Die Drachenreiter von Pern 06 - Drachentrommeln
Arm und führte ihn auf die Burg zu.
»Welche Aufregungen denn? Ach so, Sie hatten gestern ein Fest…«, sagte Meister Robinton.
»Ich kann Ihnen nicht genug für Ihr Kommen danken, Meister Oldive.«
Berdine trat neben den Meisterheiler, während die anderen Hittet und Meister Robinton über den Hof folgten. »Ich weiß, daß Sie bereits letztes Mal äußerten, man könne kaum noch etwas für den Baron tun, aber nun hat er die letzten Kraftreserven, die er noch besaß, über die Maßen beansprucht. Ich habe ihn gewarnt, immer wieder! Aber er ließ sich nicht davon abbringen, das Fest zu besuchen. Sagte, er müsse seine Pächter beruhigen. Nun, diesen Weg hätte er vielleicht gerade noch verkraftet, aber dann mußte er Gäste in seine Privaträume einladen … all die Aufregung, die dabei entstand! Und plötzlich entdeckte er, daß ihm jemand das Königinnen-Ei gestohlen hatte …«
Berdine rang verzweifelt die Hände.
»Ach, du liebe Güte! Ich wußte gar nicht, wie ich ihn zur Vernunft bringen sollte. Den Trank, den Sie mir für Notfälle hiergelassen hatten, nahm er nicht. Er geriet außer sich, als es nicht gelang, den verflixten Küchenjungen zu finden, der das Ei genommen hatte …«
»Geselle Berdine, ich muß doch sehr bitten!« warf Hittet frostig ein und warf dem Heiler einen warnenden Blick zu.
Die Unterbrechung kam zur rechten Zeit; keiner der Nabol-Bewohner sah die erleichterten Blicke, die zwischen den Harfnern getauscht wurden.
»Ein Küchenjunge, der ein Echsen-Ei stiehlt?« fragte der Meisterharfner, als wolle er seinen Ohren nicht trauen.
»Ja – Sie haben richtig vernommen«, meinte Hittet und warf dem indiskreten Heiler einen zornigen Blick zu.
»Baron Meron erhielt kürzlich ein Feuerechsen-Gelege zum Geschenk, bei dem sich allem Anschein nach auch ein Königinnen-Ei befand. Er behandelte die Eier natürlich mit aller gebührenden Sorgfalt und wärmte sie am Kamin seines eigenen Schlafgemachs. Er besitzt nämlich Erfahrung mit Feuer-Echsen. Ein Höhepunkt des Festes sollte es sein, die Eier an verdiente Untertanen zu verteilen. Während jedoch seine Räume hergerichtet und gelüftet wurden, besaß ein Küchenjunge die Frechheit, ausgerechnet das Königinnen-Ei zu stehlen! Wie, das begreifen wir immer noch nicht. Aber es ist verschwunden, und der Bösewicht verbirgt sich irgendwo auf der Burg.« Sein Tonfall ließ darauf schließen, daß es Piemur schlimm ergehen würde, wenn man ihn fand.
Keinem der Nabol-Bewohner fiel auf, daß Prinzeßchen, Zair und Kimi sich von den übrigen Echsen lösten und durch ein offenes Fenster ins Freie schossen, als die Gruppe den Großen Saal durchquerte. Sebell nahm Menollys Hand und drückte sie beruhigend. Sie schaute ihn nicht an, aber ein schwaches Lächeln spielte um ihre Lippen.
»Sie können sich vorstellen, wie erregt Baron Meron war, als man den Diebstahl entdeckte. Ich fürchte, daß dieser Vorfall – und unser Drängen, endlich einen Nachfolger zu bestimmen – zu einem Kollaps geführt hat«, sagte Hittet zu Meister Robinton.
»Kollaps?«
Oldive warf Berdine einen ernsten Blick zu, und der begann sich mit einem heftigen Wortschwall zu verteidigen. Der Meisterheiler schob sich an Hittet und Meister Robinton vorbei, gefolgt von dem immer noch händeringenden Berdine, und rannte die Treppe hinauf, ohne auf Alter oder Würde zu achten.
Auch Meister Robinton beschleunigte seine Schritte, bis der füllige Hittet sich zum Laufen gezwungen sah. Sebell und Menolly blieben absichtlich ein Stück zurück, damit ihre Feuer-Echsen die Burg gründlich durchstreifen und vielleicht Piemur aufstöbern konnten.
»Wie wohl es tut, endlich ein paar freundliche Gesichter zu sehen«, seufzte Candler, der nur zu gern bei den beiden Harfnergesellen blieb.
»Wenn jemand diesen gräßlichen Menschen zur Vernunft bringen kann, dann Meister Robinton. Baron Meron weigert sich strikt, einen Erben einzusetzen. Deshalb sein Zusammenbruch – um dem Druck von außen zu entgehen. Sicher, er war wütend über den Diebstahl, aber während seine Leute die Burg durchstöberten, saß er da und dachte sich die scheußlichsten Strafen für den armseligen kleinen Küchenhelfer aus. Von Schwäche keine Spur! Wenn Sie mich fragen, Sebell, so legt er es darauf an, daß die Burgen in Streit geraten. Sie wissen, wie sehr er Benden haßt.
Und inzwischen …« – Candler stieß ein bitteres Lachen aus – »will keiner seiner Blutsverwandten, die ihn gedrängt haben, einen
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