Die Drachenreiter von Pern 09 - Drachendämmerung
erwähnt, im ursprünglichen Versteck sei nicht mehr viel übrig, aber Kenjo habe die Mariposa nachgetankt. Die Zahlen, die Sallah zu Anfang gemeldet hatte, deuteten auf sehr viel größere Mengen hin, als Paul neulich nachts in der Höhle gesehen hatte. Nun, das veruntreute Gut - ja, das war der richtige Ausdruck - war schließlich doch noch der richtigen Verwendung zugeführt worden. Vielleicht wußte Kenjos Frau, wo er den Rest gelagert hatte.
Mit diesem Gedanken tröstete sich Paul. Kenjos Frau wußte bestimmt, ob es auf der Honshu-Besitzung noch weitere Treibstoffsäcke gab. Aber jetzt mußte er sich mit dem unmittelbar anstehenden Problem beschäftigen. Ein Mann war ermordet worden, und ein zweiter war dem Tode nahe, und das auf einem Planeten, auf dem es bis zu diesem Augenblick kein Kapitalverbrechen gegeben hatte.
»Ongola wird es überleben«, sagte der Arzt und schenkte Paul noch einmal ein. »Er hat eine phantastische Konstitution, und wir werden jedes erforderliche Wunder wirken. Wahrscheinlich hätten wir auch Kenjo retten können, wenn wir früher gekommen wären. Hirntod. Trinken Sie das - Sie sehen miserabel aus.«
Paul leerte das Glas und stellte es mit entschlossenem Schwung ab. Dann holte er tief Luft und stand auf. »Danke, es geht wieder. Kümmern Sie sich lieber um Ongola. Wir müssen wissen, was passiert ist, sobald er das Bewußtsein wiedererlangt. Und möglichst keine Gerüchte, Leute!« bat er die übrigen Anwesenden.
Er verließ den Notaufnahmeraum und wandte sich sofort dem Gebäude zu, wo Ezra am Interface saß. Unterwegs grübelte er über das Rätsel nach, gegen das sich sein in geordneten Bahnen verlaufendes Denken sträubte. Er hatte die Mariposa starten sehen. Wer hatte sie geflogen? Er holte Emily von ihrem Büro ab und berichtete ihr von der Katastrophe. Ezra war überrascht, als der Admiral und die Gouverneurin bei ihm auftauchten; der Flug der Mariposa sollte als Routineangelegenheit behandelt werden.
»Kenjo ist tot und Ongola schwer verletzt, Ezra«, sagte Paul, sobald er die Tür hinter sich geschlossen und versperrt hatte. »Wer fliegt also die Mariposa?«
»Bei allen Göttern im Himmel!« Ezra sprang auf und zeigte auf den Monitor, auf dem die sicher angedockte Gig deutlich zu erkennen war. »Der Flug war so berechnet, daß er das richtige Fenster erwischte, aber das Andocken sollte dem Piloten überlassen werden. Es hat alles perfekt geklappt. Das schafft nicht jeder.«
»Ich werde nachprüfen, wo sich die einzelnen Piloten aufhalten, Paul«, sagte Emily und griff nach einem Hörer.
Paul starrte auf den Monitor. »Ich glaube, das ist nicht nötig. Ruf -« Paul hatte ›Ongola‹ sagen wollen und fuhr sich nun mit der Hand über das Gesicht.
»Wer ist im Wetterbeobachtungsturm?«
»Jake Chernoff und Dieter Clissmann«, meldete Emiiy.
»Dann frag Jake, ob irgendwelche nicht umgebauten Schlitten auf dem Gitter stehen. Stell genau fest, wo sich Stev Kimmer, Nabhi Nabol und Bart Lemos befinden. Und« - Paul hob warnend die Hände -»ob Avril Bitra irgendwo gesehen wurde.«
»Avril?« wiederholte Ezra und machte gleich wieder den Mund zu.
Plötzlich stieß Paul einen Schwall von so wüsten Beschimpfungen aus, daß sogar Ezra ihn entgeistert ansah, und verließ türenknallend den Raum. Emily konzentrierte sich darauf, die Piloten zu suchen, und hatte sie alle gefunden, als Paul zurückkehrte und sich schwer atmend gegen die geschlossene Tür lehnte.
»Wo Stev, Nabhi und Lemos sind, wissen wir. Wo warst du?« fragte Emily.
»Ich habe Ongolas Raumanzug durchsucht. Doc sagt, er wird sich von seinen Verletzungen erholen. Die Strebe hätte fast seinen Schultermuskel durchtrennt und ihn zum Krüppel gemacht. Aber -« Paul hielt mit Daumen und Zeigefinger einen kleinen Kristallwürfel in die Höhe. »Mit der Mariposa wird niemand sehr weit kommen.« Er nickte grimmig, als Ezra erkannte, was der Admiral in der Hand hatte. »Eines der wichtigeren Teile des Steuersystems! Ongola hatte es noch nicht wieder eingebaut.«
»Aber wie konnte dann - Avril?« Emily wartete auf eine Bestätigung. Paul nickte langsam. »Ja, es muß Avril sein, nicht wahr? Aber was will sie auf der Yoko ?«
»Der erste Schritt, um das System zu verlassen, Emily. Wir waren sträflich leichtsinnig. Ja, ich weiß, wir haben dies hier«, gab er zu, als Emily auf den Chip deutete. »Aber wir hätten nicht zulassen dürfen, daß es überhaupt so weit kommt. Und wir wußten doch alle, was für ein Mensch
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