Die Drachenreiter von Pern 07 - Moreta, Die Drachenreiterherrin von Pern
zu.
»Das Serum wird die Viruswirkung stark dämpfen. Zumindest habe ich bei anderen Patienten erstaunliche Heilerfolge erlebt. Wenn ich mich nicht täusche, stammt das Medikament sogar von meinem eigenen Blut.« K'lon redete und redete, und es störte ihn nicht, daß er gelegentlich von der Wahrheit abwich. Was der Burgherr im Moment brauchte, war ein Anker, an den er sich klammern konnte.
Alessan zog überrascht die Brauen hoch und lächelte schwach. »Das Geschlecht von Ruatha war stets stolz auf das Drachenreiterblut, das in seinen Adern floß, aber daß die Bande so eng werden …«
K'lon lachte. »Wenigstens haben Sie Ihren Humor behalten.«
»Das ist so ziemlich das einzige, was mir blieb.«
»Nein, Baron Alessan, Sie haben noch sehr viel mehr«, entgegnete K'lon ernst. »Und Sie werden jede nur mögliche Hilfe von Weyr, Burg und Gilde bekommen, um Ihren Besitz zu erhalten.«
»Vorausgesetzt das Serum weist die Krankheit in ihre Schranken …« Wieder horchte Alessan angespannt zur Schlafkammer hin. »Nun, es ist bereits mehr, als wir erhofften.«
»Ich werde mir Ihre Vorräte ansehen und notieren, was Sie am dringendsten brauchen«, begann K'lon. Insgeheim schwor er sich, als erstes diese entsetzlichen bunten Fetzen von den Fenstern reißen zu lassen. Wenn er die Flaggen bereits als Hohn und Spott empfand, wie grausam mußte dann erst der Anblick für Baron Alessan sein!
Der Burgherr erhob sich ein wenig zu schnell und mußte sich an der Stuhllehne festhalten. »Ich weiß genau, was wir benötigen …« Er ging unsicher zu seinem Schreibtisch am Fenster und stapelte geistesabwesend ein paar schmutzige Teller. Dann nahm er ein Stück Pergament in die Hand. »Zuallererst Medikamente. Wir haben kein Akonit und kein Fiebermittel mehr, nur noch einen viel zu schwachen Sirup gegen diesen verdammten Husten. Außerdem fehlen Thymus, Schwarzwurz, Mehl und Salz. Die Schwarzsteinvorräte sind aufgebraucht, und seit drei Tagen gibt es weder Gemüse noch Fleisch.« Er reichte K'lon das Blatt mit einem bitteren Lächeln. »Begreifen Sie, wie wichtig Ihre Ankunft für uns war? Tuero schickte heute morgen noch eine Trommelbotschaft los, ehe er zusammenbrach. Ich fürchte, ich selbst hätte nicht die Kraft aufgebracht, den Turm zu erklimmen.«
K'lon nahm die Liste entgegen, und seine Hand zitterte kaum weniger als die des Burgherrn. Er verneigte sich, um seinen Gesichtsausdruck zu verbergen. Als er wieder aufschaute, starrte Alessan mit verschlossener Miene aus dem Fenster.
»Folien sagte mir, daß sich ähnliche Szenen auf dem gesamten Kontinent abspielen.«
»Hier … ist es besonders schlimm.« K'lons Stimme schwankte.
»Wie … wie hart sind die Weyr betroffen?«
»Auch da gab es Verluste, aber die Drachenreiter konnten bei jedem Fädeneinfall aufsteigen.«
Alessan warf ihm einen verwirrten Blick zu, dann schaute er wieder aus dem Fenster. »Ja, ich nehme an, daß sie ihr Bestes taten. Ihr kommt vom Fort-Weyr?«
Da Alessan seine Weyr-Zugehörigkeit kennen mußte, zielte er mit seiner Frage wohl auf etwas Bestimmtes ab. K'lon erinnerte sich an den Klatsch, den Nesso verbreitet hatte: daß der junge Burgherr sich auf jenem Fest auffällig um Moreta bemüht hatte …
»Lady Moreta befindet sich ebenso auf dem Wege der Besserung wie unser Weyrführer. Wir hatten auf Fort nur einen Todesfall zu beklagen - einen älteren braunen Reiter und seinen Drachen Koth. Auf Igen starben fünfzehn, auf Telgar acht und auf Ista zwei Männer; aber seit es den Impfstoff gibt, steigen unsere Hoffnungen.«
»Das ist gut.« Alessans Blicke schweiften von den Feldern hin zu den Bergketten, und seine Miene wirkte mit einem Mal erleichtert.
»Wußten Sie, daß sich hier noch vor wenigen Tagen einhundertzwanzig der besten Renner aus dem Kontinent tummelten? Und daß siebenhundert Gäste sich bei Tanz, Wein und Speisen vergnügten …?«
»Baron Alessan, weshalb quälen Sie sich? Durch Ihre strikte Einhaltung der Quarantäne gelang es, die Epidemie auf ein kleines Gebiet zu beschränken!«
Alessan wandte sich abrupt vom Fenster ab. »Übermitteln Sie Baron Tolocamp mein tiefes Beileid! Lady Pendra und ihre Töchter kümmerten sich aufopfernd um die Kranken, bis sie selbst der Seuche zum Opfer fielen. Sie waren so tapfer.«
Alessans Stimme klang hart.
K'lon nickte wortlos. Er war nicht der einzige, der Baron Tolocamp seine feige Flucht ein Leben lang vorwerfen würde. Es gab Leute, die es richtig fanden, daß Tolocamp das Wohl
Weitere Kostenlose Bücher