Die Drachenreiter von Pern 07 - Moreta, Die Drachenreiterherrin von Pern
Minuten mit K'lon! Er wird dir ein paar harte Fakten erzählen.« Sie erhob sich. »Ich habe eine Menge zu tun. Jallora meinte, daß du heute noch das Bett hüten sollst. Morgen kannst du aufstehen. Kadith wird mich verständigen, wenn du etwas brauchst.«
»Von dir brauche ich nichts.« Sh'gall drehte sich zur Wand und zog die Felldecke bis über die Ohren.
Moreta ließ ihn nur zu gern in seinem Schmollwinkel. Aber sie hoffte, daß in drei Tagen sein Wunsch, die Geschwader anzuführen, größer sein würde als das Verlangen, seine eingebildeten Leiden zu pflegen. An der Spitze der vereinigten Weyr zu stehen, war für einen ehrgeizigen Mann wie Sh'gall sicher eine große Herausforderung. Sie bemühte sich, ihn mit etwas mehr Nachsicht zu betrachten: Er war geschockt von den schweren Verlusten und flüchtete sich vor der grausigen Wahrheit in nebensächliche Details, die er begreifen und bewältigen konnte.
Als sie sich zu Leris Weyr begab, stellte sie fest, daß ihr die Treppe nur noch halb so viel Mühe bereitete wie am Vortag. Sie hatte beschlossen, Holth das Kampfgeschirr anzulegen, nachdem Leri es sich nicht nehmen ließ, persönlich im Königinnengeschwader mitzureiten. Danach wollte Moreta aus den kläglich geschrumpften Rohstoffen des Weyrs neue Medikamente herstellen. Sie wußte, daß K'lon die Regale geplündert hatte, aber sie konnte es ihm nicht verdenken.
»Liegt er flach?« Leri kicherte boshaft. »Und er war alles andere als zufrieden mit den Entscheidungen, die ich während seiner Krankheit traf, stimmt's?«
»Hat Holth schon wieder gelauscht?«
»Gar nicht nötig! Ich sehe die roten Ärgerflecken auf deinen Wangen, ha!«
»Du machst mir mindestens genausoviel Ärger wie er!« sagte Moreta grimmig.
»Du weißt genau, daß du dich übernimmst …«
Leri winkte ab. »Ich denke nicht daran, freiwillig auf den Genuß des Fluges zu verzichten!
Ich bleibe im Königinnengeschwader, solange ich mich im Sattel halten kann. Und ich fühle mich heute besser als seit vielen Planetenumläufen.« Sie nahm einen Schluck Wein.
»Hmm.« Moreta warf einen bedeutsamen Blick auf das Glas.
»Keine Sorge, da ist kein Fellissaft drin! Wir besitzen keinen mehr, meine Liebe!« erinnerte Leri sie mit einem honigsüßen Lächeln.
»K'lon versprach, mir zumindest ein paar getrocknete Früchte zu besorgen.«
Beide Frauen wußten, daß viele von K'lons Vorräten aus Höfen stammten, die keine Medikamente mehr benötigten. »Nun gut.« Leri hob stumm das Glas und trank.
Moreta wandte sich rasch dem Reitgeschirr zu, um ihre Tränen zu verbergen. Sie durfte nicht ständig an den verwaisten Hof ihrer Eltern denken. Aber die Erinnerung an den sonnigen Ort, an die Kinder, die fröhlich über die Wiesen tollten, an die alten Leute, die an der warmen Hausmauer auf Bänken saßen und plauderten, ließen sich nicht verbannen.
Das alles war jetzt ohne Leben. Sicher hatten Schlangen und wilde Where …
»Moreta?« Leris Stimme klang sanft und liebevoll. Dann setzte sie hastig hinzu: »Holth sagt, daß K'lon soeben eingetroffen ist.«
In diesem Moment übermittelte ihr Orlith die gleiche Nachricht.
»Manchmal meine ich, daß ich mehr als zwei Ohren und einen Kopf habe!«
Ich habe keine Ohren, stellte Orlith richtig.
K'lon betrat den Weyr. Er strahlte Energie und gute Laune aus. Moreta fiel plötzlich seine gesunde braune Hautfarbe auf. Und als er den Helm abnahm, sah sie, daß sein Haar sonnengebleicht war.
»Nerat hat Fellissaft in Hülle und Fülle, Moreta«, verkündete er fröhlich und setzte einen prall gefüllten Sack ab. »Und von Lemos bekommen wir Akonit und Weidensalz.«
»Und wie geht es A'murry?« fragte sie mit einem warmen Lächeln. Sie wollte ihm mit der Frage zu verstehen geben, daß sie den kurzen Umweg billigte.
»Sehr, sehr viel besser.« K'lon strahlte erleichtert. »Natürlich ist er immer noch schwach, aber er sitzt den ganzen Tag in der Sonne, und allmählich bekommt er wieder Appetit.«
»Na, du hast dich wohl ausgiebig bei ihm gesonnt, was?« fragte Leri.
Moreta warf ihr einen raschen Blick zu, denn die Stimme der alten Frau klang betont arglos.
»Wann immer ich die Zeit dazu fand«, murmelte K'lon und machte sich an dem Sack zu schaffen.
»Soll das heißen …« Endlich begriff auch Moreta, was Leri längst durchschaut hatte. »Soll das heißen, daß du per Zeitsprung bei A'murry warst?«
»Ich hatte soviel Arbeit und …« Draußen trompetete Rogeth los.
»Niemand macht dir Vorwürfe,
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