Die Drachenreiter von Pern 07 - Moreta, Die Drachenreiterherrin von Pern
sobald die restlichen Fort-Reiter geimpft sind.« Als Moreta mit einer warnenden Geste auf Sh'gall deutete, fügte die Heilerin diplomatisch hinzu:
»Keine Sorge, ich weiß Bescheid. Er hat das Bewußtsein noch nicht wiedergewonnen. So! Mehr nehme ich ihm nicht ab, obwohl er einen halben Liter zusätzlich kaum spüren würde.« Geschickt schob sie einen kleinen Bausch über den Nadeldorn und zog ihn heraus; Moreta drückte den Finger auf die Einstichstelle, solange Jallora den Glasbehälter verschloß. »Er kommt in ein paar Minuten zu sich.« Die Heilerin begann ihre Utensilien auf ein Tablett zu legen. »F'duril sagte mir übrigens, daß Sie Dilenths Schwinge versorgt haben. Eine großartige Leistung!«
»Macht er Fortschritte?« Die Anerkennung der jungen Frau tat Moreta wohl.
»Zum Glück ja. Auch F'duril und dem jungen A'dan geht es besser. Ich war noch nie zuvor in einem Weyr. Offen gestanden hatte ich keine Ahnung, daß sich Drachen bei den Sporenkämpfen so schwer verletzen können. Sie wirken immer so imposant.«
»Leider sind sie nicht unverwundbar.«
»Wir können unseren Glückssternen danken, daß sie sich als immun gegen dieses Virus erwiesen.«
In diesem Moment begann Sh'gall leise zu stöhnen. Jallora eilte an sein Lager und räumte die restlichen Instrumente beiseite.
»Nun, Weyrführer, wieder unter den Lebenden?« Sie nahm eine orangefarbene Flüssigkeit vom Tisch, stützte Sh'gall mit einem Arm und setzte ihm das Glas an die Lippen. »Trinken Sie, dann werden Sie sich gleich besser fühlen!«
»Ich weiß nicht, ob es klug war, mich …«, begann Sh'gall gereizt, aber er nahm das Glas entgegen und trank.
»Die Reiter von Fort brauchen das Serum, Weyrführer. Sie müssen alle geimpft werden, damit nicht noch mehr von ihnen das erleiden, was Sie soeben durchgemacht haben!«
Die Heilerin schlug den richtigen Ton an, und Sh'gall entließ sie mit einem gnädigen Kopfnicken. Moreta bedauerte, daß sie nicht auch einfach verschwinden konnte.
»Trotzdem - ich halte es nicht für klug, einem ohnehin geschwächten Menschen Blut abzunehmen«, erklärte Sh'gall, sobald Jallora außer Hörweite war.
»Mich hat sie auch schon gemolken.« Moreta schob den Ärmel hoch und deutete auf den winzigen blauen Fleck in der Armbeuge. Sh'gall wandte den Blick ab. »Im Moment fallen einhundertzweiundachtzig Reiter wegen der Krankheit oder einer Verletzung aus.«
»Warum hat uns Capiam diese … Frau geschickt, anstatt selbst zu kommen?«
»Jallora ist eine erfahrene Heilerin. Sie lernte gerade für ihre Meisterprüfung, als die Epidemie ausbrach. Capiam hat selbst gerade erst das Krankenlager verlassen, und er muß sich um den ganzen Kontinent kümmern!«
»Ich kann nicht glauben, daß Leri nichts von meiner Absicht wußte, P'nine als Stellvertreter einzusetzen!« Sh'gall nahm seine Beschwerden an dem Punkt wieder auf, wo Jallora ihn unterbrochen hatte.
»Leri hat sämtliche Entscheidungen aufgrund ihrer großen Erfahrung getroffen. Vergiß nicht, sie leitete diesen Weyr bereits, als wir noch keine Drachen für uns gewonnen hatten!«
»So? Und warum erfahre ich dann von Kadith, daß T'ral heute zwei Geschwader in Tillek anführte?« entgegnete Sh'gall erbost. »T'ral ist nur Geschwaderzweiter! «
»Mit Ausnahme des Hochlands werden im Moment alle Weyr von Geschwaderzweiten geführt. Du siehst: Je eher du das Kommando wieder übernimmst, desto besser.«
Die Bemerkung schien Sh'gall einzuleuchten, aber seine Miene blieb grimmig. »Ich war krank, sehr krank.«
»Du kannst auf mein Mitgefühl zählen.« Moreta versuchte ernst zu bleiben. »Aber glaub mir, bis zum Abend wirst du dich bedeutend besser fühlen.«
»Das kann ich jetzt noch nicht sagen …«, quengelte er.
»Aber ich! Vergiß nicht, daß ich die gleiche Krankheit durchgemacht habe wie du!«
Sh'gall warf ihr einen Blick puren Hasses zu, aber Moreta ließ sich davon nicht beirren. Wenigstens ein Teil der schweren Last mußte von S'ligars Schultern genommen werden. Sh'gall war ein verdammt guter Führer im Kampf gegen die Fäden, und seine Fähigkeiten wurden dringend gebraucht.
»Nerat und Tillek sind die nächsten Kampffronten«, fuhr sie fort. »Du hast Glück: Dort gibt es wenigstens Bodentrupps.«
»Ich wollte Kadith nicht glauben, daß uns keine Bodenmannschaften zu Hilfe kamen! Begreifen denn die Bauern nicht …«
»Sie begreifen sehr wohl, aber sie haben schlimmere Verluste erlitten als wir, Sh'gall. Unterhalte dich mal ein paar
Weitere Kostenlose Bücher