlau, und er kann schweigen, wenn es darauf ankommt. Zu gut, wie wir jetzt feststellen mußten.
Er hat weder Menolly noch Sebell anvertraut, daß er auf den Trommelhöhen Schwierigkeiten mit den anderen Lehrlingen hatte …«
»Gerade vor den beiden wollte er nicht als Verräter dastehen.«
Silvina schüttelte den Kopf.
»Daß es Probleme gab, erfuhr ich nach der Gegenüberstellung in Benden. Die Lehrlinge hatten seine Kleider…« – sie rümpfte die Nase – »unbrauchbar gemacht. Ich kam dazu, als er das Zeug wusch, sonst wäre auch ich ahnungslos geblieben.«
Silvina begann leise zu lachen. »Allerdings ging dieser Streich gründlich daneben.«
Der Harfner zog fragend die Brauen hoch und stimmte dann in ihr Gelächter ein.
»Sie führten den Schabernack an dem Tag aus, als er in Igen war? Und dann kam völlig unvorhergesehen die Gegenüberstellung! Eine gerechte Strafe …«
Er wurde wieder ernst.
»Und ich dachte, dort oben sei er am besten aufgehoben! Sind Sie sicher, daß er keinen bleibenden Schaden davongetragen hat?«
»Ziemlich sicher. Vielleicht kann ihn aber Meister Oldive noch einmal untersuchen, wenn er von Nabol zurückkommt.«
Robinton spürte, daß sie Meister Oldives Besuch bei Baron Meron mißbilligte.
»Ja, die Geschichte mit Meron …«
Der Meisterharfner seufzte wieder, und seine Mundwinkel zuckten verärgert.
»Der Mann liegt im Sterben. Nicht einmal Meister Oldives Künste können ihn retten. Und weshalb all die Umstände mit Meron? Ausgerechnet mit dem Mann, der soviel Leid über uns gebracht hat! Brekkes Drachenkönigin könnte heute noch leben, wenn er nicht…«
»Silvina, durch seinen Tod entstehen uns noch mehr Probleme!«
»Weshalb?«
»Weil es zu Streitereien, wenn nicht gar zum Kampf um seinen Besitz kommen kann. Und das darf nicht geschehen – ebensowenig wie es auf Ruatha geschehen durfte!«
»Aber Meron hat doch eine Menge reinblütiger Nachkommen …«
»Er weigert sich aber, seinen Erben zu benennen.«
»Das ist doch…«
Silvina schüttelte empört den Kopf.
»Sieht dem Mann ähnlich! Aber dagegen läßt sich etwas unternehmen. Ich glaube nicht, daß Meister Oldive Bedenken hätte…«
Meister Robinton unterbrach sie mit einer beschwichtigenden Geste.
»Bis jetzt waren sämtliche Herren von Nabol zu ehrgeizig, selbstsüchtig oder einfach unfähig, die Ländereien mit Gewinn zu verwalten.«
»Nun ja, es ist nicht gerade eine reiche Burg – mitten in den Bergen, bei einem kalten, feuchten Klima.«
»Genau. Deshalb hat es wenig Sinn, unter den direkten Erben eine Nachfolge zu erzwingen; auf diese Weise bekämen wir garantiert wieder einen trägen, arbeitsscheuen Baron.«
Silvina wirkte einen Moment lang nachdenklich.
»Wenn ich mich nicht täusche, sind neun oder zehn reinblütige männliche Erben
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