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Die Drachenreiter von Pern 08 - Nerilkas Abenteuer

Die Drachenreiter von Pern 08 - Nerilkas Abenteuer

Titel: Die Drachenreiter von Pern 08 - Nerilkas Abenteuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey
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sie seit vielen Planetenumläufen Übung, und ich hatte einmal mitangehört, wie sie zu einer der Tanten sagte, sie sei ganz froh, hin und wieder den Aufmerksamkeiten des Barons zu entgehen. Aber ich konnte Anella nicht leiden. Sie kicherte albern und hängte sich wie eine Klette an Vater. Sobald er sie nicht beachtete, machte sie sich an Mostar heran. Sie hoffte wohl, Vater würde sie mit meinem Bruder verheiraten, wenn er genug von ihr hatte. Ich hätte ihr gern ins Gesicht geschleudert, daß Mostar andere Pläne hatte. Dabei wußte ich selbst nicht so genau, ob ihr jüngster Sohn von Vater stammte oder von Mostar.
    Ärgerlich verdrängte ich meine boshaften Gedanken.
    Zumindest hatte das Kerlchen eine ausgeprägte Familienähnlichkeit. Mit meinem Gürtelmesser trennte ich den Teil der Botschaft ab, der für Campen bestimmt war, und schob ihn unter seiner Tür durch. Die weniger verfänglichen Zeilen nahm ich mit in die Küchengewölbe, wo das schläfrige Gesinde eben die Strohmatten zusammenrollte und mit der Morgenarbeit begann. Meine Gegenwart rief zaghaftes Lächeln und eine gewisse Anspannung hervor. Ich bemühte mich um eine freundliche, zuversichtliche Miene und befahl der intelligentesten der Mägde, Vaters Frühstückstablett herzurichten.
    Im Hof stieß ich auf Campen, der den Wisch mit Vaters Anordnung geistesabwesend zusammenknüllte.
    »Was soll ich tun, Rill? Ich kann doch nicht einfach losreiten und diese Person am hellichten Tag in die Burg bringen.«
    »Schleuse sie über die Feuerhöhen ein. Dorthin richtet heute bestimmt keiner sein Augenmerk.«
    »Mir gefällt das nicht, Rill. Mir gefällt das überhaupt nicht.«
    »Wann hat Vater je gefragt, was uns gefällt, Campen?«
    Da ich keine Lust hatte, mir sein hilfloses Gejammer weiter anzuhören, schlenderte ich zur Kinderkrippe auf der Südseite der Burg. Hier wenigstens befand sich eine Oase des Friedens - soweit man bei neunundzwanzig Säuglingen und Kleinkindern von Frieden sprechen konnte. Die Mädchen wickelten, badeten und fütterten die Babys unter dem wachsamen Blick von Tante Lucil und ihren Pflegerinnen. Bei dem Stimmengewirr, das hier herrschte, hatte man die Trommelbotschaften sicher nicht genau genug mitverfolgt, um sich Sorgen zu machen. Die Kinderkrippe besaß ihre eigene kleine Küche, und ich überlegte mir, daß ich den Trakt vollständig abriegeln konnte, wenn die Seuche tatsächlich auf Burg Fort eingeschleppt wurde. Vielleicht sollte ich zur Vorsorge schon jetzt die wichtigsten Vorräte herschaffen lassen…
    Als nächstes inspizierte ich die Wäscherei und die Leinenkammer und schlug einen Großwaschtag vor, denn das Wetter war sonnig und nicht zu kalt. Die Tante, die hier die Aufsicht führte, war eine gutmütige Person, zögerte solche Unternehmen aber meist hinaus, weil sie der irrigen Ansicht war, daß sie ihre Mägde ständig überlastete. Ich wußte, daß auch Mutter ihr meist einen Schubs geben mußte, ehe sie mit der Arbeit anfing. Es war mir ein wenig peinlich, daß ich mir, wenn auch vorübergehend, Mutters Stellung anmaßte, aber wenn der schlimme Ernstfall eintrat, würden wir jede Menge Leinen benötigen.
    Die Weber saßen eifrig an der Arbeit, als ich ihre Werkstatt betrat. Eben wurde eine große Spule des robusten Mischgarns, auf das meine Mutter so stolz war, vom Schützen genommen. Tante Sira begrüßte mich mit gewohnt kühler, beherrschter Miene. Vermutlich hatte sie trotz des Klapperns der Holzrahmen einen Teil der Trommelbotschaften verstanden, aber sie enthielt sich jeden Kommentars über die Vorgänge auf Pern.
    Ich frühstückte spät in dem kleinen Zimmer des ersten Untergeschosses, das Mutter ihr ›Büro‹ nannte und das ihr wohl hin und wieder als Zufluchtsort diente. Immer noch dröhnten die Trommeln, bestätigten die düsteren Botschaften, die hereinkamen, und leiteten sie an die nächste Station weiter. Auf diese Weise hörte ich die Katastrophenmeldung gleich mehrmals. Als der Code von Keroon erneut aufklang, zuckte ich zusammen und summte laut vor mich hin, um die Nachricht zu übertönen. Ruatha befand sich ganz in der Nähe. Weshalb erhielten wir keine Botschaft von dort, keine Beruhigung, daß es Mutter und meinen Schwestern gut ging?
    Ein Klopfen unterbrach meine angstvollen Gedanken, und ich war fast froh, als ich hörte, daß Campen mich im ersten Stock erwartete. Auf halber Treppe kam mir in den Sinn, daß er wohl mit Anella zurückgekehrt war. Wenn sie sich im ersten Stock befanden,

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